Diskutieren - Der Goldstandard für's Scheitern

Diskutieren - Der Goldstandard für's Scheitern

6 Minuten
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vor 4 Monaten
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Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie
ignoriert.


Aldous Huxley


Wenn Du Diskussionen aufmerksam zuhörst, stellst Du fest, dass
90% aller Diskussionen, wahrscheinlich sogar mehr an der
Erkenntnis von Aldous Huxley scheitern.


Mich haben die meisten Diskussionen schon immer genervt, aber
richtig bewusst wurde es mir an einem Sommertag im Jahr 1990. Ich
war zu dieser Zeit verantwortlich für die Umsetzung einer
Marketing-Initiative und einmal im Quartal trafen sich die
Verkaufsleiter und Geschäftsführer der grössten deutschen
Bekleidungshersteller (so etwas existierte 1990 noch in der BRD)
- meistens 25-30 Menschen, die sich für erfolgreich und wichtig
hielten - zu einem Meeting zur Festlegung der kurz- und
mittelfristigen Ziele.


Die Meetings wurden von meinem Chef, einem noch nicht einmal
mittelmässigen Manager geleitet, dem regelmässig einer abging,
weil er sich so megawichtig fand und diese Meetings
(dilettantisch) leiten durfte. Es war aber auch immer Klaus
Steilmann im Raum, der rauchend und schweigend dem Gang der Dinge
folgte.


Steilmann war 1990 61 jährig auf dem Zenit seines
Unternehmertums. Sein Unternehmen war der grösste europäische
Konfektionär (Bekleidungshersteller) und machte über eine
Milliarde Umsatz. Steilmann war zu dieser Zeit einer der
erfolgreichsten deutschen Unternehmer, der sein Unternehmen aus
dem nichts aufgebaut hatte.


Die Meetings waren immer 2-3-stündige ziellose, wabernde
Diskussionen, die im Kern nur der Selbstdarstellung der
Anwesenden dienten, die das Who is Who der deutschen Modebranche
darstellten. Ich stellte immer fest, dass die Kompetenz der
Anwesenden sich ungefähr umgekehrt proportional zur Dauer ihrer
Redebeiträge verhielt, frei nach dem Motto: “Wer viel redet, hat
nichts zu sagen.”


Mein Chef genoss es sichtlich das strukturlose Gelaber zu
“moderieren”. Es gab damals noch keine Talkshows und Trash-TV,
aber diese Meetings haben das Niveau von beidem vorweg geahnt.
Steilmann ertrug die sinnlosen und teilweise endlosen
Selbstdarstellungen mit stoischer Ruhe. Es gab damals weder
Handys noch Laptops, die ihn ablenken konnten, er blätterte
lediglich in Akten und rauchte nonstop Zigarren. Und schwieg.


15 Minuten vor dem Ende räusperte er sich jedesmal und erhob das
Wort. Selbst die hitzigste Diskussion brach sofort zusammen. Er
sagte dann sinngemäss:

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