Bachmannpreis-Podcast vom Eröffnungsabend 2023: Freiheit ist kein individueller Besitz

Bachmannpreis-Podcast vom Eröffnungsabend 2023: Freiheit ist kein individueller Besitz

Die 47. Tage der deutschsprachigen Literatur sind eröffnet. In der ersten Podcast-Folge direkt aus Klagenfurt blicken Andrea Diener und Wolfgang Tischer auf das, was war und beim Bachmannpreis werden könnte.
31 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews, Tipps und akustische Eindrücke aus der Welt der Bücher und Hörbücher.

Beschreibung

vor 10 Monaten
Am Dienstagabend regnete es noch in Strömen, doch am
Eröffnungsabend der 47. Tage der deutschsprachigen Literatur war es
warm und alles wieder wie 2019. Diesmal lesen an den kommenden drei
Tagen nicht 14, sondern 12 Autorinnen und Autoren um den mit 25.000
Euro dotierten Bachmannpreis und weitere Preise. Zwei Lesende
mussten leider ihre Teilnahme in Klagenfurt kurzfristig absagen. Im
Podcast des literaturcafe.de, der in den kommenden Tagen wieder zum
täglichen Bachmannpreis-Podcast wird, melden sich Andrea Diener und
Wolfgang Tischer aus Klagenfurt vom Eröffnungsabend mit einer
Weinschorle (oder G’spritztem, wie man in Österreich sagt). Neben
der Auslosung der Lesereihenfolge wird am Ende des Eröffnungsabends
die Klagenfurter Rede zur Literatur gehalten, diesmal von Tanja
Maljartschuk, der Bachmannpreisträgerin von 2018. Die Rede trägt
den Titel »Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf.«
Maljartschuk wuchs in der Ukraine auf und sie thematisierte ihre
Unfähigkeit und Unmöglichkeit zu schreiben, aufgrund des russischen
Angriffskrieges. Ein begonnenes Romanprojekt musste sie abbrechen.
Die Wirklichkeit macht für sie Literatur unmöglich. Und dennoch
verknüpfte die Autorin in ihrer Rede gekonnt
philosophisch-literarische Fragen mit ihrer eigenen familiären
Vergangenheit und der Lage der Welt. Ein auch formell interessant
gearbeiteter Redetext, der auf der Website zum Bachmannpreis
nachgelesen werden kann. An dieser Stelle sei nochmals Tanja
Maljartschuks Roman »Blauwal der Erinnerung« empfohlen und das
Gespräch mit der Autorin von der Leipziger Buchmesse 2019. Zuvor
dankte die Jury-Vorsitzende Insa Wilke dem langjährigen Moderator
Christian Ankowitsch, dessen Absetzung von Seiten des ORF
kommunikativ sehr unglücklich verlaufen war (siehe Bericht).
Nachfolger Peter Fässlacher moderierte den Eröffnungsabend zusammen
mit Cecile Schortmann souverän, seine Bewährungsprobe wird er aber
erst in den kommenden Tagen beim Leiten der Diskussion haben. Ein
Interview mit dem ORF-Kulturmoderator wird voraussichtlich am
Sonntag im Bachmannpreis-Podcast zu hören sein. Insa Wilke ging in
ihrer kurzen Rede als Jury-Vorsitzende zudem auf den Begriff der
Freiheit ein. Die Lektüre des Buches »Gekränkte Freiheit: Aspekte
des libertären Autoritarismus« von Carolin Amlinger und Oliver
Nachtwey habe ihr den Begriff auf erhellende Weise näher gebracht.
Freiheit solle nicht als persönliches Besitztum gesehen werden,
sondern Freiheit entstehe im Austausch mit anderen. Dies übertrug
sie auf die Literaturkritik, und sie wünschte sich für die
kommenden Tage eine Diskussion in diesem Sinne. Eine versteckte
Kritik an der Diskussionskultur der Vorjahre? Seit Jahren, so
stellt es Andrea Diener im Podcast fest, argumentiert man in
Klagenfurt gegen angebliche Bedrohungen an, der die Literatur
ausgesetzt sei. Aktuelles Schreckgespenst: die künstliche
Intelligenz. Man kam bei der Eröffnung nicht umhin, sich
gegenseitig zu versichern, dass Kreativität immer noch
Menschensache sei. Hoffen wir, dass das Thema KI in den kommenden
Tagen nicht weiter abgegriffene Erwähnung findet. Überhaupt muss
angemerkt werden, dass von einer KI geschriebene Passagen in einem
Bachmman-Text bereits 2020 auftauchten. Das erklärte zumindest der
Autor Jörg Piringer. Hören Sie die ausführliche Analyse des
Eröffnungsabends von Wolfgang Tischer und Andrea Diener im Podcast
des literaturcafe.de. Was ist von den kommenden Tagen und Texten zu
erwarten? Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast
des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple
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