Ermittlung von Dosiswerten in der Diagnostischen Radiologie zur Festlegung von nationalen Referenzdosiswerten nach der Patientenrichtlinie der EU 97/43/EURATOM

Ermittlung von Dosiswerten in der Diagnostischen Radiologie zur Festlegung von nationalen Referenzdosiswerten nach der Patientenrichtlinie der EU 97/43/EURATOM

Beschreibung

vor 21 Jahren
Entsprechend der Patientenschutzrichtlinie 97/43 EURATOM (38)
wurden in der vorliegenden Arbeit repräsentative Dosiswerte für die
Strahlenbelastung des Patienten in bestimmten Routineuntersuchungen
ermittelt. Zusätzlich wurde der Einfluss patientenspezifischer
Merkmale und technischer Einstellungen auf die Exposition überprüft
und eine potentielle Dosisdifferenz zwischen den analogen und
digitalen Untersuchungstechniken vergleichend untersucht. Für die
Bildverstärker-untersuchungen wurde die Dosisverteilung nach
einzelnen Untersuchungsabschnitten aufgeschlüsselt. Als geeignete
Größe wurde das Dosisflächenprodukt ausgewählt, da es im
Routinebetrieb ohne großen zeitlichen und technischen Aufwand
gemessen werden kann und gut reproduzierbare Ergebnisse liefert.
Die vorliegende Studie ergab, dass die gemessenen Dosiswerte für
die einfachen Routineuntersuchungen wie auch die komplexeren
Funktionsuntersuchungen einem großen Schwankungsbereich
unterliegen. Während für die Projektionsaufnahmen Dosisunterschiede
vom Faktor 3,5 bis 35,2 gemessen wurden, streuten die Dosiswerte in
den Bildverstärkeruntersuchungen trotz großer Abweichungen im
Untersuchungsablauf zwischen dem Faktor 5,9 und 10,6. Lediglich in
den Untersuchungen des Thorax und Abdomens sowie den
Arteriographien am Frauenkollektiv zeigten
patientencharakteristische Merkmale, wie Body Mass Index,
Körpergewicht und -durchmesser, einen mäßigen bis großen Einfluss
auf die Höhe der Patientenexposition. Dagegen spielte die
Patientenkonstitution in den Untersuchungen der Halswirbelsäule und
den Kontrastmittelpassagen des Dünndarms keine Rolle. Ein
Dosisvergleich zwischen analogen und digitalen
Projektionsuntersuchungen ergab einen systemunabhängigen
Unterschied in der Strahlenbelastung von maximal 30%, mit einer
Ausnahme: den Thoraxuntersuchungen des männlichen
Patientenkollektivs. In dieser Untersuchung wurde in der
konventionellen Untersuchungstechnik eine doppelt so hohe
Strahlenexposition gemessen. In erster Linie beruht diese
Dosisdifferenz allerdings auf der Verwendung unterschiedlicher
Filmfolien- bzw. Speicherfolien-Empfindlichkeitsklassen
(Filmfolien-EK 200, Speicherfolien-EK 400). Die Dosisunterschiede
in den übrigen Projektionsuntersuchungen lassen sich vor allem
durch kleine Fallzahlen, inhomogene Patientenkollektive und
patientenorientierte Untersuchungseinstellungen, beispielsweise
unterschiedliche Feldgrößen, begründen. Eine eindeutig
systembedingte Dosisersparnis konnten wir in unserer Studie nicht
feststellen. In der digitalen Subtraktionsangiographie der
Becken-Bein-Arterien verursachte die Darstellung der abdominellen
Aorta und Iliacalarterien durchschnittlich zwischen 85 % und 87 %
der gesamten Strahlenbelastung, während auf die distalen
Gefäßabschnitte und die Durchleuchtung jeweils 7 % entfielen. In
den Dünndarmpassagen wurde unterschieden zwischen dem Dosisanteil,
der allein bis zur regelrechten Platzierung der Sonde entstand
(Median = 5 %), und dem Dosisanteil der gesamten Untersuchung. Die
Ergebnisse dieser Arbeit sowie die veröffentlichten Resultate
anderer Arbeitsgruppen zeigen, dass die gemessenen Dosiswerte der
einzelnen Untersuchungsarten einem großen Streubereich unterliegen
und um ein Vielfaches voneinander abweichen können. Während in den
einfachen Projektionsaufnahmen des Thorax und Abdomens diese
Dosisschwankungen insbesondere auf eine große Variabilität der
Patienten zurückzuführen ist, spielen in der Untersuchung der
Halswirbelsäule und vor allen in den komplexen
Funktionsuntersuchungen eine mangelnde Standardisierbarkeit der
indikationsabhängigen Untersuchungseinstellungen die
ausschlaggebende Rolle, wie z. B. Unterschiede in der Feldgröße,
Projektionsebene, kontrastmittelbedingten Absorption,
Durchleuchtungsdauer und Anzahl der Aufnahmen. Gerade diese große
Variationsbreite an Expositionswerten in den einzelnen
Untersuchungen spricht dafür, dass Referenzwerte nicht als
Grenzwerte sondern als Richtwerte verstanden werden und dem
Untersucher in erster Linie als Orientierungshilfe dienen sollten.
Zur endgültigen Festlegung von aktuellen repräsentativen
Dosiswerten sind allerdings noch weitere großangelegte
Patientenstudien notwendig.

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