Podcaster
Episoden
07.05.2017
58 Minuten
Der heute 80-jährige Roland Begert war drei Wochen alt, als seine
Mutter ihn in ein Kinderheim in Grenchen brachte. Mit zwölf Jahren
kam er als Verdingkind zu einem Bauern. Anschliessend: Giesserlehre
in Winterthur und zu viel Alkohol. Ein geplatzter Blinddarm war der
Auftakt zu einem neuen Leben.Begert, der die Primarschule besuchen
musste und vorm Lehrer nur mit «Bub» angesprochen wurde, zog in die
Westschweiz und arbeitete bei einem Bäcker. Da war genug Zeit, eine
Handelsschule zu besuchen und Italienisch zu lernen. Aber Roland
Begert wollte mehr: Er schrieb sich am Abendgymnasium ein und
studierte nach bestandener Matur Betriebswirtschaft und Recht und
doktorierte sogar. Er, der Rechtlose, wollte wissen, wie es um
seine Rechte steht.Der Vater einer erwachsenen Tochter musste
lernen, was es heisst, selber Vater zu sein. Den Draht zu seiner
leiblichen Mutter hat er nie gefunden, sagt er heute rückblickend.
Und seinen Vater, einen stadtbekannten Clochard und
Entfesslungskünstler, hat er ein einziges Mal in seinem Leben
gesehen: In einen schmutzigen Mantel gehüllt auf einer Parkbank
liegend. Begert war damals elf Jahre alt. Dass er einen Bruder hat,
wusste er lange Zeit nicht. Obwohl die beiden Brüder zusammen ins
Kinderheim kamen, wollte es die Heimleitung nicht, dass «Kinder aus
solchen Verhältnissen voneinander wussten».Der pensionierte
Gymnasiallehrer für Wirtschaft und Recht ist heute versöhnt mit
seiner Vergangenheit. Vielleicht auch, weil er seine
Lebensgeschichte in zwei Büchern («Lange Jahre fremd» und «Die
letzte Häutung») niedergeschrieben hat.Wiederholung einer Sendung
vom April 2015
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30.04.2017
57 Minuten
Willy Oechslin gehörte im zarten Alter von 15 Jahren zu den
sogenannten «Halbstarken». Diese bildeten Ende der fünfziger Jahre
die erste Jugendszene der Schweiz. Mit glänzender Haartolle, Jeans,
Westernstiefel und einem bis auf den Bauchnabel aufgeknüpften Hemd
waren sie damals die pure Provokation.Nach einem Jahr Herumhängen
in Zürich, bekam er ein behördliches Rayonverbot für die Stadt. Um
als Minderjähriger ins Kino zu gehen, fälschte er seinen Ausweis.
Das war zuviel und er landete in einer Erziehungsanstalt, in der
ein hartes Regime herrschte. Er absolvierte dort eine Lehre zum
Schlosser und ab da ging es in seinem Leben in geordneten Bahnen
weiter; mit ein paar Stolpersteinen.Heute blickt Willy Oechslin
(73) zufrieden auf sein Leben zurück und sagt, dass er nach grossen
Startschwierigkeiten auch einiges Glück im Leben hatte.Wiederholung
der Sendung vom 10. April 2016.
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23.04.2017
56 Minuten
Rahel Schönthal ist eine richtige Waldfrau. Schon als Kind ging sie
gern alleine in den Wald. Ein Porträt.In ihrer Jugend besprach sie
mit ihrem stillen Freund ihre Sorgen, erzählte ihm von ihren
Ängsten. Ihr war, als höre sie in der Stille des Waldes und im
sanften Rauschen der Blätter Antworten, die ihr Halfen, ihren Weg
zu gehen.Als junge Frau begann Rahel Schönthal, ganz allein mitten
im Wald zu übernachten. Am Morgen fühlte sie sich jeweils wie neu
geboren.Schon lange hegte die junge Physiotherapeutin den Wunsch,
im Wald zu wohnen; ihren Ratgeber gleich vor der Türe zu haben.
Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Sie lebt seit dem letzten
Frühling in einem alten Jagdschlösschen mitten im «Forst», einem
grossen Waldstück westlich von Bern.Wiederholung der Sendung vom 1.
Januar 2017
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16.04.2017
57 Minuten
Zwei Panikattacken – die erste im Gotthardtunnel, Catherine
Ackermann alleine und am Steuer, die zweite im Flugzeug. Was blieb,
das war die Angst vor einer neuen Attacke. Die Tochter des
Bankmanagers Joe Ackermann hat sich ihrer Angst gestellt. Heute
betrachtet sie diese sogar als Geschenk.Die einfachste Begründung
für ihre Panikattacken, wäre ihre Herkunft. Diese verschweigt
Catherine Ackermann nicht. Immer «die Tochter von» zu sein, das hat
sich wie ein roter Faden durch ihr Leben gezogen.In der
Primarschule, auf dem Gymnasium, sogar in Deutschland auf der
Filmhochschule hat man sie als Tochter von Joe Ackermann, dem
früheren Chef der Deutschen Bank und der Credit Suisse, erkannt.
«Aber in Deutschland hatte das keine Nachteile. Film- und
Theaterleute interessieren sich für Emotionen und sind kreativ, da
spielt die Herkunft keine Rolle», sagt die heute 33-Jährige. Woher
ihre Ängste kamen, weiss sie bis heute nicht. Vielleicht hatte sie
einfach zu viel um die Ohren und ihr Körper setzte ein Signal,
kürzer zu treten?Der Sieg über die AngstIhrer Angst ist sie Herr
geworden, indem sie sich dieser bewusst gestellt hat. Geflogen ist
sie zwar eine Weile nicht mehr, dafür umso mehr Zug gefahren und
das sei eine Bereicherung für sie gewesen. «Ich habe auf diese
Weise viele Landschaften gesehen, die ich sonst nie gesehen
hätte.»Sie hat sich ihrer Angst gestellt. Ist Auto gefahren, wenn
auch in Begleitung. Dann, auf einer Autofahrt ganz alleine von
Deutschland in die Schweiz, ist sie in einen Schneesturm gekommen
und hat ihre Angst im Auto einfach weggelacht. Da wusste sie: «Ich
habe es geschafft.»Ein Mensch wie ein LächelnMittlerweile begegnet
sie aufflackernder Angst mit einem Lachen. Lachen ist Catherine
Ackermann sowieso wichtig. Sie halte es wie Charles Chaplin:
«Einmal pro Tag sollte man im Minimum gelacht haben.» Kein Wunder,
hat man den Eindruck von ihr, als ob sie ein einziges Lächeln wäre.
Aber kein verkniffenes oder aufgesetztes Lachen. Das Lächeln eines
Menschen, der in sich ruht und seine Mitte gefunden hat.Eigene
Firma ohne Fremdmittel der ElternDie gelernte Schauspielerin hat
nach Engagements in Deutschland, unter anderem am Staatstheater in
Weimar, die Filmhochschule in Ludwigsburg besucht. Mittlerweile hat
sie ihre eigene Firma als Filmproduzentin.Die Firma hat sie selber
aufgebaut, ohne finanzielle Mittel ihres Vaters. «Mir nachzusagen,
ich hätte sowieso ein finanzielles Polster ist grundverkehrt. Dem
müsste ja ein äusserst trauriges Ereignis vorausgehen: Der Tod
meiner geliebten Eltern.»Was sie von ihren Eltern hat, das ist von
der Mutter das Interesse für Kunst und Kultur und vom Vater «das
Wirtschaftliche». Die idealen Voraussetzungen, um als
Filmproduzentin, bei der alle Fäden zusammenlaufen, zu arbeiten.
«Eine Filmproduzentin hat mich während meines Praktikums bei Warner
Brothers in Hollywood darauf aufmerksam gemacht.»Aus Angst werden
Beruf und BerufungCatherine Ackermann hat noch mehr Talente an sich
entdeckt: «Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und betreue und
coache ihre Projekte.» Nach dem gewonnenen Kampf gegen ihre Angst
hat sie immer wieder Anfragen von Leuten bekommen, wie sie das
geschafft habe. «So habe ich gemerkt, dass Coaching – was ich
eigentlich schon als Filmproduzentin mache – vielleicht meine
Berufung ist.» Im Sommer schliesst sie ihre Ausbildung zum Coach
ab.
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09.04.2017
49 Minuten
Dänu Wisler (51) ist Musiker von Beruf und aus Leidenschaft. Der
Weg dorthin war weit und nicht vorgezeichnet. Aufgewachsen im
Emmental, fand er nämlich als Jugendlicher für seinen Berufswunsch
absolut kein Musikgehör.Mit seinem ersten Lehrlingslohn kaufte er
sich seine erste Gitarre. Nach einer Mechanikerlehre flüchtete er
aus seiner Heimat, die ihm zu eng geworden war, besuchte während
eines Jahres die Jazz-Schule in Luzern, wurde Katechet,
Jugendarbeiter in Thun und in Spanien und baute in der Ostschweiz
eine Musikschule auf.Heute lebt er von seiner Musik; den Konzerten,
den CDs und dem Songschreiben. Unterdessen schreibt er auch Bücher:
Über den Reformator Zwingli in seinem neusten Buch, oder
Geschichten und Gedankengänge aus seiner Emmentaler Heimat.Dänu
Wisler ist nicht nur leidenschaftlicher Musiker. Er liebt es auch
zu Wandern, Klettern, Kochen und Lesen. Wandernd fand er seinen Weg
durchs Leben, der ihm vor einigen Jahren auch eine grosse Krise
beschert hatte. Mittlerweile ist er in seiner Mitte angekommen und
hat sich mit der Emmentaler Heimat versöhnt.
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Über diesen Podcast
Menschen erzählen ihre ganz persönliche Geschichte. In der Sendung
«Menschen und Horizonte» kommen Leute zu Wort, die zu neuen Ufern
aufgebrochen sind, dabei physische, psychische oder geografische
Grenzen überwunden und schlussendlich Träume realisiert und Erfolge
gefeiert haben. Die Porträtierten leben als Schweizer und
Schweizerinnen in der Schweiz, als Ausländer in der Schweiz, als
Schweizer im Ausland oder als Bürger und Bürgerinnen in irgendeinem
Land.
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