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06.10.2021
25 Minuten
Adolf Eichmann war in den 50er Jahren einer der meist gesuchten
NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er
verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von
schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960
wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in
Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der
Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden
Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement
Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?
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06.10.2021
16 Minuten
Nach 1945 war der Nationalsozialismus nicht auf einmal völlig
verschwunden. So führte unter anderem Otto Ernst Remer seine
nationalsozialistische Agitation in der Bundesrepublik fort. Er
leugnete in öffentlichen Veranstaltungen den Holocaust und
bezeichnete die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 als
„Landesverräter“. Es war Fritz Bauer, der Remer am Landgericht
Braunschweig wegen übler Nachrede anklagte. Auch wenn Remer
lediglich zu drei Monaten Haft verurteilt wurde und sich seiner
Strafe durch Flucht ins Ausland entzog, ging es Bauer im Fall
Remer weniger um ein Urteil. Der deutsche Rechtsstaat sollte sich
mit dem begangenen Unrecht von 1933 bis 1945 öffentlich
auseinandersetzen. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob ein
Unrechtsstaat, wie das „Dritte Reich“, überhaupt hochverratsfähig
war. Die Widerstands-kämpfer des 20. Juli sollten in der
Öffentlichkeit als Vorbilder des deutschen Rechtsstaats
wahrgenommen werden, nicht als Verräter.
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06.10.2021
27 Minuten
Auschwitz steht heute für das größte Verbrechen der
Menschheitsgeschichte. Bis Anfang der 60er Jahre war Auschwitz
hingegen vielen Deutschen kein Begriff. Dies änderte sich
schlag-artig im Dezember 1963 als der von Fritz Bauer initiierte
große Auschwitz-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt begann. Auf
der Anklagebank saßen 22 Angeklagte. In dem Prozess ging es aber
nicht nur um die Schuld dieser 22. Fritz Bauer bringt es in einem
Essay von 1962 auf den Punkt: „Die Leute wehren sich doch nicht
deswegen leidenschaftlich gegen die Prozesse, weil sie […] eine
Ungerechtigkeit und Unsittlichkeit in ihnen sehen, sondern weil
[sie] wissen, daß mit den 22 Angeklagten im Auschwitzprozeß 22
Millionen auf der Anklagebank sitzen.“ Bauer sieht eine
Mitverantwortung aller, die die Ermordung in Auschwitz förderten.
In einer Fernsehdiskussion 1964 fasst Bauer seine Position
zusammen: „Das Problem Auschwitz, da sind wir uns doch
wahrscheinlich einig, beginnt nicht erst an den Toren von
Auschwitz und Birkenau. Die Leute mussten hingebracht werden, das
sind also viele, viele Täter.“ Die Frankfurter Richter folgten
damals dieser Argumentation nicht. Erst 46 Jahre später im
Münchner Urteil gegen den ukrainischen KZ-Wachmann John Demjanjuk
im Jahr 2011 bestätigen deutsche Richter erstmals Fritz Bauers
Argumentation (in Bezug auf die Verurtei-lung von Tätern, die für
die Ermordungen in den Konzentrationslagern einen entsprechenden
Beitrag leisteten).
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06.10.2021
23 Minuten
Rachsüchtig. Das war Fritz Bauer nicht, auch wenn ihm dies von
seinen Gegnern zuweilen vorgeworfen wurde. Bauer, der am 16. Juli
1903 in Stuttgart als Sohn liberaler jüdischer Eltern geboren
wurde und sich selbst wohl eher als Atheist verortete, wollte
zeigen, dass das neue, demokratische Deutschland es schafft,
seine eigene Geschichte aufzuarbeiten. Zum Auschwitzprozess sagt
Bauer einmal: „Der Prozess soll der Welt zeigen, dass ein neues
Deutschland, eine deutsche Demokratie gewillt ist, die Würde
eines jeden Menschen zu wah-ren.“
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06.10.2021
21 Minuten
Fritz Bauer hatte stets das Präventionsprinzip im Strafrecht vor
Augen: „Kein Vernünftiger straft, weil gefehlt wurde, sondern
damit nicht mehr gefehlt werde.“ Strafrichter sollen nur noch
nach vorne schauen, sonst nichts. Bauers Lebensthema in der
Praxis ist dann jedoch – der Blick in die Vergangenheit. Wie
passt das zusammen? Nutzte Bauer den Zuschauerraum in den
Gerichten, um den vielen Mittätern und Verantwortlichen ihre
Schuld vor Augen zu halten? Bestand die Prävention in der
Auseinandersetzung mit der festgestellten Schuld der anderen?
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Über diesen Podcast
Adolf Eichmann war in den 50er Jahren einer der meist gesuchten
NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er
verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von
schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960
wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in
Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der
Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden
Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement
Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?
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