Untersuchungen zum Schmerzausdrucksverhalten bei Kühen nach Klauenoperationen

Untersuchungen zum Schmerzausdrucksverhalten bei Kühen nach Klauenoperationen

Beschreibung

vor 19 Jahren
Schmerzmedikamente werden beim Rind nicht routinemäßig verabreicht,
teils aus medizinischen Gründen, wie der Kontrolle der Belastung
und der frühzeitigen Erkennung von Komplikationen, vor allem aber
aus ökonomischen Gründen. Ziel der Untersuchung war es zu klären,
inwieweit die zusätzliche peri-operative Gabe von Schmerzmitteln
bei Kühen mit Klauenerkrankungen die Schmerzäußerungen, den
Heilungsverlauf und die spätere Nutzung beeinflusst. Im Rahmen
einer vergleichenden Doppelblindstudie wurden 36 laktierende Kühe
der Rasse Deutsches Fleckvieh untersucht, dabei wurde die gängige
Therapieform ohne Schmerzmittel mit der zusätzlichen Gabe eines
Analgetikums verglichen. Auf der Suche nach objektivierbaren
Verhaltenweisen der Tiere wurde eine Bewertungstabelle entwickelt.
Das Schmerzausdrucksverhalten wurde durch 13 ethologische und einen
physiologischen Parameter mit Hilfe von Handprotokollen in drei
Beobachtungsintervallen pro Tag über einen sechstägigen Zeitraum
quantifiziert. Als geeignete Verhaltensweisen, die sich unter
Schmerzmitteleinfluss verändern, können besonders der „Mentale
Status“ der Tiere, der Gesichtsausdruck mit Ohrenstellung und der
Augenausdruck beurteilt werden. Auch die Belastung der erkrankten
Gliedmaße im Stehen erwies sich als sehr hilfreich bei der
Einschätzung des Schmerzempfindens der Kühe. Die Futteraufnahme und
die Kopfhaltung der Tiere mit Schmerzmittel waren gegenüber den
Tieren ohne Schmerzmittel deutlich verbessert. Auch
Verhaltensauffälligkeiten und Lautäußerungen wurden bei den Tieren
mit Schmerzmittel weniger häufig gemacht. Die Parameter
Rückenlinie, Liegeverhalten sowie Sozialverhalten in Anbindehaltung
und die Atemfrequenz waren dagegen sehr variabel und daher wenig
aussagekräftig. Durch einen telemetrischen Halsbandrecorder wurden
über Tagesmittelwerte die Bewegungsaktivitäten Fressen,
Wiederkauen, Stehen und Ablegen erfasst. Dabei war der Verlauf der
Verhaltensaktivitäten in beiden Therapiegruppen gleichsinnig und
parallel, wobei der Aktivitätsmodus der Tiere mit
Schmerzmitteltherapie vergleichsweise höher lag. Jedoch bestanden
hierin keine signifikanten Unterschiede. Zur Differenzierung,
inwieweit die Schmerzbelastung für die Tiere auch Stress bedeutete,
wurden die Cortisolkonzentrationen in Milch und Blutserum
radioimmunologisch bestimmt. Die Milchcortisolkonzentrationen im
Morgen- und Abendgemelk boten eine Möglichkeit die Stressbelastung
aufgrund der chronischen und akuten Schmerzen zu messen, sie
erwiesen sich als nicht geeignet zwischen den Schmerzarten, akut
und chronisch, zu differenzieren. Die Untersuchung zeigte, dass
durch den operativen Eingriff mit der Beseitigung des schmerzhaften
Prozesses allein das Wohlbefinden der Patienten gesteigert werden
kann. Allerdings führt die Gabe eines Schmerzmittels in den ersten
Tagen nach der Operation zu einer zusätzlichen Verbesserung des
Allgemeinbefindens. Wie die Ergebnisse belegen, sind die
frühzeitige Behandlung und die Anwendung eines Schmerzmittels zu
empfehlen.

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