Kapitel 8 mit Thomas Ertl: Arbeit im Wandel

Kapitel 8 mit Thomas Ertl: Arbeit im Wandel

33 Minuten
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Der Podcast zur Zukunft der Arbeit

Beschreibung

vor 11 Monaten

Arbeit ist in der Krise. Genauer: Eine ganze
Reihe von Selbstverständlichkeiten, die wir mit der Arbeitswelt
verbinden, stoßen zunehmend an Grenzen. Eva und Michael wagen in
dieser Folge des großen Blick: Muss Arbeit „so“ sein - oder ist
Arbeit historisch bedingt? Denn wenn sie das wäre, dann hätten
wir ja die Chance, unser Bild von Arbeit zu verändern und zu
gestalten, durch die Krise hindurch und aus ihr hinaus. Das wäre
ja eine gute Nachricht. Fragen wir also doch einmal einen
Historiker, der sich mit dem Bild von Arbeit beschäftigt hat.
Thomas Ertl ist Professor für die Geschichte des hohen und späten
Mittelalters an der FU Berlin. Er sagt: Jede Generation denkt
erst einmal, dass Arbeit genau so sein muss, wie sie sie
kennengelernt hat. Und: Genau so wird es bleiben. Und genau das
wird natürlich nicht geschehen. Arbeit, sagt Thomas, ist geradezu
Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels durch die Jahrhunderte.


Auffällig: Aus der Vormoderne kennen wir relativ
wenige Texte über Arbeit. Arbeit wird vollzogen, wird als
gewöhnlicher Bestandteil des Lebens interpretiert. Und wo darüber
reflektiert wird, ist Arbeit Teil der Schöpfung, Teil des
Heilsplans, daher auch: christliche Pflicht. Oder umgekehrt
formuliert: Wahrscheinlich haben wir noch nie so viel über Arbeit
nachgedacht wie heute. Macht es uns das leichter? Nun ja.


Die Trennung zwischen Arbeitsort und Wohn- und Lebensort
ist relativ jung. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein
war die Mehrheit der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft
beschäftigt - auch unter den Bedingungen der Industrialisierung.
Erst mit Aufkommen der Dienstleistungsgesellschaft hat sich das
entscheidend gedreht. Seither erleben wir diese Trennung - und
stellen uns entsprechend neue Fragen. Eine Entwicklung, in die
wir alles in allem hineingestolpert sind, ohne dass wir es
geplant hätten oder auch nur direkt bemerkt hätten. Wer in die
Geschichte schaut oder in außereuropäische Kontexte, kann
erkennen, dass die Trennung von Arbeit und Leben nicht notwendig
ist. Thomas weist allerdings auch darauf hin, dass wir in den
meisten Fällen wahrscheinlich nicht tauschen wollen würden.


Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten Menschen in Mitteleuropa im
Schnitt doppelt so viel wie heute. Nur eine Gesellschaft, in der
Menschen in großem Umfang Freizeit haben und zu einem Zeitpunkt
in den Ruhestand gehen, zu dem sie im Grunde topfit sind, nur
dort kann das Thema Ehrenamt eine Rolle spielen. Natürlich gab es
auch früher soziales Engagement und das war wichtig für den
einzelnen wie für die Gesellschaft. Aber die Idee einer
ehrenamtlichen Tätigkeit und schon gar die heute verbreitete
Vorstellung, das Ehrenamt sei im Grunde wertvoller als die
stupide Erwerbsarbeit, diese Vorstellung findet sich in früheren
Jahrhunderten nicht.


Zu Gast: Prof. Dr. Thomas Ertl, Professor für
die Geschichte des hohen und späten Mittelalters an der FU Berlin


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