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Episoden
29.11.2025
54 Minuten
Hypersensibel und hochbegabt: Rainer Maria Rilke ist ein Phänomen.
Der 1875 in Prag geborene Dichter wird auch knapp hundert Jahre
nach seinem Tod verehrt wie kaum ein anderer Autor deutscher
Sprache. Lady Gaga trägt sie als Tattoo, auf Instagram und TikTok
entdecken junge Menschen seine Poesie neu. Rilke war ein Suchender
und führte ein ruheloses Leben, getrieben von Angst und der Suche
nach Schönheit, geprägt von intensiven Beziehungen zu starken
Frauen, künstlerischen Krisen und von einer Sensibilität, die
zugleich Bürde und Quell seines dichterischen Genies war. Seine
Texte thematisieren die existenziellen Fragen des Menschseins,
kreisen um Gott und preisen Natur und Tierwelt. Was macht Rilke zu
einem generationenübergreifenden Phänomen? Was hat es mit der
extensiven Liste an Geliebten auf sich, und was hätte Rilke zu
Krisen unserer Zeit zu sagen? Olivia Röllin im Gespräch mit der
Literaturkritikerin und Autorin Iris Radisch und dem
Literaturwissenschaftler und Rilke-Biograf Manfred Koch.
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22.11.2025
1 Stunde 3 Minuten
Der Mensch ist ein Ökosystem. Er lebt in Symbiose mit Bakterien,
Viren und Pilzen. Diese Mikroorganismen halten die Welt am Leben.
Wie aber beeinflussen sie uns Menschen? Yves Bossart spricht über
die Macht der Mikroben mit der Ärztin Giulia Enders und der
Philosophin Anne-Sophie Moreau. Die Hälfte unserer Zellen am Körper
sind keine menschlichen Zellen, sondern die Zellen von kleinsten
Mikroorganismen, vor allem von Bakterien. Sie sind auf unserer
Haut, auf der Zunge, und natürlich im Darm, unserem «zweiten
Gehirn», wie Forschende herausgefunden haben. Bakterien
beeinflussen sogar unser Unbewusstes, sollen für Depressionen und
Ängste mitverantwortlich sein. Es sind Bakterien, Viren und Pilze,
die alle dafür sorgen, dass der Kreislauf des Lebens überhaupt
funktioniert – ein Kreislauf, in dem Kooperation, nicht Konkurrenz,
das Grundprinzip ist. Wie verändert das Wissen über die Macht der
Mikroben unser Bild vom Menschen? Wie frei sind Menschen überhaupt
in ihren Entscheidungen angesichts dieser Abhängigkeiten? Und was
steckt hinter dem aktuellen Trend, eigenes Sauerteigbrot zu machen
und Gemüse zu fermentieren? Ein Gespräch unter der Leitung von Yves
Bossart mit Giulia Enders, Ärztin und Bestsellerautorin («Darm mit
Charme», «Organisch») und mit Anne-Sophie Moreau, Philosophin und
Autorin («Fermentations»).
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15.11.2025
1 Minute
Wer kennt sie nicht: die Online-Enzyklopädie Wikipedia mit ihren
über 60 Millionen Beiträgen in über 300 Sprachen. Sie verspricht,
neutral und objektiv das Wissen der Menschheit zu sammeln. Nicht
alle glauben an das Versprechen. Elon Musk hat mit «Grokipedia» vor
Kurzem ein Gegenprojekt lanciert. Jimmy Wales liebte schon als Kind
Enzyklopädien – und er war ein Computernerd. Mit viel Wagemut,
Know-how und «pathologischem Optimismus», wie der US-Amerikaner und
Wahlbrite von sich sagt, hat er das grösste frei zugängliche
Online-Nachschlagewerk der Welt geschaffen, mit dem heute auch
viele KI-Modelle trainiert werden. Für Wales gibt es nichts
Grossartigeres, als die Welt zu verstehen und das Wissen zu
bewahren und um möglichst viele Perspektiven zu erweitern. Deshalb
arbeitet das Unternehmen nicht kommerziell und unabhängig von
Werbung. Doch der «Tempel für den Geist» wird immer wieder
attackiert – nicht nur von Elon Musk, sondern auch von seinem
ehemaligen Mitstreiter Larry Sanger, die Wikipedia eine
linksliberal geprägte Voreingenommenheit nachsagen. Jimmy Wales
glaubt dennoch an sein Werk und wirbt in seinem soeben erschienenen
Buch «Die 7 Regeln des Vertrauens» für den Glauben an die Kraft der
Kooperation.
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08.11.2025
56 Minuten
Erling Kagge sucht Grenzen – und überschreitet sie immer wieder.
Der Norweger war der erste Mensch, der die «3-Pole-Challenge» zu
Fuss abgeschlossen hat: den Nordpol, den Südpol und den Mount
Everest. Warum er das tat und was er dort fand, beschreibt er in
Bestsellern wie «Stille» oder «Gehen». Ein Leben in Eis und
Hochgebirge: Was für die meisten unvorstellbar klingt, war für den
norwegischen Abenteurer Erling Kagge notwendig. Denn, so sagt er,
man solle sich das Leben stets ein bisschen schwieriger machen, als
es ist – weil es darum gehe, sich selbst zu begegnen und das
Staunen nicht zu verlieren. Staunen konnte er auf seinen
Expeditionen genug. Zum Nordpol war er 58, zum Südpol 50 Tage
unterwegs. Temperaturen zwischen -20 und -50 Grad sind dort normal,
lebensgefährliche Situationen ebenso. Nach den Expeditionen ins
Äusserste wandte sich Kagge den inneren Reisen zu. Er gründete
einen Verlag, wurde einer der bekanntesten Kunstsammler
Skandinaviens und schrieb über Stille und über das Gehen
internationale Bestseller, die in über 40 Sprachen übersetzt
wurden. Darin beschreibt Kagge, wie man in einer lauten Welt einen
inneren Raum der Ruhe finden kann – nicht am Ende der Welt, sondern
mitten im Alltag. Heute will er die Menschen dazu ermutigen, ihren
eigenen Nordpol zu finden, jenen Punkt, an dem sie herausfinden,
was sie wirklich suchen. Und vielleicht auch, was sie loslassen
können. Olivia Röllin spricht mit Erling Kagge über den Schatten
des Vaters, der all seine Expeditionen begleitete, über die Suche
nach der inneren Stille – und darüber, wie es sich anfühlt, wenn
man zwanzig Meter vor einem Eisbären steht, der im Begriff ist
anzugreifen.
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01.11.2025
1 Minute
Marlen Reusser kennt beides: Triumphe als Weltmeisterin und
Europameisterin, gleichzeitig herbe Niederlagen wie Unfälle und
Long Covid. Doch Leiden gehört für sie zum guten Leben dazu.
Barbara Bleisch fragt nach, wie viel Schmerz die Leidenschaft
erträgt und ob Talent verpflichtet. Marlen Reussers Karriere ist in
vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich: Trotz Kindheit auf dem
Bauernhof zieht es sie zur Geige und bereits mit 14 Jahren wird sie
Jungstudentin an der Hochschule der Künste in Bern. Später studiert
sie Medizin, und als sie sich mit Mitte Zwanzig aufs Rad setzt,
fährt sie kurz darauf allen davon. Erst als 27-Jährige wird sie
Profisportlerin und holt im Zeitfahren praktisch alles, was es zu
gewinnen gibt: nebst dem Weltmeistertitel auch viermal den
Europameistertitel, die Olympia-Silbermedaille und zwei Tour de
Suisse-Titel. Doch neben den grossen Triumphen kennt sie auch
krachende Niederlagen, beispielsweise als sie ein WM-Rennen
aufgibt, weil sie merkt, dass ihr an diesem Tag die Motivation
fehlt. Ebenso werfen sie Unfälle und Krankheiten immer wieder
zurück, besonders eine Long Covid-Erkrankung zwingt sie zu einer
längeren Pause ohne zu wissen, ob sie je wieder gesunden wird.
Mithilfe von Hypnose, wie sie sagt, kann sie die Krankheit
schliesslich überwinden und gewinnt dadurch auch einen neuen Blick
auf die Medizin und den Körper. Barbara Bleisch spricht mit der
Ausnahmesportlerin über den Schmerz der Niederlage, über Grenzen im
Kopf, den Rausch des Tempos und die Frage, ob Talent verpflichtet.
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Über diesen Podcast
Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus
Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie
vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer
Zeit.
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