Eltern-Objektrepräsentanzen psychiatrischer Patienten im jungen Erwachsenenalter

Eltern-Objektrepräsentanzen psychiatrischer Patienten im jungen Erwachsenenalter

Beschreibung

vor 20 Jahren
Die Selbst- und Objektrepräsentanzen werden als fundamentale
Determinanten der Persönlichkeit eines Menschen betrachtet. Es wird
angenommen, dass die kindliche Beziehung mit der ersten
Bezugsperson, in der Regel die Eltern, eine kritische Bedeutung für
die Bildung von internalisierten Selbst- und Objektrepräsentanzen
(3) hat. Bei extrem unterschiedlichen Persönlichkeiten müssten
demzufolge die Objektrepräsentanzen, v.a. der Eltern, strukturell,
affektiv und inhaltsmäßig verschieden sein (3). Die Strukturen der
Objektrepräsentanzen reaktivieren sich im täglichen Miteinander, so
dass sie durch geeignete Methoden abrufbar erscheinen. Damit wird
ein Vergleich der Objektrepräsentanzen zwischen Individuen im
Hinblick auf Unterschiede, deren Einfluss auf die Persönlichkeit
und etwaige Störungen bis hin zu Psychopathologie möglich. Von
diesen Überlegungen ausgehend, ergibt sich für diese Arbeit
folgende Problemstellung: Inwieweit kann eine entsprechende
Konstellation der Objektrepräsentanzen, insbesondere der Eltern,
das individuelle Risiko für eine Psychopathologie erhöhen oder
damit in Zusammenhang stehen? Unter Berücksichtigung der Literatur
zu diesem Themenkomplex erscheinen nachfolgende Fragen von
Bedeutung: Gibt es einen Unterschied in den Konstellationen der
Elternrepräsentanzen zwischen akut psychotischen Patienten und
Gesunden im jungen Erwachsenenalter? Sind bestimmte Konstellationen
der Elternrepräsentanzen assoziiert mit gewissen sozialen
Lebensbedingungen? Lässt sich allein von der Konstellation der
Elternrepräsentanz oder gerade durch Hinzunahme
soziodemographischer Informationen ein erhöhtes Risiko für
Psychopathologie ableiten? Inwiefern lassen sich die Ergebnisse
dieser Untersuchung von denen Blatts et al. (9) unterscheiden oder
bestätigen? Gibt es ferner in der aktuellen Literatur eine
Übereinstimmung mit den Ergebnissen? -121- Methodisch wurde so
vorgegangen, dass von 51 akut psychotischen Patienten während eines
stationären Aufenthaltes und von 121 gesunden Probanden im Alter
von 18-26 Jahren spontane Elternbeschreibungen erfasst und anhand
der Parental Rating Scale (PRS) von Blatt et al. (8) ausgewertet
wurden. Ferner wurden soziodemographische Daten bei Patienten und
Probanden nach Kapfhammer (11) erhoben. Aus den hiervon gewonnenen
Rohdaten wurden mit diversen statistischen Verfahren (Mittelwerte,
prozentuale Verteilung, Varianzanalysen, Korrelationen, Logistische
Regressionsanalyse, Faktorenanalyse) folgende Ergebnisse ermittelt:
Es gibt Unterschiede der Elternrepräsentanzen zwischen akut
psychiatrisch Erkrankten und Gesunden im jungen Erwachsenenalter.
Durchwegs befinden sich die Patienten auf einem tieferen
Bewertungsniveau, deren Eltern sind nach S.Blatts Faktorenvergleich
hochsignifikant weniger „Ehrgeizig“, nach den eigenen Faktoren
weniger engagiert bezüglich „Sorge“, „Bestrebt“ und „Ehrgeizig“.
Die Hinzunahme soziodemographischer Informationen erscheint für
eine Risikoabschätzung hinsichtlich der Entwicklung von
Psychopathologie hilfreich, ist aber laut multimetrischem
Vorhersagemodell anderen Merkmalen untergeordnet. Dieses besagt,
dass allein anhand der Konstellation der Elternrepräsentanzen v.a.
mittels der Merkmale Intellektuell, Aburteilend, sowie Ehrgeizig,
Strafend und Ambivalenz, eine Vorhersage darüber getroffen werden
kann, ob diese von einem gesunden oder akut psychiatrisch
erkrankten, jungen Erwachsenen stammen. Diese Ergebnisse finden
z.T. eine Bestätigung in der Literatur. Die Frage, welche
Konstellation der Elternrepräsentanz mit welcher bestimmten Form
von Psychopathologie einhergeht, kann auch mit den vorliegenden
Daten (zu geringer Datensatz) nicht beantwortet werden. Nachdem
neuere Studienergebnisse auf ein mögliches psychisches „Nachreifen“
durch entsprechende Psychotherapie bei psychiatrischen Patienten
hinweisen und damit eine Verbesserung der Selbst- und
Objektwahrnehmung der Eltern einhergeht, könnte die PRS zukünftig
als Messinstrument zunächst zur Unterscheidung von
Gesund/Nicht-Gesund, v.a. aber zur Verlaufskontrolle hinsichtlich
der Effektivität einer Psychotherapie, sowie zur routinemäßigen
Verlaufskontrolle bei psychiatrisch Erkrankten, um etwaigen
Rückfällen oder Chronifizierungen rechtzeitig begegnen zu können,
dienen.

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