"Ein Jahr wie ein Knacks" – Giovanni di Lorenzo über 2020, Solidarität und Streitkultur.

"Ein Jahr wie ein Knacks" – Giovanni di Lorenzo über 2020, Solidarität und Streitkultur.

36 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 3 Jahren
Fehlstart und Hoffnung: "Jeder Mensch verträgt nur eine
überschaubare Dosis an bedrohlichen Nachrichten." Im
Podcast-Interview von turi2 zieht Giovanni di Lorenzo Bilanz des
Krisenjahres 2020. Der "Zeit"-Chefredakteur sieht in der
Corona-Pandemie einen "Knacks für die ganze Menschheit". Auch in
seiner Familie hat die Krankheit tiefe Spuren hinterlassen – zwei
Familienmitglieder, davon ein naher Verwandter, sind an dem Virus
gestorben. Trotzdem glaubt di Lorenzo, dass im kollektiven
Gedächtnis der Menschen auch das Gute gespeichert bleibt, etwa
Solidarität und eine neue Arbeitskultur. Im Zeit-Verlag wird in der
Krise beides gelebt: 35 Mitarbeiter*innen haben zwei Monate lang
freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichtet – aus Solidarität mit
den Kolleg*innen in Kurzarbeit. Genauso freiwillig ist die Option,
aus dem Home Office zu arbeiten. Di Lorenzo selbst, war bisher
jeden Tag im Büro. Journalist*innen sind für ihn genauso
systemrelevant wie eine Kassiererin im Supermarkt: "Um Journalismus
richtig zu betreiben, muss man sehen, was man beschreiben oder
analysieren möchte." Die Leserschaft der "Zeit" goutiert die
Anstrengungen offenbar – im Krisenjahr steigt die Auflage der
Wochenzeitung auf ein neues Allzeithoch und kann damit einen Teil
der Verluste coronabedingt weggebrochener Geschäfte auffangen. "Wir
stehen selber manchmal noch ungläubig vor diesen Zahlen", sagt der
Chefredakteur. Er glaubt, dass die Leser*innen es schätzen, "dass
bei uns eine gewisse Pluralität der Meinungen sichtbar wird" und
dass das Lese-Erlebnis erkenntnisreich, aufbauend, gelegentlich
sogar tröstend ist – allerdings ohne das Negative auszublenden. Im
Podcast sagt Giovanni di Lorenzo außerdem, was er vom
"Quotenfrauen"-Titel des "stern" hält, und spricht über die Angst
vor Shitstorms und Skandalisierungen. Er erklärt, dass sich die
"Zeit" nicht von oben herab führen lässt und dass er im Blatt immer
auch Meinungen findet, die ihm nicht passen – "und das ist auch gut
so". Dieses Interview erscheint im Januar gedruckt in der turi2
edition #13.

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