Unsere leichtgläubige Gesellschaft

Unsere leichtgläubige Gesellschaft

12 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Ich schreibe diese Zeilen am Gründonnerstag, also am Tag vor
Karfreitag und damit vor den wichtigsten kirchlichen Feiertagen
der christlichen Konfessionen. Am Karfreitag gedenken die
Christen der Kreuzigung von Jesus von Nazareth, an Ostern feiern
sie seine Auferstehung. Für gläubige Menschen bilden diese Tage
das Zentrum ihrer Religion. Für alle anderen sind es einige
willkommene Ferientage. Die Folgen sind kilometerlange Staus am
Gotthard und voll besetzte Züge. Feiertage sind zu blossen
Freitagen geworden, weil Religion in unserer Gesellschaft nur
noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wer meint, damit habe sich
der Glaube aus der Welt verabschiedet, irrt sich aber ganz
gewaltig. Die Menschheit weiss zwar immer mehr und dieses Wissen
ist immer einfacher verfügbar, das heisst aber nicht, dass der
einzelne Mensch sich nur auf sein Wissen beschränken könnte. Was
Realität ist, hängt im Gegenteil sehr stark davon ab, was wir
glauben. Weil das, was die Menschen glauben, heute so individuell
und persönlich ist, haben wir uns nicht in eine besonders
rationale, sondern in eine besonders leichtgläubige Gesellschaft
verwandelt. Mein Wochenkommentar vor Ostern zu Glaube und
Realität.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
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