042 – Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg

042 – Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg

In dieser Episode diskutiere ich unsere gesellschaftliche Verwundbarkeit mit Herbert Saurugg. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen, im Besonderen auch auf unser europäisches Stromversorgungssystem und die Gefahren eines Blackouts. Herbert Sauru...
1 Stunde 4 Minuten
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 2 Jahren

In dieser Episode diskutiere ich unsere gesellschaftliche
Verwundbarkeit mit Herbert Saurugg. Wir werfen einen Blick
hinter die Kulissen, im Besonderen auch auf unser europäisches
Stromversorgungssystem und die Gefahren eines Blackouts.


Herbert Saurugg ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft
für Krisenvorsorge und ist internationaler Blackout- und
Krisenvorsorgeexperte, Autor zahlreicher Fachpublikationen sowie
gefragter Keynote-Speaker und Interviewpartner zum Thema »ein
europaweiter Strom-, Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall«.


Er beschäftigt sich seit 10 Jahren mit der steigenden Komplexität
und Fragilität lebenswichtiger Infrastrukturen sowie mit den
möglichen Lösungsansätzen, wie die Versorgung mit lebenswichtigen
Gütern wieder robuster und antifragil gestaltet werden
kann. 


In dieser Episode frage ich, was Katastrophenschutz im 21.
Jahrhundert ausmacht, welche Rolle die immer stärkere
Vernetzung aller technischer und gesellschaftlicher Systeme in
diesem Zusammenhang spielen. Denn Strom, Internet,
Kommunikation, Lieferketten und wieder Stromversorgung stehen in
einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Können wir
etwa die IT-Systeme nach einem kompletten (ungeplanten) Shutdown
überhaupt wieder hochfahren? Wer hat diese Erfahrung im großen
Maßstab?


Was verstehen wir in diesem Kontext unter Resilienz und
Robustheit sowie Antifragilität? 


Warum ist Antizipation und rechtzeitiges, regelmäßiges Lernen
wichtig (lernen und verhindern von Ausfällen, aber ebenso die
Vorbereitung auf die Bewältigung eines Ausfalls wesentlicher
technischer Infrastruktur)?


Wir fürchten uns heute oft vor Volatilität, aber in der Praxis
ist Volatilität gerade nicht das Problem, wir stecken häufig im
Verlässlichkeits- / Sicherheitsparadox fest und haben immer
mehr Rückfallebenen abgebaut: Effizienz steht vor Resilienz:


»Most modern efficiencies are deferred punishment.«, Nassim Taleb


Eine – etwa bei der Energiewende – selten diskutierte Frage
von großer Bedeutung ist: Wie lange dauert es, bis wir als
Gesellschaft eine Großtechnologie im Griff haben? Nur weil
wir uns eine Groß-Infrastruktur vorstellen können und die
einzelnen Teile kennen, bedeutet dies noch lange nicht, dass wir
sie auch als komplexes System begreifen. Im Zuge der
Energiewende hin zu »erneuerbaren« Energien verlieren wir gerade
große Teile an »Momentanreserven«. Warum sind diese aber zentral
für die Netzstabilität?


Dass die Gefahr eines europaweiten Strom-Blackouts nicht nur
theoretisch ist, hat ein Vorfall im Jänner 2021 gezeigt: was ist
mit dem europäischen Stromnetz passiert, wie kann es sein, dass
wir knapp vor einem Blackout gestanden sind, und die Medien über
dieses extrem wichtige Ereignis fast nicht berichtet haben? Warum
war das die schwerste Störung seit Jahrzehnten und was sind die
Folgen für die Zukunft?


Herbert Saurugg erklärt, was ein (europaweites) Blackout bedeuten
könnte: wie kann es dazu kommen, was wären die Folgen für
verschiedene gesellschaftliche Systeme? Wie lange würde es
dauern, bis wir einen »Normalzustand« wieder hergestellt hätten?


»Spätestens am Ende der ersten Woche wäre eine Katastrophe zu
erwarten, d. h. die gesundheitliche Schädigung bzw. der Tod sehr
vieler Menschen sowie eine mit lokal bzw. regional verfügbaren
Mitteln und personellen Kapazitäten nicht mehr zu bewältigende
Problemlage.«, TAB-Studie


Was sind weitere Hintergründe und Zusammenhänge in der
europäischen Stromversorgung, die zu einem Blackout führen
können: Privatisierung, Erzeugung, Verbrauch, Stromhandel?


Welche Rolle spielt die »Energiewende« in der zunehmenden
Fragilität unserer Netze und warum spielen Stromspeicher eine
fundamentale Rolle in einem robusten Netz? Welche Leistung
bringen Solar- oder Windanlagen in der Praxis tatsächlich und was
stimmt hier häufig bei der Kommunikation nicht?


Haben wir es gerade mit einer Energiewende oder eher einer
Realitätsverweigerung, mit einer Technik- oder Kulturwende zu
tun? Was sollten wir individuell, als Gesellschaft und
politisch unternehmen um eine ernstzunehmende Energiewende
hinzubekommen, welche Vorbereitungsmaßnahmen sollte jeder
von uns in den Alltag integrieren?


Können wir von der Natur lernen, gemeinschaftliche
Unterstrukturen, funktionale Einheiten, Energiezellensystem
schaffen um Störungen nicht großflächig ausbrechen zu
lassen? 


Und nicht zuletzt spricht Herbert Saurugg eine Idee an, die in
einer Technik-verliebten Welt vergessen ist: manchmal kann man
Systeme durch Entfernen von Technik verbessern! Mehr ist
nicht in allen Fällen besser!


Referenzen


Herbert Saurugg


Fachblog: www.saurugg.net

Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge

https://www.saurugg.net/blackout

Leitfäden und Hilfestellungen für die Eigenvorsorge und
Selbsthilfe

Email office@saurugg.net

Twitter: @herbertsaurugg 

LinkedIn: Herbert Saurugg



Andere Episoden


Episode 10: Komplizierte Komplexität

Episode 17: Kooperation

Episode 23: Frozen Accidents

Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit

Episode 27: Wicked Problems

Episode 36: Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna
Veronika Wendland

Episode 40: Software Nachhaltigkeit, ein Gespräch mit Philipp
Reisinger



Fachliche Referenzen


Die Grenzen des Wachstums, Bericht an den Club of Rome zur
Lage der Menschheit (1972)

Die Grenzen des Denkens (2010)

Die neuen Grenzen des Wachstums (1993)

Bericht Bundesrechnungshof „Umsetzung der Energiewende im
Hinblick auf die Versorgungssicherheit“ (2021)

TAB-Studie: „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner
Gesellschaften durch Stromausfall“ (2011)

Großstörung am 08. Jänner 2021

Europa auf dem Weg in die Katastrophe (2021)

Nassim Taleb, Antifragilität – Anleitung für eine Welt, die
wir nicht verstehen (2013)

Resilienz

„Weniger ist mehr“ fällt schwer, ORF (2021)



 

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