»Nicht von dieser Welt« - Michael Ebert über seinen Roman und das Lesen in Schramberg

»Nicht von dieser Welt« - Michael Ebert über seinen Roman und das Lesen in Schramberg

Seine erste Lesung moderierte Micky Beisenherz, demnächst spricht Michael Ebert in München mit Linda Zervakis über seinen Debut-Roman »Nicht von dieser Welt«. Doch jetzt ist Michael Ebert erst einmal Gast in diesem kleinen Literatur-Podcast.
28 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews, Tipps und akustische Eindrücke aus der Welt der Bücher und Hörbücher.

Beschreibung

vor 7 Monaten
Seine erste Lesung moderierte in Hamburg Micky Beisenherz,
demnächst spricht Michael Ebert in München mit Linda Zervakis über
seinen Debut-Roman »Nicht von dieser Welt«. Dazwischen jedoch liest
Ebert im beschaulichen Schramberg. Das dortige Krankenhaus hat sein
Leben und seinen Roman geprägt. Wolfgang Tischer traf sich mit
Michael Ebert für den Podcast des literaturcafe.de im Schwarzwald.
»Kann es sein«, sagt Michael Ebert und blickt verwundert auf die
Fläche vor sich, auf der sein Buch liegt, »dass ich an diesem Tisch
auch mein Abitur geschrieben habe?« »Das ist so«, ruft ein älterer
Herr im Publikum, der vielleicht sein Lehrer war. Michael Ebert
sitzt zusammen mit Moderator Christoph Plum auf der hohen Bühne der
Aula des Schramberger Gymnasiums an ebendiesen kleinen Tischchen.
Es ist einer dieser holzvertäfelten Mehrzwecksäle, die es in den in
den 1970er-Jahren gebauten Schulen dieser Gegend, öfters zu geben
scheint und die erstaunlich gut erhalten sind. Vor fast 30 Jahren
hat Michael Ebert hier tatsächlich sein Abitur geschrieben. Jetzt
ist er wieder einmal in die Stadt zurückgekehrt, in der er
aufgewachsen ist. Er ist gekommen, um aus seinem ersten Roman zu
lesen: »Nicht von dieser Welt«. Der spielt größtenteils im
ehemaligen Schramberger Krankenhaus, ohne dass der Name der Stadt
im Buch nur ein einziges Mal erwähnt wird. Doch die beschriebene
markante Tallage im Schwarzwald und benannte nahe Orte wie Rottweil
oder die Auffahrt von der B462 auf die A81, machen den Ort
identifizierbar. Und eben das Krankenhaus, das 2011 geschlossen
wurde und für das die Stadt seit langem einen Investor sucht, der
sich leider nicht findet. Das Krankenhaus ist zum Lost Place
geworden. Drei Millionen Euro, so schrieb es Michael Ebert in einer
Reportage für das SZ-Magazin im Jahre 2016, wolle die Stadt dafür
haben. Mittlerweile ist der Preis auf 1,8 Millionen gesunken.
Michael Ebert, geboren 1974 in Freiburg, ist in diesem Krankenhaus
aufgewachsen. Nicht als Patient. Seine Mutter arbeitete dort als
Notfallkrankenschwester, und da die Familie in prekären
Verhältnissen lebte, bezog man irgendwann die günstige
Personalwohnung im Gebäude. Nach dem Abitur, Zivildienst und einem
Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung verließ Ebert die Stadt,
studierte etwas Jura. »Aber nicht zu Ende«, betont er während
seiner Lesung. Er leitete irgendwann das »jetzt«-Magazin der
Süddeutschen Zeitung, wechselte dann zu Gruner & Jahr nach
Hamburg, nachdem das Magazin eingestellt wurde. Dort war er Chef
von »Neon«, dem inoffiziellen jetzt-Nachfolger. 2013 kehrte Ebert
nach München zurück und übernahm die Chefredaktion des
wöchentlichen SZ-Magazins. Und warum jetzt ein Roman? Nach dem Tod
seines Vaters im März 2022, saß er nachts am Küchentisch, um seine
Gefühle zu sortieren, erzählt Michael Ebert im Podcast des
literaturcafe.de. Das Aufschreiben von Erinnerungen führte dann zur
Idee, einen Roman zu schreiben. Es vermengte sich Reales mit
Fiktivem. Einen Roman zu schreiben sei für ihn als Journalist so
etwas wie »eine andere Hirnhälfte, die bespielt wird«. Tipps und
Ratschläge habe er unter anderem von Simone Buchholz und Daniel
Kehlmann bekommen. Auch davon erzählt Ebert im Podcast. Aus dem
Michael im echten Leben wurde der 13-jährige Mischa im Roman. Ein
magisches, übersinnliches Element kam hinzu, dann – so erzählt es
Ebert während der Lesung – tauchte plötzlich die Figur der
17-jährigen Sola an Mischas Seite auf, und zusammen verlassen sie
den Schwarzwald, um in Halberstadt in Ostdeutschland einen ganz
besonderen Schatz zu heben: 100 Milliarden Ostmark, die nach der
Wende in einem Stollen deponiert wurden, der im Nazi-Deutschland
von Zwangsarbeitern gegraben wurde. Auch dieses Element des Romans
entnahm Ebert der Realität. Hören Sie im Podcast das ausführliche
Gespräch mit Michael Ebert über die Entstehung des Romans und wie
er einen weiteren Prominenten als Testleser gewinnen konnte, der
fürs Buch ein Zitat geliefert hat: Herbert Grönemeyer. Auf der
Rückfahrt von Schramberg läuft übers Autoradio dann auch »Deine
Zeit« von Herbert Grönemeyer. Wer den Podcast hört, weiß warum.

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