Bildstörungen
Die Theologinnen Karoline Ritter und Katharina von Kellenbach gehen den christlichen Traditionslinien hinter modernen antisemitischen Stereotypen nach.
Podcaster
Episoden
23.10.2024
31 Minuten
Mit dem Bild der „Hure Babylon“ aus dem biblischen Buch der
Apokalypse (Offenbarung) kommen wir unter anderem auf die
Ereignisse vom 7. Oktober 2023 und auf sexuelle Gewalt gegen Frauen
zu sprechen. Wir reden über die verzerrte christliche Rezeption
apokalyptischer Bilder, aus denen starke Feindbilder geworden sind,
die Gut und Böse klar unterscheiden und die sich auch in
gegenwärtigem Israelhass zeigen. In der „Hure Babylon“ verbinden
sich der Hass auf die sündige Stadt mit ihrem Luxus, ihrer Lust und
ihrem Schmutz mit Frauen- und Judenhass. Westliche Dekadenz
symbolisiert sich in Städten wie New York, Tel Aviv und Berlin –
nicht zufällig Städte mit namhaften jüdischen Gemeinschaften. Sie
werden zu Zielscheiben politischer und religiöser
Reinigungsfantasien und terroristischer Attacken. Die Apokalypse
spricht von Städten aber nicht nur als Feind sondern hat eine
Vision eines „neuen Jerusalems“. Ermöglicht uns dieses Bild,
Gesellschaftskritik mit Hoffnungen und Ängsten konstruktiv zu
verbinden? Diese Folge haben wir live vor Publikum beim Sommerfest
2024 der Evangelischen Akademie zu Berlin aufgezeichnet.
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09.10.2024
27 Minuten
Ein Hirtenjunge, der mit ein paar Kieselsteinen und einer
Steinschleuder gegen einen schwer gerüsteten Riesen antritt: Die
Steinschleuder ist zum Symbol des palästinensischen Widerstandes
geworden. Dabei ist es bei den diversen militärischen Playern
überhaupt nicht so eindeutig, wer mit David und wer mit Goliat zu
identifizieren wäre. Schon deshalb eignet sich diese biblische
Geschichte nicht, um die Guten von den Bösen und die Ohnmächtigen
von den Mächtigen zu unterscheiden. Wir schauen uns die Geschichte
von David noch einmal an, der mit seiner schillernden
Persönlichkeit gar nicht dazu taugt, zu heroisieren oder zu
dämonisieren.
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25.09.2024
28 Minuten
In den Medien wird oft von „Vergeltungsschlägen“ und „Racheakten“
gesprochen, wenn vom Krieg zwischen Israel und der Hamas berichtet
wird. Dann wird vor der Logik des „Auge um Auge“ und einer
drohenden Gewaltspirale gewarnt. Dass dies mit Blick auf Russlands
Krieg gegen die Ukraine nicht geschieht, zeugt von einem
Doppelstandard, der dem Staat Israel das Recht auf Verteidigung
abspricht. Wir nehmen das Talionsprinzip aus der Tora (Auge um
Auge) näher unter die Lupe, und fragen, wie dieser juristische
Entschädigungsgrundsatz zur Beilegung von Konflikten eigentlich zur
gewaltsamen Rache wurde.
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11.09.2024
22 Minuten
Auf pro-palästinensischen Demonstrationen und in entsprechenden
Stellungnahmen wird Israel immer wieder als „Kindermörder“
bezeichnet. Wenn furchtbare Kriegsereignisse benutzt werden, um den
Mythos vom verschwörerischen, rituellen Blutopfer zu bedienen, wird
der Staat Israel damit dämonisiert. Dieser Mythos ist nicht nur in
der christlichen, sondern auch in der islamischen Welt weit
verbreitet. Warum findet er so viel Anklang? Wir gehen zurück bis
in die biblische Passionsgeschichte, um das Klischeebild einer
jüdischen Verschwörung zu stören, die den unschuldigen Gottessohn
vermeintlich quälen und töten will.
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13.03.2024
33 Minuten
Zu allen Zeiten war die überwiegende Mehrheit der Juden und
Jüdinnen arm. Mit Mathias Berek vom Zentrum für
Antisemitismusforschung und Forschungsinstitut Gesellschaftlicher
Zusammenhalt sprechen wir über die wirtschaftlichen und politischen
Bedingungen jüdischen (Über-)Lebens im christlichen Europa. Und
Berek erklärt, was diese Vorurteile mit christlichem
Abgrenzungsbedürfnissen, Konkurrenzsituationen und Projektionen
eigenen Unbehagens im Umgang mit Geld zu tun haben.
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Über diesen Podcast
Die Theologinnen Karoline Ritter und Katharina von Kellenbach gehen
den christlichen Traditionslinien hinter modernen antisemitischen
Stereotypen nach. Moderne antisemitische Stereotype wurzeln oft in
antijüdischen Auslegungen biblischer Texte und Motive, die
jahrhundertelang von der christlichen Theologie tradiert wurden.
Selbst in heutigem Judenhass und Verschwörungsglaube wirken diese
christlich grundierten Zerrbilder unbewusst weiter. Die
Theologinnen Karoline Ritter und Katharina von Kellenbach gehen
diesen Traditionslinien auf den Grund. In jeder Folge dieses
Podcasts sprechen sie über ein bestimmtes antisemitisches Motiv aus
der christlichen Tradition. Den Ausgangspunkt bildet stets eine
konkrete Darstellung zum Beispiel in einem Schulbuch oder in den
sozialen Medien. Mit den Mitteln von Theologie und
Religionswissenschaft sowie mit Erkenntnissen aus dem
jüdisch-christlichen Dialog schlagen Ritter und von Kellenbach
Interpretationen biblischer Motive und Geschichten vor, die ohne
antijüdische Codes und Projektionen auskommen. Katharina von
Kellenbach ist Projektreferentin, Karoline Ritter Mitarbeiterin im
Projekt "Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen
Theologie und Religionspädagogik" an der Evangelischen Akademie zu
Berlin. Das Projekt wird gefördert vom Beauftragten der
Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf
gegen Antisemitismus sowie vom Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Mehr zum Projekt Bildstörungen
unter www.eaberlin.de/bildstoerungen und auf Instagram unter
@projektbildstoerungen. Fragen, Kritik, Anregungen? Wir freuen uns
über Feedback! Weiterführende Informationen zum Thema bietet die
Broschüre „Störung hat Vorrang“
(www.eaberlin.de/stoerung-hat-vorrang), die das Projekt
"Bildstörungen" gemeinsam mit dem Netzwerk antisemitismus- und
rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie (narrt) und
weiteren Beteiligten erarbeitet hat. Die Broschüre wird vom
DisKursLab der Evangelischen Akademie gemeinsam mit der
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
herausgegeben. Die Musik im Podcast stammt von #Uppbeat
(https://uppbeat.io/t/avbe/night-in-kyoto, License code:
RZIY1FKHW89ELKUI).
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