SG #134: Karl Valentin

SG #134: Karl Valentin

Heute stelle ich Euch wieder einen ganz besonderen Menschen vor, und zwar Karl Valentin. Er war ein Münchner Komiker, der vor allem durch seine komischen Weisheiten und Sprachspiele berühmt geworden ist. Noch heute wird er oft zitiert.
6 Minuten

Beschreibung

vor 8 Jahren

Heute stelle ich Euch wieder einen ganz besonderen Menschen vor,
und zwar Karl Valentin. Er war ein Münchner Komiker, der vor
allem durch seine komischen Weisheiten und Sprachspiele berühmt
geworden ist. Noch heute wird er oft zitiert. Manche nennen ihn
den Charlie Chaplin Deutschlands. Valentin wurde 1882 in München
als Valentin Ludwig Fey geboren. Er machte eine Lehre zum
Schreiner und Tischler, trat aber schon früh auf Bühnen auf. Er
war ein großer, schlaksiger Mann und sehr hager. Auch daraus
machte er ein Markenzeichen.


1911 traf er seine Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt. Neben der
Theaterbühne war Valentin auch der Film wichtig. Er drehte kurze
Stummfilme und Sketche in einem eigenen Filmstudio. Befreundet
war er mit Bertolt Brecht, dem sehr bekannten deutschen
Dramatiker. Immer wieder eröffnete er eigene Theaterbühnen, keine
davon blieb lange offen.


https://youtu.be/F2s1vdzq2aY


Als das Nazi-Regime an der Macht war, hielt Valentin sich zurück.
Einige Scherze wagte er aber dennoch. Beispielsweise: „Wie gut
ist es doch, dass der Führer nicht „Kräuter“ heißt!“ Sonst wäre
der Hitlergruß ja „Heil, Kräuter“ gewesen.


In einem berühmten Valentin-Sketch geht es um einen Mann namens
Wanninger. Er ist Buchbinder. Am Telefon versucht er, seinen
Auftraggeber etwas zu fragen. Doch anstatt eine Antwort zu
erhalten, wird er ständig weiterverbunden. Das kennt Ihr doch
sicher auch, oder? Die Call-Center haben dieses Phänomen ja in
unserer Zeit noch verstärkt. Jedenfalls sagen wir in
Süddeutschland mittlerweile dazu: Das war wie beim Buchbinder
Wanninger. Wenn wir wieder ewig in einer Warteschleife hängen.


Auch andere Sprüche von Karl Valentin sind heute noch in aller
Munde und in der deutschen Sprache verankert. Auch wenn nicht
jeder weiß, wen er da zitiert. Beispielsweise wird der Spruch „Es
ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“ gerne zitiert,
wenn es um aktuelle politische Debatten geht, die kein Ende
nehmen wollen und gleichzeitig keine neuen Erkenntnisse bringen.


Was mir persönlich an Karl Valentin so gut gefällt, ist seine
Einstellung zum Leben. Er beobachtete seine Umgebung sehr genau
und brachte Erkenntnisse dann auf den Punkt. Zum Beispiel durch
Sätze wie „Ich freue mich wenn’s regnet, denn wenn ich mich nicht
freue, regnet es auch.“ Das ist genau die Lebenseinstellung, die
wir verinnerlichen sollten: Keine unnötige Energie auf Dinge zu
verwenden, die wir nicht ändern können. Stattdessen lieber die
Dinge anpacken, die wir beeinflussen können.


Gerade jetzt, in einer Zeit in der wir viel über Flüchtlinge
lesen und hören, denke ich oft an einen Spruch von Karl Valentin.
Er sagte damals: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. Das ist
natürlich nicht neu – das wissen wir. Aber oft denken wir nicht
daran, oder? Der Flüchtling, der heute bei uns hier ist, hat
natürlich eine Heimat, in der er nicht fremd ist. Oder nicht
fremd war, bevor diese Heimat zerstört wurde.


Für mich zeigen diese Sprüche von Karl Valentin vieles. Zum
einen, dass er ein ausgesprochen kluger Mann war. Zum anderen,
dass er seiner Zeit voraus war, denn die Sprüche sind teilweise
100 Jahre alt und wirken immer noch modern. Zum dritten aber
auch, dass sich manche Dinge nie ändern, zum Beispiel die
Ressentiments der Menschen Fremden gegenüber.


1948 starb Valentin unterernährt an einer Lungenentzündung.
Ausgerechnet am Rosenmontag, also im Fasching. Heute gibt es
mitten in München, im Isartor, ein Valentin-Musäum. Es ist
absichtlich falsch geschrieben – wundert Euch nicht.


HINWEIS: Die Sprüche von Karl Valentin sind
urheberrechtlich geschützt. Bitte verbreitet diese nicht ohne
Genehmigung weiter! Ich habe eine Genehmigung der Valentin-Erben,
die Sprüche hier zu verwenden. Alle Sprüche von Karl Valentin
sind Karl Valentin Erben, c/o RA Fette.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg134kurz.pdf

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15