Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

31 Minuten

Beschreibung

vor 4 Wochen
Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher,
währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat:
Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland.
Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und
Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und
was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll - die
Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht schwimmen
können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene Meer überleben
werden. Darunter auch sein bester Freund. Mohammad selbst hat mit
vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat es ihm damals
beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot nimmt er sich
vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das Schwimmen beibringen.
Damit sie niemals solch eine Angst vorm Wasser haben müssen! Doch
erstmal landet Mohammad in Augsburg, lernt deutsch, freundet sich
mit einer Augsburger Familie an, die ihm beibringt, wie die
Deutschen so ticken und was alles wichtig ist in Sachen deutscher
Kultur und deutscher Mentalität. Doch dann hört er eines Tages von
dem bundesweit einzigartigen Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen
mit Fluchthintergrund können hier einen Trainerschein machen, auch
einen Schwimmtrainerschein. Für Mohammad ist klar: Das will er
machen, er muss nach Berlin. Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht
in die Hauptstadt, lebt zunächst mit mehreren Menschen in einem
Zimmer, zieht von Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich
eine kleine Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin
etwas anderes: Anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Durch
SPORTBUNT macht er seinen Trainerschein, wird zudem
Rettungsschwimmer und arbeitet bald darauf in einem der zu
Coronazeiten eingerichteten Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort
bei seiner Arbeit mit den Kindern beobachten, geraten sofort ins
Schwärmen - denn der 35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe:
Er kann den Kindern die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle
ins Wasser. Weil er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und
manchmal auch, weil er ihre Sprache spricht. Die deutsche Sprache
hat er durchs Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm
auch Worte wie "Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein
ziemliches Rätsel waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch
die Rolle - und er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen
will und die Kinder seine Lehrer. Mittlerweile ist Mohammad selbst
Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner
Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer an
einer Schule angestellt zu sein. Und was ihn besonders freut: Alle
Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein Freund
besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann gehen sie
gemeinsam schwimmen.

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