Ferdinand von Schirach und die Ambivalenz

Ferdinand von Schirach und die Ambivalenz

15 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Diese Woche habe ich in Basel Ferdinand von Schirach in seinem
Einpersonenstück «Regen» gesehen. Ich war und bin begeistert, wie
perfekt er Form und Inhalt miteinander verknüpft hat. Im Stück
spielt er einen Laienrichter, einen Schöffen, der vom Gericht in
einem Mordfall wegen Befangenheit abgelehnt wird. Der abgelehnte
Schöffe ist Schriftsteller von Beruf – Ferdinand von Schirach war
Strafverteidiger, bevor er Schriftsteller wurde. Figur und Autor
sind sich also sehr nahe. Im Kern geht es im Stück darum, dass
Menschen immer befangen sind. Es geht um Befangenheit und um
Ambivalenz. Und dieses Wort, «Ambivalenz», hat sich mir
eingebrannt an dem Abend. Es steht für Zwiespältigkeit und
Zerrissenheit und die Unmöglichkeit, klare Urteile zu fällen. Wir
haben hier miteinander letzte Woche über das neue Stammesdenken
in der Politik nachgedacht. Über das stärkere Auseinanderklaffen
von Stadt und Land, von Demokraten und Republikanern und die
Frage, woher diese grosse Sehnsucht nach der laut verkündeten,
starken Position kommt. Im Stück von Ferdinand von Schirach habe
ich die Antwort auf diese Frage gefunden. Ich möchte deshalb
diese Woche mit Ihnen über Ambivalenz nachdenken.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
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