Paul Klee - Anfang eines Gedichtes, 1938

Paul Klee - Anfang eines Gedichtes, 1938

Im Jahr 1938, zwei Jahre vor seinem Tod, beschäftigt sich Klee intensiv mit Schrift, Schriftzeichen und ganz allgemein zeichenhaften Bildelementen. Es entstehen mehrere Werke unter dem Titel «Alphabet».
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Lassen Sie sich unsere Werke von Paul Klee auf informative und unterhaltsame Art näherbringen. Die Inhalte der Podcasts bieten den HörerInnen klassiche Werkbeschreibungen und Hintergrundinformationen zu ausgewählten Exponaten von Paul Klee.

Beschreibung

vor 7 Jahren
Im Jahr 1938, zwei Jahre vor seinem Tod, beschäftigt sich Klee
intensiv mit Schrift, Schriftzeichen und ganz allgemein
zeichenhaften Bildelementen. Es entstehen mehrere Werke unter dem
Titel «Alphabet», in denen scheinbar wahllos ein Haufen Buchstaben
auf der Bildfläche verteilt ist. Eines der Alphabet-Bilder malt
Klee gar auf Zeitungspapier. Auch bei «Anfang eines Gedichtes»
verteilt Klee Buchstaben über den Bildraum. Gegen den unteren
Bildrand erscheinen sie etwas gedrängter, oben lockerer verteilt.
Es sind mehrheitlich Konsonanten. Mit fünf Ziffern bezeichnet Klee
Wörter am Rande des Buchstabenwaldes. Wenn man sie den Zahlen
folgend liest, entsteht der Satz: «So fang es heimlich an».
Gemeinsam mit dem Werktitel «Anfang eines Gedichtes» scheint uns
Klee hier ebendiesen Anfang eines Gedichtes vor Augen zu führen.
Der weitere Text des Gedichtes ist im Buchstabenwald noch
verborgen, ist vollkommen offen, er muss erst geformt werden. Der
Satz «So fang es heimlich an» bezieht sich auf Johann Sebastian
Bachs Lied «Willst Du Dein Herz mir schenken», dessen erste Strophe
folgendermassen lautet: Willst du dein Herz mir schenken, So fang
es heimlich an, Dass unser beider Denken Niemand erraten kann. Die
Liebe muss bei beiden Allzeit verschwiegen sein, Drum schließ die
größten Freuden In deinem Herzen ein.Neben und zwischen den
nummerierten Wörtern spriessen mehrere Formen hervor, als möchte
Klee nicht nur den Akt des Dichtens eines Gedichtes zeigen, sondern
genauso könnte hier ein Bild, etwa eine Landschaft am Anfang
dargestellt sein. Einmal mehr setzt Klee den Schöpfungsakt des
Künstlers in Bezug zu Wachstum und Veränderung in der Natur. Im
Text «Schöpferische Konfession» von 1920 schreibt Klee: «Die
Genesis der Schrift ist ein sehr gutes Gleichnis der Bewegung. Auch
das Kunstwerk ist in erster Linie Genesis, niemals wird es als
Produkt erlebt.» Und in seinen Notizen zu seinem Unterricht am
Bauhaus hält er fest: «Schrift und Bild, das heisst schreiben und
bilden sind wurzelhaft eins.» Damit kommt eine weitere Ebene hinzu:
Klee zeigt einerseits wie hier ein Gedicht entsteht, das zudem wie
eine Pflanze zu wachsen scheint. Gleichzeitig entsteht während der
Entstehung des Gedichtes auch ein Bild. Schreiben und Gestalten,
Bild und Schrift sind eins geworden.

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