Podcaster
Episoden
21.12.2025
1 Stunde 10 Minuten
Bunt ist die heutige Landschaft der Spiritualität, in und
ausserhalb der Kirche. Gibt es in all den vielfältigen Angeboten
der Gegenwart noch so etwas wie eine typisch reformierte
Spiritualität? So fragen Andi und Thorsten ihren Gast für diese
Folge, Prof. Matthias Zeindler, langjähriger Leiter der Abteilung
Theologie der Reformierten Kirche Bern, Jura und Solothurn. Auf den
ersten Blick mag es so erscheinen, als wären die Reformatoren in
der Schweiz vor allem Meister der Dekonstruktion gewesen: Unzählige
Bilder und Skulpturen wurden zerstört. Abgeschafft wurden die
Verehrung der Heiligen, Wallfahrten, Marienfrömmigkeit, Fastentage
etc. In den reformierten Kirchen wurde die Frömmigkeit karg und
nüchtern. Ja, so Matthias Zeindler: die Reformierten setzten auf
eine Spiritualität der Andacht und der Konzentration. Die
vermeintliche Leere der Kirchen schaffte Platz für das, worum es
eigentlich geht: Die Gemeinschaft mit Christus und das Vertrauen
auf Gott, für ein Leben in der Liebe Gottes, das sich in tätiger
Hingabe im Alltag der Welt bewährt. Aber brauchen Menschen nicht
auch praktische Hilfen, um ihren Glauben mit dem Lebens-Alltag
bewusst zu verbinden? Dass die Reformierten an dieser Stelle wenig
für notwendig erklärten, macht die Offenheit für individuelle und
aktuelle Entwicklungen so typisch reformiert, so Zeindler. Weil es
für Reformierte keine heiligen Orte, Zeiten und Praktiken gibt,
sind sie frei, je nach Herausforderung Übungen und Wege zu finden,
die den Glauben stärken: Immer neue Lieder und Musikstile, das Wort
der Bibel in vielfältiger Gestalt, von der Losung am Morgen bis zum
Gottesdienst mit seinen Gebeten und Predigten.
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07.12.2025
1 Stunde 9 Minuten
Im Spektrum der Spiritualitäten dürfen die feministischen Farben
nicht fehlen. Daher ist Luzia Sutter Rehmann in dieser Folge zu
Gast. Die Titularprofessorin lehrt Neues Testament in Basel und
macht gleich zu Beginn deutlich, wie grundlegend die Bibel für
feministische Spiritualität ist. Sie zeigt, wie die biblischen
Geschichten von Frauen uns heute Kraft und Sprache verleihen, genau
hinzuschauen, realistisch in die Welt zu blicken, ohne dabei den
Mut zu verlieren. Kritisch gegenüber jenen Mächten sein, die ein
Interesse daran haben, dass alles so bleibt, wie es ist; Menschen
auf ihre ausstehende Befreiung aufmerksam und neugierig machen –
das sind die biblischen Grundzüge feministischer Spiritualität.
Berührenden Tiefgang entwickelt das Gespräch dort, wo es um die
Erfahrung des Sterbens und eine traumasensible Spiritualität geht.
Was hilft eine feministische Leseart der Auferstehungsgeschichten,
wenn wir heute trauern? Wer kam auf die Idee, mitten in den
traumatischen Jahren nach der Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.) ein
Markusevangelium zu schreiben? Wie können wir weiterleben, wenn
alles zerstört ist? Schliesslich interessiert Thorsten und Andi,
wie ihre Gästin aus einer feministischen Interpretation der
Johannesoffenbarung eine apokalyptische und hoffnungsstiftende
Spiritualität entwickelt. Was sind Drachen und Dämonen? Warum fällt
die neue Schöpfung nicht aus heiterem Himmel in unseren Schoss? Und
was hat es mit den gebärenden Kräften der Erde auf sich? Eine
Geist.Zeit Folge voll feministischer Impulse für eine standhafte
und beherzt zupackende Spiritualität.
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23.11.2025
1 Stunde 4 Minuten
Seit Jahren geschieht das früher Unvorstellbare: Zunehmend gewinnen
klassische katholische Formen der Spiritualität wie die Exerzitien
der Jesuiten Zulauf auch bei Reformierten. Längst ist es auch für
Protestanten selbstverständlich, Meditationsübungen zu machen,
Kontemplation für sich zu entdecken und nach geistlicher Begleitung
zu fragen. Andi und Thorsten reden mit Noa Zenger, reformierte
Pfarrerin, geistliche Begleiterin und Anleiterin von Kontemplation.
Sie lassen sich von ihr erzählen, wie sie selbst die Faszination
klassischer Formen der Spiritualität entdeckt hat. Tatsächlich sind
die Ursprünge solcher Übungswege oft sehr viel älter als die
reformierte und die römisch-katholische Kirche. Stille und
Selbsterfahrung, Begleitung auf geistlichen Wegen der Reifung und
die Erfahrung der Gottesliebe sind in der Christentumsgeschichte
immer wieder entdeckt worden. Wenn reformierte Gläubige heute
danach fragen und zunehmend Angebote in anderen und auch in ihrer
eigenen Kirche finden, dann entdecken sie ein reiches Erbe
christlicher Frömmigkeit. Passt kontemplative Spiritualität denn
zur reformierten Konzentration auf die Bibel? Ja, so Noa Zenger, im
Schweigen frei und offen für neues Hören zu werden, das passt
ausgezeichnet zur reformierten Betonung der Bibel und der Freiheit
des Einzelnen. Das gilt auch für die neue Faszination, die das
Fasten für viele hat. Es war eine urreformierte Handlung in
Zwinglis Zürich, sich im Froschauer Wurstessen 1522 gegen den
religiösen Zwang zum Fasten aufzulehnen. Zugleich ist das
freiwillige Fasten schon immer Teil vieler religiöser Wege gewesen,
auch im Judentum und Christentum. Fasten ist nicht nur aus
gesundheitlichen Gründen eine Option. Auch die geistliche
Entdeckung innerer Freiheit kann für viele Menschen eine grosse
Bereicherung sein, auch in den reformierten Landeskirchen.
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09.11.2025
1 Stunde 13 Minuten
Thorsten und Andi lassen die neue Jahreslosung 2026 sprechen.
Wochenlang haben sie an den Worten aus der Johannesoffenbarung
gearbeitet und eine Fülle an Impulsen, Ideen und Arbeitshilfen
online gestellt. Ihre Begeisterung über die Botschaft von Gottes
hoffnungsfroher Kreativität behalten sie nicht für sich. Die beiden
Theologen nähern sich der Jahreslosung auf dem Weg eigener
Erfahrungen. «Siehe, ich mache alles neu», das sind Kraftworte, die
zunächst jenseits theologischer Reflexionen in ausweglosen Momenten
tragen können. Von der Gegenwart geht es zurück in die Zeit gegen
Ende des ersten Jahrhunderts, als der Seher Johannes die Worte der
Jahreslosung kommunizierte. Sein Buch war Untergrundliteratur zum
Widerstand gegen das mächtige Römische Reich und prophezeite dessen
Untergang. Was will die Johannesapokalypse, was will sie nicht? Was
ist die Faszination, die sie kulturgeschichtlich zum
einflussreichsten Buch der Bibel machte? Leider wurde sie in der
Geschichte des Christentums oft missverstanden als Endzeitfahrplan
und missbraucht, um die Zeiger auf der Weltuntergangsuhr zu
bestimmen. Andi und Thorsten versuchen, die Jahreslosung als
Kriterium zu verstehen für das, was heute Hoffnung sein könnte.
Denn das Neue ist genauso wie das Alte ein schillernder Begriff.
Wie geht gutes Hoffen auf eine neue Welt jenseits von
Erneuerungsfuror und Verklärung des Alten? Hoffnung stiften kann
die Jahreslosung, weil Gottes Kreativität durch seine Liebe
bestimmt ist. Sie erschafft weder willkürlich noch durch blinde
Zerstörung, sondern zielt auf Kooperation mit allen Geschöpfen.
Daraus ergeben sich neue Perspektiven auf die Art und Weise, wie
Gott die Erde neu macht.
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26.10.2025
1 Stunde 10 Minuten
Noch immer gehen manche davon aus, das Christentum befinde sich in
einem Niedergang schrumpfender Mitgliedzahlen und sich leerender
Kirchen. Weltweit gesehen stimmt das keineswegs. Das Christentum
wächst. Vor allem eine Strömung wird immer grösser: Charismatische
Bewegungen und Pfingstkirchen sind längst ein globales
Massenphänomen, mit je nach Schätzung mit bis zu 600 Millionen
Mitgliedern. Auch in Europa gibt es Zulauf, wenn auch in viel
geringerem Masse als überall sonst. Die Gründe sind vielfältig.
Nicht zuletzt dürfte es an der emotionalen und begeisterten
Frömmigkeit liegen. Was ist das Geheimnis dieser Spiritualität der
Ekstase? Darüber haben Andi und Thorsten mit der reformierten
Theologin Lea Hümbeli gesprochen. Gemeinsam tragen sie Gründe
zusammen, warum diese Art zu glauben für manche Menschen so
anziehend ist. Charismatische Gottesdienste sind anders. Menschen,
vor allem auch viele Jüngere, geniessen sie. Die Spiritualität
bleibt nicht im Kopf. Sie durchdringt den ganzen Körper, entfacht
tiefe Emotionen und wirkt wie ein Wärmestrom in der Kälte. Es
werden aber auch Risiken und Gefährdungen diskutiert. Viele waren
erstaunt, als sie sahen, wie stark die Stürmung des Kapitols am
06.01.2021 von solchen charismatischen Gruppen getragen war. In
kaum einer religiösen Gruppe haben sich so viele als anfällig für
christlichen Nationalismus erwiesen, z.B. auch in Brasilien. Woran
kann das liegen? Was hilft gegen solche Versuchungen? Zuletzt führt
das Gespräch zur Frage: Was könnten die Landeskirchen lernen? Was
ist kulturelle Prägung, was Zeitstimmung, und was könnten
geistliche Entdeckungen sein, die zumindest für manche eine
Bereicherung wären?
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Über diesen Podcast
«Geist.Zeit»: Der Titel bringt auf den Punkt, was Theologie
spannend macht. Geist zeichnet den Menschen und seine Zeit aus.
Gott ist Geist, heisst es zugleich in der Bibel. Theologie ist Rede
von Gott. Wenn es um Gott geht, geht es auch um uns. Nach Gott
fragen, bedeutet immer auch, nach Selbst- und Welterkenntnis
streben. Die Wahrheit des christlichen Glaubens kann jeweils nur in
einer bestimmten Zeit ausgesprochen und verstanden werden.
«Geist.Zeit» ist ein neuer Theologiepodcast von Fokus Theologie,
der Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer
Reformierten Kirchen.
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