Rezension: Der Mann – Wir sind der Mann

Rezension: Der Mann – Wir sind der Mann

Unser frischgebackener Musik-Chefredakteur Dennis Kochuro rezensiert das brandneue Album „Wir sind Der Mann“ von „Der Mann“.
3 Minuten
Podcast
Podcaster
Campusradio Hannover: Laut. Leise. Läuft.

Beschreibung

vor 9 Jahren
Hinter dem Projekt Der Mann stehen drei Mitglieder der Berliner
Band Die Türen, eine Kölner Animationsfirma und der Maler Helmut
Kraus. Das dazugehörige Album Wir sind der Mann besteht aus zwölf
Songs über Einsamkeit und die Fehlbarkeit des Menschen. Und des
Mannes. Es bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen
Singer-Songwriter, Hamburger Schule und Indiepop. Hinter dem Titel
des Albums Wir sind der Mann könnte sich durchaus eine bierernste
Hymne an den modernen Durchschnittsmann verbergen. Glücklicherweise
haben es Der Mann nicht so mit der Ernsthaftigkeit. In dem Song Von
der Kneipe in Die Cloud besingen die Musiker ironisch das Mittelmaß
des Mannes: „Ich steh' nicht auf die Süddeutsche Zeitung, steh'
nicht auf den FC Bayern – nicht, dass ich was gegen Bayern hätte,
doch das elitäre Gehabe ist nicht so mein Ding, ich steh' mehr auf
die einfachen Dinge im Leben. Ich glaub, ich neig' zum Mittelmaß,
ich neig' zur Untertreibung, ich mag nicht so das Rampenlicht.“ Das
moderne Mannsbild definiert die Band aus Berlin mit vielen
Antithesen und angenehm selbstironisch. Sie schaffen damit so etwas
wie eine bessere Samy-Deluxe-Gegenrealität. Der hatte sich auf
seinem 2014er Album Männlich dem selben Thema angenommen und war
daran gescheitert. Maurice Summen singt dagegen klagend: „Was mich
an Teenagern stört, sind ihre Pickel. Was mich an ihren Eltern
stört, sind ihre Ratgeberbücher im Regal.“ Oder auch: „Was mich am
Sex stört, ist das Hinterher.“ Hervorzuheben sei der Schlenker zu
Liedermachern wie Götz Widmann und Olli Schulz am Ende des Albums.
Ramin Bijan singt im schönen Singer-Songwriter typischen The rise
of the reforming house zu schnellem Akustikgitarren-Geschrammel:
„Doch selbst das Reformhaus braucht eine Reform. Und das Leben ist
keine Pusteblume, das Leben ist kein Dinkelbrot. Das Leben ist
nicht grob geschrotet und wäre das Leben ein Reformhaus – wäre ich
lieber tot.“ Poesie für die Seele, scharfe Metaphern und punkige
Kritik an die Ökospießer und den gesellschaftlich erzeugten
Leistungsdruck ziehen sich durch das ganze Album. Fast jede Zeile
der Songs würde sich auch auf Turnbeuteln und T-Shirts gut machen.
Das Album wir sind der Mann gibt es als Kunstdruck-Vinyl-Edition
bei dem Berliner Label Staatsakt oder in Hannover bei 25 Music.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: