Verhaltensbeobachtungen nach Enrichment der Haltungsbedingungen von Laborhunden

Verhaltensbeobachtungen nach Enrichment der Haltungsbedingungen von Laborhunden

Beschreibung

vor 20 Jahren
In der vorliegenden Arbeit sollte das Verhalten von Laborhunden
untersucht werden, denen Enrichment in Form von Auslauf,
bereichertem Auslauf oder in Form eines Podes-tes (1 m hoch) in
ihrer Innenbox angeboten wurde. Dieses Podest hatte zwei, mit je
einer Gummimatte ausgestattete Liegeflächen in unterschiedlicher
Höhe. Beagle-Hunde (n=24) wurden in drei Gruppen (A, B, C) zu je
acht Tieren eingeteilt. Die Hunde wurden immer paarweise in einer
1,43 x 8 m2 großen Innenbox gehalten, in der als Liegefläche ein
Kunststoffbrett in einer Höhe von 30 cm im vorderen Boxenbereich
an-gebracht war. Um das Verhalten der Tiere auszuwerten, wurden
Videoaufnahmen erstellt und das Verhalten der Tiere wurde in
verschiedene Kategorien eingeteilt. Als Aufzeich-nungs- und
Auswertungsmethode wurde je nach Fragestellung die Fokustier- oder
Scan-sampling-Methode sowie das Continuous- oder
Instantaneous-Recording verwendet. In einer ersten
Untersuchungsphase wurden alle Tiere zwei Wochen in ihrer Innenbox
gefilmt (Kontrollphase). Dann durchliefen die Hunde weitere Phasen,
in die sie immer zwei Wochen lang eingewöhnt wurden. Die Tiere der
Gruppe A erhielten in einer Phase täglich eine Stunde gemeinsam
Auslauf in einem eingezäunten, unbereicherten Areal. In einer
weiteren Phase wurde für die Tiere der Gruppe A dieses Areal durch
einen Hügel, Stellwände, ein überdachtes Podest, U-Steine aus Beton
und weitere Gegenstände berei-chert. Die Tiere der Gruppe B wurden
acht Wochen nach der ersten Untersuchungsphase nochmals in der
unbereicherten Innenbox beobachtet um festzustellen, ob es
Verhaltens-änderungen gab, die auf das Alter zurückzuführen waren.
Die Gruppe C bekam in einer Phase ein Podest in den hinteren Teil
ihrer Innenbox ge-stellt, welches es ihnen ermöglichte, in die
Nachbarboxen und auf den Seitengang zu bli-cken. In einer weiteren
Phase wurde das vorhandene Liegebrett entfernt und das Podest im
vorderen Teil der Innenbox platziert, von welcher aus die Tiere den
Versorgungsgang, in dem die Tierpfleger arbeiteten, beobachten
konnten. Die Tiere, die täglich eine Stunde Auslauf bekamen (Gruppe
A), waren im Auslauf signi-fikant aktiver (66 % der
Beobachtungszeit) als in den Innenboxen (19 % der
Beobach-tungszeit). Die Aktivität nahm durch die Bereicherung des
Auslaufs nochmals signifikant gegenüber dem unbereicherten Auslauf
zu (89 % der Beobachtungszeit), wobei die meis- 121 ten
Enrichmentgegenstände von den Tieren stark genutzt wurden. So war
der Hügel 25 Minuten, das Podest 7 Minuten und die U-Steine 19
Minuten pro Stunde in Benutzung. Die Tiere hielten sich nicht mehr
so häufig im Bereich der Tore auf. Die Zeit des Aufent-halts an
dieser Stelle sank von 60 % auf 44 % der Beobachtungszeit. Dies
führte zu einer ausgeglicheneren Flächennutzung. Die Anzahl der
Lautäußerungen war im bereicherten Auslauf (231 Mal pro Stunde)
signifikant geringer als im unbereicherten Auslauf (721 Mal pro
Stunde). In den Innenboxen sank bei den Tieren in der Phase mit
täglich einer Stunde Auslauf die Aktivität signifikant gegenüber
der Kontrollphase von 19 % auf 13 % der Beobachtungszeit. Ebenso
spielten die Tiere, die regelmäßig Auslauf hatten, in der Innenbox
signifikant weniger (1 % bei der Gruppe mit unbereichertem Auslauf,
3 % bei der Gruppe mit bereichertem Auslauf) als die Kontrollgruppe
ohne Auslauf (4 %). Dies galt auch für das Erkundungsverhalten in
den Innenboxen. So zeigten die Tiere ohne Auslauf 6 %, die Tiere
die regelmäßigen, unbereicherten Auslauf hatten nur 4 % und die
Tiere mit bereichertem Auslauf nur 3 % der beobachteten Zeit dieses
Verhalten. Die Tiere, denen ein Podest zur Verfügung stand, nutzten
es während 25 % der beobach-teten elf Stunden der Hellphase. Sie
zeigten zu 15 % inaktives Verhalten auf dem Podest, 4 % der Zeit
nutzten sie das Podest, um Dinge und Geschehnisse außerhalb ihrer
Box zu beobachten. Bei der Gesamtaktivität der Tiere mit Podest gab
es gegenüber der Kontroll-gruppe (20 %) keinen signifikanten
Unterschied. Die sonstige Inaktivität stieg bei den Tieren mit
Podest (23 %) gegenüber der Kontrollgruppe (19 %) signifikant an.
Umge-kehrt verhielt es sich bei der sonstigen Lokomotion der Tiere
(Kontrollgruppe 8 %, Gruppe mit Podest 6 %). In der Dunkelphase
hielten sich die Tiere fast ausschließlich auf dem Podest auf (84 %
der Beobachtungszeit). Dabei wurde von den Tieren nur die obere
Liegefläche benutzt, die untere Liegefläche, die durch Seitenwände
einen höhlenartigen Charakter aufwies, wurde von den Tieren kaum
verwendet. Wurde ein Podest in den hin-teren Teil der Innenbox
gestellt, so nutzten die Tiere das schon vorhandene
Kunststofflie-gebrett zu Gunsten des Podestes weniger. Die
Brettbenutzung sank signifikant von 40 % auf 21 % der
Beobachtungszeit. Betrachtete man allerdings nur die Zeit des
Aufenthaltes auf einer erhöhten Liegefläche, so blieb diese
gegenüber der Kontrollphase fast gleich (41 % der
Beobachtungszeit). Anders verhielt es sich, wenn das Podest in den
vorderen Teil der Box gestellt wurde. In dieser Phase hielten sich
die Tiere sehr viel mehr ihrer Zeit auf dem Podest auf (73 % der
Beobachtungszeit). Bei den Tieren, die nach acht Wochen in den
unbereicherten Innenboxen nochmals unter-sucht wurden (Gruppe B),
zeigte sich, dass sie nun signifikant mehr Zeit damit verbrach- 122
ten, Dinge und Geschehnisse außerhalb ihrer Box zu beobachten und
somit weniger Zeit auf der Kunststoffliegefläche verbrachten. So
blickten die Hunde nun 24 % der Beobach-tungszeit aus der Box
(verglichen mit 16 % vormals), der Aufenthalt auf dem
Kunststoff-brett sank dagegen von 47 % auf 31 %. Die sonstige
Inaktivität der Tiere stieg im Ver-gleich mit der Kontrollgruppe
signifikant von 18 % auf 24 %. Zusammenfassend bleibt
festzustellen, dass ein bereicherter Auslauf den Tieren sehr viel
mehr Möglichkeiten gibt, die bereitgestellte Fläche zu nutzen als
ein unbereicherter Aus-lauf und aktives Verhalten fördert. Die
stark reduzierten Lautäußerungen im bereicherten Auslauf weisen
darauf hin, dass der Aufenthalt für die Tiere dort angenehmer war
als im unbereicherten Auslauf. Ein Podest ist eine gute
Bereicherung in Laborhundehaltungen. Es kann sowohl nachts als
Ruheplatz dienen als auch tagsüber eine Aussichtsplattform
darstellen, wenn es so platziert ist, dass die Tiere dadurch ein
vergrößertes Blickfeld be-kommen und mehr Reize aufnehmen können.
Dass die Hunde mit zunehmendem Alter auch ein größeres Bedürfnis
nach weiteren Reizen und dem Kontakt zum Pflegepersonal haben,
zeigten sie durch das vermehrte Beobachten von Geschehnissen
außerhalb ihrer Box. Diesen Bedürfnissen sollte durch einen
verstärkten Umgang der Pfleger mit den Tieren Rechnung getragen
werden. 123

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