Rezension: Feine Sahne Fischfilet – Bleiben Oder Gehen

Rezension: Feine Sahne Fischfilet – Bleiben Oder Gehen

Zu einer Zeit, in der häufig junge Hip-Hop-Acts, Schlagersternchen oder elektronische Klänge die Charts dominieren, fällt eine Band wie Feine Sahne Fischfilet nicht nur wegen ihres obskuren Namens auf. Eine Rezension des neuen Albums „Bleiben Oder Gehen“.
4 Minuten
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Beschreibung

vor 9 Jahren
Zu einer Zeit, in der häufig junge Hip-Hop-Acts, Schlagersternchen
oder elektronische Klänge die Charts dominieren, fällt eine Band
wie Feine Sahne Fischfilet nicht nur wegen ihres obskuren Namens
auf. Denn wie häufig werden schon mal Ska-Punkbands mit politisch
motivierten Texten und Gesang, bei dem gerade Töne nun wirklich
sowas von scheißegal sind, so erfolgreich wie diese Band aus
Mecklenburg-Vorpommern? Noch dazu sind sie bei Audiolith unter
Vertrag, einem Label, das ansonsten eher für elektronische Musik
bekannt ist. Aber es stimmt schon: Wenn man nach guter,
deutschsprachiger Punkmusik suchte, kam man in den letzten Jahren
kaum an Feine Sahne Fischfilet vorbei. „Das, was wir machen, soll
eine Art Werkzeug sein, um unserer Wut gegenüber Rassisten,
Sexisten, Homophobie und Staat eine Stimme zu geben“, sagen sie
über ihren Antrieb, Musik zu machen. Wie es sich für Punkmusik
gehört, standen dabei in der Vergangenheit dementsprechend vor
allen Dingen Message und Feeling im Vordergrund. Es stellt sich die
Frage, ob das Werkzeug von Feine Sahne Fischfilet auf „Bleiben oder
Gehen“ noch so fest zupackt, wie es auf ihren vorherigen Alben der
Fall war. Thematisch dreht sich „Bleiben Oder Gehen“ häufig um den
Zwiespalt zwischen dem Stillstand und der Aufbruchstimmung, dem
Willen zu Veränderung. Immer mit der Haltung im Hinterkopf, sich
nicht unterkriegen zu lassen. Diese Einstellung, weiterzumachen
entgegen aller Widrigkeiten, dem Aufruf zum Durchhalten, das steht
ihnen gut zu Gesicht und passt perfekt in den musikalischen Kosmos
der Band, auch wenn dieser im Jahr 2015 dann doch deutlich
gezähmter daherkommt. Denn auf ihrem vierten Album präsentieren
sich Feine Sahne Fischfilet durchaus nachdenklicher, ruhiger und
vielfältiger. Klar, die schnellen, krachenden Punksongs gibt es
immer noch, gleich zu Beginn geht „Für diese eine Nacht“ schon gut
durch die Decke. Aber es gibt eben auch diese Momente, in denen die
Band ein oder zwei Gänge zurückschaltet wie bei den Balladen
„Warten auf das Meer“ und „Ruhe“. Dies sind Momente, die es so auf
früheren Alben noch nicht zu hören gab. Und in diesen Augenblicken
steht der Band die eindeutig hochwertigere Produktion auch gut zu
Gesicht. Allerdings arbeitet der glättere, gezähmtere Sound des
Albums in vielen Fällen gegen die grobe Attitüde der Band an.
Häufig klingen die Gitarren viel zu brav und stehen im Kontrast zur
Bissigkeit der wütenden Texte, wenn die Band zum Beispiel gegen
Polizeigewalt oder Rechtsradikalismus ansingt. „Bleiben Oder Gehen“
zeigt Feine Sahne Fischfilet durchaus als gereifte Songwriter,
exemplarisch dafür stehen Songs wie „Warten auf das Meer“.
Allerdings beißt ihnen die poppigere Ausrichtung gerade bei Liedern
wie „Ich glaube dir“ dann doch selbst in den Hintern: Da verkommt
der trashige Charme der Band dann eher zu einem peinlichen Versuch,
einen möglichst radiofreundlichen Hit zu landen. Der große Sturm,
der den Hörer auf Alben wie „Scheitern und Verstehen“ noch so
augenblicklich mitriss, bleibt dieses Mal aus. Es bleiben jedoch
genug starke Momente übrig, wenn Feine Sahne Fischfilet ihren
direkten Ska-Punk in Songs wie „Wut“, „Es bleibt beim Alten“ oder
„Lass uns gehen“ auspacken. Unterm Strich bleibt ein grundsolides
bis gutes Pop-Punk-Ska-Album, mit dem die Band optimal für den
nächsten Festivalsommer ausgestattet ist.

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