Keine Plattform für Rechtsextremismus

Spotify schmeißt Martin Sellners Podcast raus

22. Jan 2024 , aktualisiert: 22. Jan 2024

Die Demokratie wehrt sich gegen Rechtsextremisten und Spotify löscht Martin Sellners Podcast. Ist das Problem nun gelöst? Leider nein.

Bild: Pexels
Spotify schmeißt Martin Sellners Podcast raus

Die Streamingplattform Spotify hat einen rechtsextremen Podcast entfernt. Wie Der Standard meldet, soll ein Podcast des rechtsextremen Österreichers Martin Sellner aus dem Verzeichnis gelöscht worden sein. Der Mann hatte seine 'Audioanalysen' genutzt, um extremistische Narrative zu verbreiten und zu seinen Gefolgsleuten zu sprechen.

Rechtsextremes Geheimtreffen in Potsdam

Sellner sorgte in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen, da er an einem geheimen Treffen Rechter und Rechtsextremer in Potsdam beteiligt war. Auch Politiker der AfD, der sogenannten Werteunion und der CDU waren bei dem Treffen anwesend. Martin Sellner soll dort unter anderem über Remigration, also die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund referiert haben. Das Recherchenetzwerk Correctiv hatte den Fall aufgedeckt.

'Deplatforming' extremistischer Inhalte

Um gegen die menschenverachtenden Pläne der rechtsextremen Aktivisten zu demonstrieren, versammelten sich am Wochenende hunderttausende Menschen in verschiedenen deutschen Städten. Allein in Berlin demonstrierten über 100.000 Personen.

Ebenso wie demokratische Kräfte nutzen auch Rechtsextreme Internetplattformen, um Menschen zu erreichen und ihre Botschaften zu verbreiten. Auch in der Podcast-Branche registrierte man die Vorkommnisse um das Geheimtreffen und leitete entsprechende Schritte ein. So kam es, dass Spotify Martin Sellners Podcast von seiner Plattform löschte. Laut Bericht ist das ein Schritt, den die Plattform YouTube bereits 2020 einleitete. Wenn große Internetplattformen Extremisten den Zugang verwehren, spricht man von Deplatforming. Doch ist das die Lösung des Problems?

"Unsere Plattformregeln besagen eindeutig, dass wir keine Inhalte zulassen, die Terrorismus oder gewalttätigen Extremismus fördern oder unterstützen. Nach Überprüfung wurde dieser Inhalt entfernt.
Spotify-Sprecherin

Sellner-Podcast von Spotify gelöscht, Problem nicht gelöst

Deplatforming ist eine sinnvolle und wirksame Methode, um Menschen, die Lügen, Hass oder Fehlinformationen verbreiten, zu begegnen. Ein prominentes Beispiel ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump, dessen Twitter-Account gesperrt wurde. Auch im Umgang mit Rechtsextremisten ist die Sperrung einzelner Beiträge oder ganzer Accounts ein bekanntes Mittel.

Podcasts stellen bei dieser Strategie jedoch einen Sonderfall dar, da sie in der Regel auf vielen Plattformen gleichzeitig zur Verfügung stehen. Was einerseits ein wertvolles Charakteristikum des Mediums ist, spielt leider auch Extremisten in die Hände. Denn während Sellners Podcasts nun von Spotify verschwunden sein mag, ist er auf anderen Plattformen wie Apple Podcasts nach wie vor abrufbar. Hoster des Podcasts ist das amerikanische Unternehmen Podbean.

Hinzu kommt, dass selbst auf Spotify noch ein weiterer Podcast Sellners abrufbar ist, in dem er weiter das rechte Narrativ vom großen Bevölkerungsaustausch verbreitet. Wenngleich dieser Podcast in seinem aktuellen Zustand nur eine einzelne Episode umfasst, sollten Plattformen prüfen, ob nicht womöglich auch dieser Podcast ihren AGB und den Grundsätzen einer freien, demokratischen Gesellschaft widerspricht.

podcast.de stellte bereits 2021 die Frage: Wie verfahren mit extremistischen Podcasts?

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