Klaus Weschenfelder: Museum und Amnesie. Versuch einer Bestandsaufnahme

Klaus Weschenfelder: Museum und Amnesie. Versuch einer Bestandsaufnahme

The Digital Oblivion. Substanz und Ethik in der Konservierung digitaler Medienkunst | Symposium
28 Minuten

Beschreibung

vor 13 Jahren

The Digital Oblivion. Substanz und Ethik in der Konservierung
digitaler Medienkunst | Symposium


Do, 04.11.2010 – Fr, 05.11.2010


Während Archivgut in erster Linie bewahrt wird, um Rechtstitel zu
belegen oder Vorgänge mit verbindlichen gesellschaftlichen
Konsequenzen zu dokumentieren, folgen Museen Sammlungsprinzipien,
deren kulturelle Begründungen individuell geprägt und zugleich
einem ständigen Wandel unterworfen sind, wie an Beispielen aus
Geschichte und Gegenwart in Erinnerung gerufen werden soll. So
haben beispielsweise Paradigmenwechsel im Bereich der Archäologie
oder der Naturkunde in den letzten Jahrzehnten zu einer
Neubewertung von Ausgrabungen oder Feldforschungen geführt. Auch
für die museale Gegenwartsdokumentation wurden Strategien
entwickelt, deren Konzepte im Sinne vorauseilender Archivierung
in ihren Möglichkeiten und Grenzen auszuloten sind. Während Dürer
für seine Malerei noch eine Haltbarkeit von einem halben
Jahrtausend postulierte, nehmen viele Gegenwartskünstler bei
ihrer Materialwahl wenig Rücksicht auf Dauerhaftigkeit,
kalkulieren mitunter den Verfallsprozess ihrer Werke ein.
Divergenzen und Diskrepanzen zwischen der gegenwärtigen Welt der
Gegenstände, seien sie der Kunst, der Technik, dem Alltagsleben
oder der Natur zugehörig, und ihrer Überlieferung sind als
prinzipielles Phänomen des Museumswesens zu betrachten.
Prophylaxe gegen das »digitale Vergessen« sollte insofern Teil
eines Gesamtkonzeptes gegen kulturelle Amnesie sein. Risiken und
Nebenwirkungen in Form von musealer Bulimie sind zu beachten. Was
können Museen als öffentliche Kultureinrichtungen leisten, wie
müssen sie sich aufstellen, welche strategischen Partnerschaften
können sie eingehen oder müssen sie akzeptieren?


///


While archival content is conserved in order to prove ownership
or to document procedures with binding social consequences,
museums follow collection principles that are individual and
subject to constant change, as will be illustrated with the help
of examples past and present. In the past decades paradigm
changes in the fields of archaeology and biology have led to the
re-evaluation of excavations and field research. Strategies have
been developed for the documentation of contemporary culture on
the part of museums. The concept of anticipatory archiving which
underlies these strategies is yet to be fully understood. While
Dürer postulated a durability of fivehundred years for his
paintings, many contemporary artists have little consideration
for the permanence of their works and take into account the
works' process of disintegration. Divergencies and discrepancies
in the contemporary world of objects, whether they belong to art,
technology, everyday life or nature, and in the way they are
handed down have to be regarded as a basic phenomenon of museum
work. In this respect prophylaxes against the »digital oblivion«
should be considered as part of an overall concept against
cultural amnesia. Risks and side effects in the form of museum
bulimia should be taken heed of. What can museums contribute as
public cultural institutions, how should they present themselves,
which strategic partnerships can they contract or must they
accept?

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