Gibt es ein neues Leben nach der Pleite? (Damian Izdebski)

Gibt es ein neues Leben nach der Pleite? (Damian Izdebski)

43 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Rosemarie Schwaiger spricht mit dem Unternehmer Damian
Izdebski

Damian Izdebski war der Gründer und Chef des Computerhändlers
Ditech. Nach Jahren mit enormem Wachstum und sehr positiver
Medienresonanz schlitterte das Unternehmen 2014 in den Konkurs.
Damian Izdebski war plötzlich nicht mehr Everybody´s Darling,
sondern ein Pleitier. Diese Erfahrung sei hart gewesen, erzählt
Izdebski im Podcast der Agenda Austria: „Ditech war unser Baby,
unsere Leidenschaft, unser Lebenszweck. So ein Baby nach 15
Jahren zu Grabe zu tragen, ist kein schöner Moment.“  


Doch die Pleite war auch lehrreich. Der Unternehmer hält Vorträge
über diese Zeit – und er hat ein Buch mit dem Titel „Meine besten
Fehler“ geschrieben. Der Hauptgrund für die Insolvenz von Ditech
seien die viel zu hohe Fremdkapitalquote und die starke
Abhängigkeit von Kreditversicherern gewesen, sagt Izdebski. Schon
im Sommer 2013 sei die Liquidität zusammengebrochen. Im Rückblick
hätte sich die schwache Eigenkapitaldecke zwei Jahre vor der
Pleite leicht erhöhen lassen, meint Izdebski heute: „Die
Investoren standen damals Schlange. Wir wollten sie nur nicht.“
Weil es lange so gut lief, habe sich wohl eine Euphorie breit
gemacht. „Ich glaube, wir haben mit dem Erfolg viele Probleme
erschlagen. Wie man so sagt: In einem Taifun können auch Schweine
fliegen.“


Damian Izdebski und seine damalige Frau Aleksandra zahlten einen
hohen Preis – und zwar nicht nur finanziell. Die Reaktionen
seines Umfelds seien für ihn emotional am härtesten gewesen,
erzählt der Unternehmer. „Kurz vor der Insolvenz hatte ich in
meinem Handy wahrscheinlich 1000 Leute gespeichert. Alles super
Freunde, zum Teil langjährige Geschäftspartner. Ich war
reflektiert genug, um zu wissen, dass es großteils die Freunde
des Ditech-Eigentümers waren und nicht die von Damian. Trotzdem
ist es sehr hart, zu erkennen, dass sich 90 bis 95 Prozent dieser
Menschen in einer Sekunde von dir abwenden. Das bedeutet: Du
rufst einen Freund oder Geschäftspartner an, und der hebt nicht
mehr ab, auch nicht beim zweiten oder dritten Versuch.“ 


Doch Damian Izdebski rappelte sich wieder auf. Mit 10.000 Euro,
die ihm sein bester Freund geborgt hatte, reiste er für ein paar
Monate nach Kalifornien. Die Reaktionen dort hätten ihn enorm
aufgebaut, sagt er heute:„In Österreich waren die 15 Jahre Erfolg
sofort ausgeblendet und vergessen, es zählte nur mehr die
Insolvenz. Für die Amerikaner war die gesamte Geschichte
interessant.“ Deshalb habe er anschließend begonnen, das Buch zu
schreiben und Vorträge über sein Scheitern zu halten: „Ich habe
dieses Wissen sehr teuer bezahlt. Deshalb fände ich es schade,
wenn ich es nicht teilen würde.“  


Ein Jahr nach der Pleite gründete Izdebski mit Hilfe von
Investoren ein neues Unternehmen. Die „Techbold“ ist ein
IT-Dienstleister und wächst ebenfalls stark. Ob es noch einmal so
kolossal schief gehen könnte wie beim ersten Mal? Kein
Unternehmer könne das ausschließen, meint Damian Izdebski, eine
Erfolgsgarantie gebe es nie. Aber das Risiko sei bei ihm jetzt
minimal. „Wir sind ganz anders finanziert und haben 85 Prozent
Eigenkapital statt acht Prozent wie die Ditech.“ 


Damian Izdebski, 46 wurde in Polen geboren und war 15 Jahre alt,
als seine Familie nach Österreich auswanderte. Er lernte Deutsch,
machte die HAK-Matura und begann ein Studium der
Wirtschaftsinformatik an der TU. Noch vor dem Abschluss gründete
er Ditech, das er gemeinsam mit seiner damaligen Frau Aleksandra
zu einem der größten IT-Handelsunternehmen machte. 2014
schlitterte Ditech in die Insolvenz. Damian Izdebski schrieb ein
Buch über sein Scheitern und hält Vorträge – vor kurzem auch in
der Agenda Austria. Sein neues Unternehmen, Techbold, hat sich
auf IT-Dienstleistungen spezialisiert. 

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