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Episoden
27.12.2025
1 Stunde 1 Minute
In einer Welt, die von Bildern dominiert wird, erscheint ein Leben
ohne Augenlicht nahezu unvorstellbar. Der Philosoph Tobias Litterst
ist seit Geburt blind und erzählt, was es heisst, in einer Welt aus
Klängen und Tasteindrücken zu leben. Eine Welt, von der sehende
Menschen viel lernen können. Der deutsche Philosoph Tobias Litterst
hat noch nie eine Farbe gesehen, noch nie den Sternenhimmel
betrachtet. Und doch hat er eine Idee davon. In seinem Buch «Blind
sein – Ein philosophischer Erfahrungsbericht» beschreibt er seine
Welt als konturlos, als flüchtig und als ständigen Widerspruch
zwischen Nähe und Distanz. Die schöne Landschaft ist ungreifbar
weit weg, das Hindernis dagegen gefährlich nah. Seiner Welt fehlt
die Vorhersehbarkeit und die Übersicht. Er ist notgedrungen auf
Hilfe angewiesen, fragt sich nur: Wie hilft man richtig? Was können
sehende Menschen von Blinden lernen? Und welches Weltbild hat man
ohne Bild? Darüber spricht Tobias Litterst mit Yves Bossart.
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25.12.2025
60 Minuten
Heute werde zwar viel über Rassismus und Sexismus gesprochen, aber
viel zu wenig über Klasse. Das meint der Philosoph Hanno Sauer.
Olivia Röllin spricht mit ihm über Statussignale und jene feinen
Unterschiede, die viel über unsere Klassenzugehörigkeit sagen. Fast
alles, was wir tun, ist ein Statussignal. Das zumindest behauptet
der Philosoph Hanno Sauer. Klasse sei nicht nur eine ökonomische
Kategorie, sondern auch Bildung, Wohnort, Netzwerke und Geschmack
entscheiden darüber, wer oben und wer unten steht. Schon an
Aussprache, Körperhaltung oder scheinbar banalen Höflichkeitsgesten
lasse sich ablesen, wo jemand in der sozialen Hierarchie rangiert.
Dieser Hierarchisierung sei kein Fehler des Systems, sondern Teil
unseres menschlichen Wesens. Deshalb argumentiert Sauer, dass es
moderne Gesellschaften ohne Klassenunterschiede nicht geben kann.
Für ihn stellt sich nicht die Frage, wie man Klassen abschafft,
sondern wie sich mit sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit
leben lässt, zumal Klassenunterschiede immer wichtiger werden. Im
Gespräch mit Olivia Röllin erklärt er, warum Klassismus die
vielleicht meistübersehene Form der Diskriminierung ist, was
geschieht, wenn zu viele Personen eine Rolex tragen und wie selbst
moralische Haltungen zu Mitteln des Statuswettbewerbs geworden
sind.
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20.12.2025
1 Minute
Die Zeit ist aus den Fugen. Trumps USA wenden sich von Europa ab.
Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine geht ins vierte Jahr. Wie
lässt sich unsere neue, unheimliche Gegenwart auf den Begriff
bringen? Gespräch mit dem Historiker Karl Schlögel über den Beginn
einer neuen weltgeschichtlichen Epoche. Nichts schwieriger als zu
sagen, was die eigene Gegenwart ausmacht. Auch der mehrfach
preisgekrönte Historiker und Russland-Experte Karl Schlögel gesteht
offen, noch auf der Suche nach den richtigen Begriffen für unsere
Jetztzeit zu sein. Eine Zeit neuer Kriege und Kriegsdrohungen
inmitten Europas, schwankender Demokratien, zerbrechender
Sicherheitsbündnisse und schamlos autokratischen Machtzugriffs. Wie
lässt sich die drohende Selbstaufgabe der amerikanischen Demokratie
begreifen? Was, wenn überhaupt, ist neu an Putins Gewaltherrschaft?
Wie konnte Zentraleuropa sich so lange in Sicherheit wähnen? Haben
„wir“ denn gar nichts aus der Geschichte gelernt? Im Gespräch mit
Wolfram Eilenberger spricht Karl Schlögel, Chronist des 20.
Jahrhunderts und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels
2025, über das Dunkle des gegenwärtigen Augenblicks – und mögliche
Ausgänge in eine hellere Zeit.
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13.12.2025
60 Minuten
Gibt es eine unsterbliche Seele? Und können Maschinen Bewusstsein
haben? Solche Fragen treiben den renommierten Hirnforscher Christof
Koch seit vielen Jahren um. Wie ein Selbst-Versuch mit Psychedelika
seine wissenschaftliche Sicht verändert hat, erzählt er Barbara
Bleisch. Das menschliche Gehirn besteht aus eineinhalb Kilo Wasser,
Fett und Eiweiss. Wie erzeugt diese wabernde Masse inneres Erleben?
Dass sich Dinge für Menschen wohlig oder beängstigend anfühlen,
dass Musik sie berührt und sie betroffen reagieren, wenn jemandem
Unrecht widerfährt? Der Erforschung dieser Frage hat der
deutsch-amerikanische Neurowissenschaftler Christof Koch fast sein
ganzes bisheriges Leben gewidmet. Für seine wissenschaftliche
Arbeit ist er weltbekannt. Er, der als Katholik aufgewachsen ist
und viele Jahre in der Kirche Halt fand, ist heute überzeugt: Eine
unsterbliche Seele gibt es nicht. Nach einem Selbstversuch mit
einer psychedelischen Substanz, die für ihn einer Nahtoderfahrung
gleichkam, ist er sich aber auch sicher: Sterben ist nicht schlimm,
und die Auflösung des eigenen Ichs gehört zum Schönsten, was
Menschen erleben können.
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06.12.2025
60 Minuten
Hannah Arendt gilt als eine der einflussreichsten politischen
Denkerinnen des 20. Jahrhunderts – unkonventionell,
ideologiekritisch, streitbar. Ihr Denken, entstanden aus den
Erschütterungen von Flucht, Exil und Staatenlosigkeit, bleibt 50
Jahre nach ihrem Tod von erstaunlicher Gegenwartskraft. «Denken
ohne Geländer» – diesem Anspruch widmete Arendt ihr ganzes Leben.
Sie durchlebte die Katastrophen des 20. Jahrhunderts, floh vor den
Nationalsozialisten, stellte sich in den USA neu auf und widmete
ihr Leben der Suche nach Wahrheit und Freiheit. Sie beharrte auf
intellektuelle Beweglichkeit statt Zugehörigkeit und war konsequent
ideologiekritisch. Freundschaft wurde für sie zur politischen
Tugend, Pluralität zum Grundprinzip menschlichen Zusammenlebens.
Wie wirken die biografischen Brüche und Neuanfänge in ihr Werk
hinein? Warum spielt Zwischenmenschlichkeit und Freundschaft eine
so zentrale Rolle in ihrer politischen Theorie? Und weshalb
gewinnen Arendts Ideen gerade heute so an Brisanz? Olivia Röllin im
Gespräch mit Grit Strassenberger, Professorin für Politische
Theorie und Autorin der neuen Biografie «Die Denkerin. Hannah
Arendt und ihr Jahrhundert».
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Über diesen Podcast
Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus
Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie
vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer
Zeit.
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