Moralische Kritik: Der Gott der Bibel ist kein ethisches Vorbild (Teil 2)

Moralische Kritik: Der Gott der Bibel ist kein ethisches Vorbild (Teil 2)

1 Stunde 10 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
Es gibt zahlreiche Versuche, mit den «anstössigen» Beschreibungen
Gottes in der Bibel zurechtzukommen, sie zu rechtfertigen,
umzudeuten, einzuordnen oder unschädlich zu machen. Manuel und
Stephan breiten diverse Bewältigungsstrategien aus und machen
deutlich, wie sie selbst mit dem Problem umgehen… Strategie 1:
Texte als «sub-christlich» oder moralisch verwerflich ausscheiden
Markion macht vor, was faktisch bis heute immer wieder geschieht:
Die strittigen Texte werden «erledigt», indem man sie aus dem
gottesdienstlichen Gebrauch und aus der privaten Frömmigkeit
verbannt und die Bibel so de facto beschneidet… Strategie 2: Die
Texte zur Rechtfertigung von eigener Gewalttat missbrauchen Ein
Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass die blutrünstigen
Beschreibungen Gottes gar nicht notwendigerweise als anstössig
empfunden wurde – sondern dass man sie zuweilen auch dankbar zur
Rechtfertigung eigener Gewalttaten zitierte… Strategie 3: Die Texte
als moralisch gerechtfertigt ausweisen Man kann versuchen, die
Stellen so zu deuten, dass die beschriebene Gewalt als
gerechtfertigt erscheint und Gott von der moralischen
Zweifelhaftigkeit freigesprochen wird: Es war für Gott richtig und
geboten, so zu handeln… Strategie 4: Die Texte kontextsensibel
untersuchen und differenziert bewerten Besonders Exegeten des Alten
Testaments führen vor, wie man den problematischen Texten durch
eine Lesung im Kontext ihrer Zeit zwar nicht jede Anstössigkeit
nehmen, aber doch ein tieferes und differenziertes Verständnis für
sie gewinnen kann. Strategie 5: Die Texte von ihrer
wirkungsgeschichtlichen Funktion her deuten Eine Variante der
obigen Strategie hebt besonders auf die Wirkungsgeschichte der
Texte ab und kann zeigen, dass Erzählungen eines gewalttätigen
Gottes wichtige psychologische, traumabewältigende Funktionen
hatten… Strategie 6: Texte in eine progressive
Offenbarungsentwicklung einordnen Man kann die Texte als Relikte
einer inzwischen überholten oder verfeinderten Entwicklungsstufe
der Offenbarung Gottes in der Bibel verstehen – und sie also in ein
evolutives Verständnis des biblischen Gotteszeugnisses einpassen.
Strategie 7: Texte in eine Lerngeschichte Gottes einordnen Noch
grundsätzlicher kann man natürlich Gott selbst (und nicht nur seine
Offenbarung dem Menschen gegenüber) als veränderlich verstehen:
Früher hat Gott gewalttätig gehandelt, aber daraus gelernt und sich
weiterentwickelt… Strategie 8: Texte von der «externen Mitte» Jesus
Christus her neu lesen Eine alternative Lesung der strittigen Texte
wird auch durch eine konsequente Perspektive von Jesus Christus her
möglich: In ihm enthüllt sich, wer Gott ultimativ ist, und von ihm
her ist auch die ganze Bibel zu verstehen (und notfalls zu
kritisieren…). Am der letztgenannten Strategie entzündet sich das
weitere Gespräch zwischen Manuel und Stephan – und auch wenn sie
auf langen Strecken theologisch nicht zusammenfinden, kommt es doch
noch zu einem einvernehmlichen Schluss-Statement…

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