Respiratory Syncytial Virus-bedingte Hospitalisationen bei einer Kohorte von Frühgeborenen im Münchner Raum

Respiratory Syncytial Virus-bedingte Hospitalisationen bei einer Kohorte von Frühgeborenen im Münchner Raum

Beschreibung

vor 20 Jahren
Vor dem Hintergrund einer Prophylaxe von Infektionen durch das
Respiratory Syncytial Virus, die mit dem seit 1999 in Deutschland
zugelassenen monoklonalen Antikörper Palivizumab möglich ist,
werden regionale Daten zu Häufigkeit und prädisponierenden Faktoren
schwerer RSV-Infektionen benötigt. Die vorliegende Arbeit liefert
Ergebnisse zur Häufigkeit, zu Risikofaktoren und zum Verlauf
RSV-bedingter Hospitalisationen bei Frühgeborenen in München,
Augsburg und Rosenheim. Eine Gruppe von Frühgeborenen, die bereits
eine RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab
erhielt, wurde gesondert betrachtet. Es wurde eine Gesamtkohorte
von 1103 Frühgeborenen mit einem Gestationsalter von unter 36
Schwangerschaftswochen, die zwischen dem 01.11.1998 und dem
31.10.1999 in einem von 9 beteiligten neonatologischen Zentren
stationär aufgenommen wurden, gebildet. Die Eltern dieser
Frühgeborenen wurden nach erneuten Klinikaufenthalten ihrer Kinder
aufgrund von Atemwegsinfektionen befragt. Die Ergebnisse einer
Gruppe von 717 Patienten (65,0% der Gesamtkohorte) konnten in die
endgültige Analyse einbezogen werden. Es wurden Hospitalisationen
in den Monaten von Oktober bis einschließlich Mai in den Jahren
1998 / 1999 und 1999 / 2000 ausgewertet. Es ergab sich ein
Hospitalisationsrisiko von 10,6% für Atemwegsinfektionen und ein
Hospitalisationsrisiko von 5,2% für RSV-bedingte Infektionen. Die
Inzidenzdichte, bezogen auf die RSV-Saisons 1998 / 1999 und 1999 /
2000, betrug 71,4 Fälle pro 1000 Frühgeborene pro RSV-Saison. Als
statistisch signifikante Risikofaktoren für eine RSV-bedingte
Hospitalisation erwiesen sich eine intratracheale Beatmung von mehr
als 7 Tagen Dauer, eine zusätzliche Sauerstoffsubstitution von mehr
als 7 Tagen Dauer, das männliche Geschlecht, die Diagnosen
bronchopulmonale Dysplasie und persistierender Ductus arteriosus
und eine Entlassung aus der stationären Frühgeborenenpflege im
Zeitraum von Oktober bis Dezember. Desweiteren hatten Frühgeborene,
die aufgrund einer RSV-Infektion hospitalisiert werden mussten,
eine statistisch signifikant größere Anzahl von Geschwistern, sie
hatten signifikant häufiger Geschwister, die eine Kinderkrippe,
einen Kindergarten oder eine Schule besuchten und sie lebten mit
einer signifikant größeren Anzahl von Personen in einem Haushalt
zusammen als die Kinder ohne RSV-Hospitalisation. Mittels
logistischer Regression wurden die Diagnose bronchopulmonale
Dysplasie, das männliche Geschlecht und der Besuch eines
Kindergartens oder einer Schule durch Geschwisterkinder als
unabhängige Risikofaktoren identifiziert. Die Entlassung aus der
Neonatologie in den Monaten Oktober, November und Dezember war
statistisch grenzwertig nicht signifikant. Die 37 RSV-bedingten
Hospitalisationen, zu denen es innerhalb der Studienpopulation kam,
hatten eine durchschnittliche Dauer von 11,2 ± Tagen (Mittelwert ±
Standardabweichung; Median: 8 Tage). 16,2% der Patienten mussten
auf eine Intensivstation verlegt werden. 35 Frühgeborene erhielten
laut Elternangaben im Winter 1998 / 1999 bzw. 1999 / 2000 eine
RSV-Prophylaxe mit Palivizumab. 54,3% dieser Patienten hatten eine
bronchopulmonale Dysplasie. Von den 35 Patienten wurde ein
Frühgeborenes aufgrund einer Atemwegsinfektion, die wahrscheinlich
RSV-bedingt war, hospitalisiert. Dies würde einem
Hospitalisationsrisiko von 2,9% entsprechen. Aus den
Hospitalisationszahlen der vorliegenden Arbeit kann man folgern,
dass 35 Frühgeborene eine RSV-Prophylaxe erhalten müssten, um eine
RSV-bedingte Hospitalisation zu verhindern. Da sich die
Hospitalisationsrisiken in der vorliegenden Arbeit und in einigen
anderen Studien der letzten Jahre als niedriger als erwartet
erwiesen, ist vor dem Hintergrund der hohen Kosten einer
RSV-Prophylaxe mit Palivizumab zu erwägen, die Indikationen für die
Durchführung dieser Prophylaxe weiter einzuschränken. Weitere
Studien zu Inzidenz und Verlauf von RSV-bedingten Hospitalisationen
bei Risikopatienten werden nötig sein, um Patientengruppen, die von
einer Prophylaxe profitieren, noch genauer definieren zu können.

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