Wie retten wir unser Geld vor der Inflation? (Holzinger-Burgstaller)

Wie retten wir unser Geld vor der Inflation? (Holzinger-Burgstaller)

34 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Rosemarie Schwaiger spricht mit Erste-Bank-Chefin Gerda
Holzinger-Burgstaller

Zum ersten Mal seit elf Jahren erhöhte die Europäische
Zentralbank jüngst den Leitzins - von Null auf 0,5 Prozent.
Weitere Erhöhungen sind wahrscheinlich. Schneller geht es auf der
anderen Seite: Die Inflation, also die Geldentwertung, steigt in
atemberaubendem Tempo. Aktuell liegt die Teuerung in Österreich
bei neun Prozent. Kleinanleger sollten jetzt nicht versuchen, die
Inflation zu schlagen, empfiehlt Gerda Holzinger-Burgstaller,
Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich, im Podcast der
Agenda Austria. „Was wir unseren Kundinnen und Kunden raten, ist,
in Tranchen zu investieren. Niemand wird etwa bei Aktien immer
den exakt richtigen Zeitpunkt erwischen. Wir empfehlen auch,
gestreut vorzugehen, also nicht nur in Aktien zu investieren,
sondern auch in andere Assetklassen. Anleihen zum Beispiel werden
zunehmend interessant.“ 


Die Zinsen würden wohl noch weiter steigen, meint die
Erste-Bank-Chefin. Allerdings werde der Aufwärtstrend Grenzen
haben: „Wir werden in Österreich sicher keine Situation erleben
wie in Tschechien, wo die Zinsen schon bei sieben Prozent sind.“


Aktuell sei die Situation für Sparer besonders schwierig. Sein
Geld auf einem Sparbuch zu parken, sei allerdings schon seit
geraumer Zeit keine gute Idee: „So krass wie jetzt wird es in den
nächsten Jahren nicht mehr sein. Die Inflationsentwicklung zeigt
nach unten. Aber negative Realzinsen gibt es mit ein paar kurzen
Unterbrechungen schon sehr lange. Seit 20 Jahren erleiden
Menschen einen Kaufkraftverlust, wenn sie Geld auf ihrem Konto
oder auf einem Sparbuch liegen lassen.“


Auch mit einer sehr geschickten Anlagestrategie werden sich
Wohlstandsverluste durch die hohe Inflation vermutlich nicht
vermeiden lassen, meint Holzinger-Burgstaller: „So ehrlich muss
man sein. Egal, welche Maßnahmen beschlossen werden, kein Staat
wird hier alles ausgleichen können.“ 


Die Top-Bankerin beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Frauen
und Geldanlage. Frauen hätten im Schnitt nicht nur weniger Geld
zur Verfügung als Männer, sie gehen bei der Veranlagung auch
anders vor, sagt die Expertin. Das Ziel sei meist die Absicherung
der Familie, an die eigene finanzielle Zukunft werde zu wenig
gedacht: „Frauen tun sicher gut daran, hier ein bisschen
egoistischer zu werden.“ 


Als Frau in einer Spitzenposition ist die Erste-Bank-Chefin nach
wie vor eine Ausnahme. Woran liegt das? Sie persönlich habe zum
Glück immer ein berufliches Umfeld vorgefunden, in dem sie stark
gefördert worden sei, sagt Holzinger-Burgstaller. „Ich hatte aber
auch den Mut und die Bereitschaft, den letzten Schritt zu tun.
Leider erlebe ich es öfter, dass wir versuchen, Frauen in
Führungspositionen zu bringen, und manche scheuen dann diesen
letzten Schritt.“ 


Gerda Holzinger-Burgstaller, 43, ist gebürtige
Niederösterreicherin. Sie studierte an der Wirtschaftsuniversität
in Wien und war zu Beginn ihrer Karriere für die
Finanzmarktaufsicht tätig. 2006 erfolgte der Wechsel zur Erste
Bank. Seit Anfang 2021 ist sie Vorstandsvorsitzende des Instituts
und unter anderem zuständig für das Privatkundengeschäft.

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