Untersuchung der Resistenzmechanismen eines Regenbogenforellen-Stamms gegenüber Myxobolus cerebralis, dem Erreger der Drehkrankheit

Untersuchung der Resistenzmechanismen eines Regenbogenforellen-Stamms gegenüber Myxobolus cerebralis, dem Erreger der Drehkrankheit

Beschreibung

vor 19 Jahren
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurden zwei Kreuzungen aus
hoch und wenig gegenüber der Drehkrankheit empfindlichen
Regenbogenforellen-Stämmen mit verschiedenen
Triactinomyxon-Sporenanzahlen infiziert und bezüglich der Parameter
klinische Symptomatik, Endgrößen und –Gewichte,
Infektionsprävalenz, Sporenanzahl pro Kopf und pathohistologische
Veränderungen im Kopfknorpel untersucht und mit den Elternstämmen
verglichen. Sowohl die Kreuzung TL(Eier)xHo(Spermien), als auch die
Kreuzung Ho(Eier)xZFF(Spermien) lagen in ihrer Empfänglichkeit
zwischen jener der Vergleichs-Stämme TL und Ho, wobei sich die
Empfänglichkeitslage eher dem Stamm Ho annäherte. Die
Empfindlichkeit solcher Kreuzungen aus empfänglichen und wenig
empfänglichen Stämmen könnte in Zukunft von großem Interesse sein.
Ein eventuelles Aussetzen von Tieren des Stamms Ho in
amerikanischen Gewässern hätte unvermeidlich auch Kreuzungen mit
den dort heimischen empfindlichen Stämmen zur Folge. Da das
Aussetzen eines resistenten Regenbogenforellen-Stammes in
amerikanischen Gewässern diskutiert wird, ist man auf der Suche
nach einem Wildstamm, der sich als ähnlich unempfindlich erweist,
wie der Zuchtstamm Ho, dem auf Grund der eingeschränkten
Genvielfalt schlechte Überlebenschancen in der freien Natur
eingeräumt werden. Der hier untersuchte Wildstamm aus der Schweiz
zeigte sich allerdings als sehr empfänglich für die Erkrankung. Im
2. Teil der Arbeit wurden Tiere der Stämme Ho und TL mit hohen
Sporenanzahlen infiziert. Anschließend wurden jeweils 4 Stunden, 6
Stunden, 8 Stunden, 10 Stunden und 12 Stunden nach der Exposition
die Parasitenstadien in der Haut der Forellen gezählt, wobei eine
Differenzierung in intakte und nicht intakte Parasitenstadien
erfolgte. Beim Stamm TL wurden nach 4 Stunden höhere
Parasitenzahlen gefunden als beim Stamm Ho. Nach 8 Stunden waren
beim amerikanischen Stamm TL die meisten Stadien noch intakt. Der
größte Abfall der Parasitenzahlen bei diesem gegenüber der
Drehkrankheit empfindlichen Stamm erfolgte zwischen der 8. und 10.
Stunde nach der Exposition. Beim weniger empfindlichen deutschen
Stamm Ho wurden geringere Parasitenzahlen 4 Stunden post
expositionem gefunden als beim Stamm TL. Der Anteil der nicht mehr
intakten Parasitenstadien war zum Zeitpunkt 8 Stunden post
expositionem höher als beim amerikanischen Stamm. Außerdem war der
Abfall der Parasitenstadien in der Haut bei Stamm Ho zwischen der 4
Stunden- und der 8 Stunden-Entnahme insgesamt weniger ausgeprägt
als beim Stamm TL. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit
kann somit vermutet werden, dass das Immunsystem der Haut beim
resistenteren Stamm Ho nach einer Myxobolus cerebralis Infektion
besser in der Lage ist, den Parasiten in den ersten frühen Stunden
der Infektion zu bekämpfen, als das des Stammes TL. Die aus den
Aktivitäten des Immunsystems resultierende Schädigung der Parasiten
macht es vielleicht unmöglich, dass diese den weiteren
Infektionsweg über die Nerven ins Knorpelgewebe bestreiten, so dass
beim Stamm Ho insgesamt weniger Parasiten das Zielgewebe Knorpel
erreichen können. Hierdurch wären auch die geringeren
Krankheitsausprägungen und Sporenzahlen im Kopfknorpel dieses
Stammes zu erklären. Im 3. Teil der Arbeit wurden die beiden Stämme
Ho und TL mit 1000 Triactinomyxon-Sporen pro Fisch infiziert. Nach
1 Tag, 1 Monat, 2 Monaten, 3 Monaten und 4 Monaten wurden jeweils
Schleimproben von infizierten und nicht infizierten Tieren beider
Stämme gewonnen. Anschließend wurden die jeweiligen
Lysozymaktivitäten bestimmt und verglichen. Neben dem
wahrscheinlich altersabhängigen Anstieg der Lysozymaktivität
zwischen den Entnahmen bei beiden Stämmen, war vor allem der hohe
Wert einen Tag nach der Exposition bei den infizierten Tieren des
empfänglicheren Stamms TL auffällig. Dies könnte als Antwort auf
den stärkeren Entzündungsreiz beim Stamm TL nach der Infektion
gesehen werden. Andererseits könnte gerade der hohe Lysozymspiegel
kurz nach der Infektion beim Stamm TL den Parasiten begünstigen,
seine Wanderung ins Nervengewebe fortzusetzen, wo er vor dem
Immunsystem des Wirts sicher ist. So wäre zum Beispiel ein Angriff
des Lysozyms gegen die Sporoplasmen umhüllenden Zellen des
Amöboidkeims möglich, wodurch die Parasitenstadien leichter ins
Gewebe gelangen könnten.

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