Evaluierung des Rehabilitationserfolges von Mäusebussard (Buteo buteo) und Habicht (Accipiter gentilis) mittels Radiotelemetrie und Ringfunden

Evaluierung des Rehabilitationserfolges von Mäusebussard (Buteo buteo) und Habicht (Accipiter gentilis) mittels Radiotelemetrie und Ringfunden

Beschreibung

vor 14 Jahren
In der vorliegenden Studie wurde erstmals in Deutschland die
Reintegration in die Wildpopulation von verunfallt in eine
Vogelklinik eingelieferten Mäusebussarden (Buteo buteo) und
Habichten (Accipiter gentilis) nach medizinischer
Wiederher-stellung und Rehabilitation (Freilassung in die freie
Wildbahn) überprüft. Zehn Mäusebussarde und drei Habichte wurden
mit Hilfe von Sendern, welche an den Schwanzfedern befestigt
wurden, über einen Zeitraum von 2 bis 194 Tagen nachverfolgt. Vier
Mäusebussarde und ein Habicht konnten über einen Zeitraum von sechs
Wochen beobachtet werden. Zwölf Greifvögel waren vor ihrer
Einlieferung be-reits in der Lage selbständig zu jagen.
Rehabilitiert wurden in allen Fällen lediglich Greifvögel, welche
auf Grund der medizinischen Untersuchung und Behandlung als
„rehabilitierbar“ beurteilt wurden. Die Verhaltensweisen wurden
anhand s. g. Trackogramme (Aufzeichnen und Darstel-len von
Bewegungsmustern) ausgewertet und für die ersten 10
Beobachtungstage eine Habitatpräferenzanalyse durchgeführt.
Zusätzlich wurden Beringungsdaten der Vogelwarte Radolfzell zu
beiden Greifvogelarten statistisch ausgewertet. Bei den
Mäusebussarden wurden von „Wildvögel“ (n= 75) und „Manipul“ (n=20)
rehabilitierten Vögeln die Ortsbewegung und
Sterblichkeitsverhältnisse mit dem Wilcoxon Rang-summentest
verglichen. Die Mäusebussarde entwickelten nach der Freilassung
innerhalb von ca. vier Tagen ihre Ausdauer ausreichend, um der
Individualerhaltung zu genügen. Eine Gewöh-nung an anthropogene
Strukturen wie Verkehrswege oder Siedlungen konnte nicht beobachtet
werden. Jedoch wurden diese Habitate während der Zugperiode stärker
präferiert. Auch schienen die verunfallten und rehabilitierten
Mäusebussarde größ-tenteils aus einer wandernden
Mäusebussardpopulation zu entstammen. Sieben Mäusebussarde wurden
auf Grund der Migration nicht mehr verfolgt. Zwei wurden über eine
Distanz von über 100 km vom Freilassungsort verfolgt. Fünf weitere
konnten in einer Entfernung von über 50 km vom Freilassungsort
nicht mehr wiedergefunden werden. Bei den Ringfunden konnte
zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied in Hinblick auf die
Lokomotion, aber eine höhere Sterblichkeit bei den rehabilitierten
Bussarden festgestellt werden. Ein Habicht starb am 11. Tag nach
der Freilassung durch einen Raubsäuger. Hier wurde postmortal in
vielen Organen eine Prävalenz von Sarkosporidien festgestellt,
welche klinisch vor der Rehabilitation nicht erfasst werden
konnten. Jedoch er-beuteten alle Habichte erst ab dem sechsten Tag
ihre erste Beute. Hieraus wird geschlussfolgert, dass die Habichte
nach der Entlassung in die freie Wildbahn nicht genügend
Spitzenleistung für eine erfolgreiche Jagd besaßen. Dies hebt die
Be-deutung eines Trainings unter kontrollierten Bedingungen analog
zu falknerischen Verfahren nach medizinischer Wiederherstellung und
Vorrehabilitation in die freie Wildbahn hervor. Eine Brut musste
kurz vor dem Schlupf der Jungen aufgegeben werden, da der zum Paar
gehörige Terzel (Männchen) offenbar verunfallt war. Für beide
Greifvogelarten zeigt sich, dass sie nach medizinischer
Wiederherstellung gute Chancen hatten in freier Wildbahn zu
überleben und hierbei auch eine Reinteg-ration in die bestehende
Population inkl. Fortpflanzung gegeben war.

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