„Hat das Buch Zukunft ?“ - mit Jonathan Beck und Laura de Weck

„Hat das Buch Zukunft ?“ - mit Jonathan Beck und Laura de Weck

43 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Wie hat das Buch die Pandemie überstanden? Dazu der Verleger
Jonathan Beck: „Da waren die Ängste erstmals gross, (..) aber am
Ende haben wir vielleicht nicht unsere Systemrelevanz, (..) aber
unsere Resilienz bewiesen.“ – Die Schriftstellerin und
TV-Literatur-Moderatorin Laura de Weck ergänzt: „Die Leute lesen
mehr, die Buchhandlungen (..), die kamen mit ach und krach
durch“, aber für sie waren danach „die Auswirkungen viel stärker
(..) Die Leute (..) gehen nicht mehr in die Buchhandlungen rein,
oder dass sie sich gewöhnt haben, online einzukaufen (..) Aber
gleichzeitig ist während Corona etwas entstanden, nämlich die
Buch-Communities auf den Sozialen Medien (..), riesige
Communities. (..) Man möchte den Austausch mit Menschen, und über
Bücher ist das eben möglich.“ De Weck zitiert dazu den Schweizer
Autor Peter Bichsel: „Wenn er zwei Menschen sehe, die sich
küssen, dann denke er immer, ach, die haben bestimmt das gleiche
Buch gelesen.“ Durch die Book-Tok-Bewegung, so de Weck weiter
„haben das so viele Stars auch aufgenommen. (..) Da sind
Millionen Verkäufe, die über diese neuen Communities laufen. (..)
2022 wurden so viele gedruckte Bücher verkauft, wie noch nie an
die Generation Z“. 

Was bewirkt die Zeitenwende, verstärken Krieg und Krisen den
Bedarf an Orientierung?  Dazu Beck: „Schreckliche Dinge
passieren auf der Welt, aber wir als Verlag haben noch
profitiert, weil wir dann sehr oft Bücher dazu im Programm hatten
(..) In dieser Hinsicht waren wir als Verlag öfters ein Krisen-
und Kriegsgewinnler“. 

De Weck erzählt, wie sehr sie von der ukrainischen
Schriftstellerin Tanja Maljartschuk beeindruckt war, die nach
Beginn des Ukrainekriegs in Klagenfurt sagte, „dass sie
eigentlich ihr Vertrauen in die Literatur, in die Sprache
verloren hat, (..) weil sie gedacht hatte je mehr Bücher es gibt,
je mehr die Menschen lesen, desto humanistischer wird eine
Gesellschaft (..) Sie erwähnte aber auch, dass die Literatur
Rettung sein kann für einzelne (..) und erzählte, dass in der
Ukraine so viele Bücher, gelesen, geschrieben und gedruckt werden
wie noch nie“. 

Schreiben Frauen für Frauen und Männer über die Welt oder ist die
Literatur generell weiblicher geworden? – De Weck: „Sie ist
definitiv weiblicher geworden, (..) weil es viele Frauen in der
Literaturbranche gibt“. Das sei aber so, „weil die Branche so
schlecht bezahlt.“ Aber man sehe “in allen Verlagsprogrammen,
dass es deutlich mehr Autorinnen gibt, und dass (..) Frauen eben
nicht (nur) für Frauen schreiben.“

Ist die Literatur von ausserhalb des Westens wichtiger geworden?
De Weck: „Es ist ja Realität, dass Menschen im globalen Süden
immer geschrieben haben und schreiben werden. Die Frage ist, ob
man sich dafür interessiert (..) Das sind einfach komplett neue
Geschichten, die uns erzählt werden. (..) weil wir alle ein
bisschen satt geworden sind von den immer gleichen Erzählungen.
(..) Die Geschichte eines Mannes in der Midlife-Crisis, der seine
Frau betrügt, ich kann sowas nicht mehr lesen. (..) Wir haben
einfach einen Hunger nach neuen Erzählungen (..) Mbougar Sarr,
wie er da nach Frankreich aus dem Senegal gekommen ist. Das sind
völlig verrückte für mich neue Erzählungen“.

Lösen die Sozialen Medien die etablierte Literaturkritik, die
früheren Literaturpäpste ab? Jonathan Beck: „Es gibt nicht mehr
die Personen, die dann die ganze Republik zusammenbringen und
sagen, das solltet ihr euch anschauen (..) Dass einzelne Romane“
in der Saison zu Büchern wurden, „worüber alle gesprochen haben,
das ist weg“. -  Den Einfluss der Sozialen Medien sieht
Laura de Weck „definitiv als Demokratisierung, wie man über
Bücher spricht. (..) Viele Feuilletonisten sagten (..) das ist
objektiv schlechte oder gute Literatur aus vermeintlichen
Kriterien, die für alle Texte gelten (..) Das ist eben auf den
Sozialen Medien genau umgekehrt“, die Leute wollen „explizit eine
subjektive Meinung.“

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