100 Jahre Schweigen. Deutsches Giftgas in Marokko

100 Jahre Schweigen. Deutsches Giftgas in Marokko

51 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
Es war weltweit der erste Giftgasangriff aus der Luft. 10 000
Behälter Giftgas "Made in Germany" wurden innerhalb von drei Jahren
über dem Rif-Gebiet im Norden Marokkos abgeworfen. Spanien und
Frankreich führten in den 1920er Jahren Krieg gegen die Bevölkerung
des Rif. Das Giftgas "Lost" wurde von dem deutschen Chemiker Hugo
Stoltzenberg entwickelt und in Marokko und Spanien hergestellt,
obwohl die Entwicklung von Giftgas mit dem Versailler Vertrag
verboten war. Noch 100 Jahre später bleibt dieser Kolonialkrieg mit
deutscher Beteiligung weitgehend unaufgearbeitet, sowohl in Marokko
als auch in Deutschland, in Spanien und Frankreich. Es fehlen
Opferzahlen, Studien, offizielle Statistiken. Klar ist: Tausende
verloren während der Angriffe ihr Leben, gesundheitliche Schäden
trugen noch viel mehr Menschen davon; bis heute liegt die Krebsrate
in dieser Region 60 % höher als im Rest Marokkos. Das Rif im Norden
Marokkos ist ein vernachlässigtes Gebiet. Die Infrastruktur ist
weit schlechter als in anderen Teilen Marokkos, es mangelt an
Krankenhäusern, Schulen und Perspektiven. Immer wieder gab es darum
Proteste, wie zuletzt 2017, die immer wieder von der marokkanischen
Regierung brutal niedergeschlagen wurden. Seit den 60er Jahren
entwickelte sich eine starke Migrationsbewegung aus dem Rif nach
Deutschland und in andere Länder Europas. Im Rhein-Main-Gebiet wie
auch im Ruhrgebiet ist die marokkanische Community aus dem Rif
besonders groß, und die Folgen der Giftgasangriffe, nämlich viele
epigenetische Krebsfälle beschäftigen die Betroffenen in jeder
Generation aufs Neue - vor Ort in Marokko und ebenso in
Deutschland. 100 Jahre nach den Angriffen gehen Andrea Geißler und
Christiane Kreiner in Frankfurt und ARD-Korrespondentin Dunja
Sadaqi in Marokko den vielen offenen Fragen nach: Wieso ist heute
so wenig über diesen Krieg bekannt? Wieso wissen so wenige Menschen
über die Beteiligung Deutschlands an der Produktion und Lieferung
des Giftgases in diesem Krieg? Wie gehen in Deutschland lebende
Nachkommen aus dem Rif mit dieser Geschichte um? Und wie verhält
sich die Bundesregierung zur Aufarbeitung dieser historischen,
völkerrechtswidrigen Verbrechen? Es äußern sich u.a. die
Frankfurter Imazigh-Influencerin Amal El Ommali, Journalist (und
zugleich Betroffener) Mohamed Amjahid, Historiker Sebastian Balfour
und Völkerrechtsexperte Prof. Thilo Marauhn sowie Betroffene aus
dem Rhein-Main-Gebiet und der Rif-Region in Marokko. hr 2023

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