Untersuchungen zur Körperkonditionsbeurteilung bei Milchkühen der Rasse „Fleckvieh“ unter den Haltungsbedingungen des nördlichen Oberbayerns

Untersuchungen zur Körperkonditionsbeurteilung bei Milchkühen der Rasse „Fleckvieh“ unter den Haltungsbedingungen des nördlichen Oberbayerns

Beschreibung

vor 24 Jahren
Zur Klärung der Frage, ob das BCS-System nach EDMONSON et al.
(1989) in der Version von METZNER et al. (1993) unter
Praxisbedingungen auch beim Fleckvieh zur Überwachung des
Ernährungszustandes geeignet ist, wurden die Komponenten des
Systems und einige andere Beurteilungsmethoden mit der
ultrasonographisch bestimmten Rückenfettdicke verglichen. Dazu
wurden 421 Fleckviehkühe in 30 Betrieben während des Kalbezeitraums
und in der Frühlaktation insgesamt mindestens fünfmal im
monatlichen Abstand untersucht. Zusätzlich wurden Untersuchungen
zur Reproduzierbarkeit der angewandten Methoden angestellt. Die
Ergebnisse der Milchleistungsprüfung wurden für den
Untersuchungszeitraum dokumentiert. In dem untersuchten Kollektiv
von 421 Fleckviehkühen spiegelte die Rückenfettdicke die für die
Frühlaktation typische Entwicklung des Ernährungszustandes von
Milchkühen wider. Selbst im Bereich des Tiefpunktes dieser
Entwicklung (36-95 Tage p.p.) lag die mittlere Rückenfettdicke mit
zirka 51 mm deutlich über dem in der Literatur angegebenen Wert für
verfettete HF-Kühe (35 mm). Die maximale fett-eiweißkorrigierte
Milchleistung übte keinen nachweisbaren Einfluß auf die
Veränderungen der Rückenfettdicke aus. Als Faktoren mit einer
nachweisbaren Wirkung auf die Körperfettmobilisation konnten der
Betrieb und die Rückenfettdicke bei der Kalbung identifiziert
werden. Bei stärkerem Körperfettabbau traten signifikant höhere
maximale Fett-Eiweiß-Quotienten auf. Das leicht modifizierte
BCS-System ist prinzipiell auch beim Fleckvieh geeignet, die
aktuelle Rückenfettdicke der Kuh so zu beschreiben, wie es auch von
der Anwendung des BCS bei anderen Rassen angegeben wird.Die
Bewertung der Dornfortsätze (BCS1) und der
Lendenwirbelquerfortsätze (BCS3) bringt bei dieser Rasse -
zumindest unter den in der Untersuchung vorliegenden Haltungs und
Fütterungsbedingungen - keinen Vorteil. Kleine Änderungen der
Körperkondition sind mit dem System insbesondere deshalb schlecht
darstellbar, weil es nicht genügend Differenzierungsmöglichkeiten
für die bei Fütterung von Maissilage ausgeprägten Fettdepots im
Beckenbereich bietet.Das System beschreibt unter Vernachlässigung
von BCS1 und BCS3 beim Fleckvieh die Rückenfettdicke mit r=0,77 und
ihre Änderungen mit maximal r=0,56. Seine Komponenten sind
innerhalb eines Untersuchers sehr gut reproduzierbar (r=0,88 bis
r=0,95). Die getrennte palpatorische Beurteilung der Fettauflage
von Hüft- und Sitzbeinhöcker erscheint aufgrund der meist
erheblichen Unterschiede notwendig. Dabei sollte zur Dokumentation
von starken Fettauflagerungen am Sitzbeinhöcker, die mit keiner
Stelle der eigenen Hand mehr vergleichbar sind, eine zusätzliche
Beurteilungsstufe eingeführt werden. Das angewandte BCS-System ist
also auch bei Zweinutzungsrassen brauchbar, aber
verbesserungswürdig. Mit den untersuchten Methoden zur Ergänzung
oder weiteren Modifikation des Systems konnten aber keine
deutlichen Fortschritte in dieser Richtung erzielt werden.

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