"Chemobrain"? Die kognitive Leistungsfähigkeit von Mammakarzinom-Patientinnen vor und während neoadjuvanter Chemotherapie

"Chemobrain"? Die kognitive Leistungsfähigkeit von Mammakarzinom-Patientinnen vor und während neoadjuvanter Chemotherapie

Beschreibung

vor 17 Jahren
Die kognitive Leistungsfähigkeit von Mammakarzinom-Patientinnen
wurde vor Behandlungsbeginn (n=109) und vor dem letzten Zyklus
neoadjuvanter Chemotherapie (n=101) mit einer neuropsychologischen
Testbatterie untersucht. Bereits vor Therapiebeginn finden sich
auffällig schlechte Leistungen in einem Umfang, der den in anderen
Studien festgestellten kognitiven Beeinträchtigungen während oder
nach einer Chemotherapie entspricht. Gegen Ende der Chemotherapie
haben sich die Testleistungen der Patientinnen hochsignifikant und
erheblich (Effektstärke: .75) verbessert. Es ist anzunehmen, dass
ein großer Teil der Verbesserung auf Übungseffekte zurückgeht. Nach
einer Korrektur der Testergebnisse für Übungseffekte zeigt sich ein
gleichgroßes Ausmaß verschlechterter und verbesserter kognitiver
Testleistungen gegenüber der Untersuchung vor Behandlungsbeginn:
Überwiegend verschlechterten Testleistungen bei 27% stehen
überwiegend verbesserte Testleistungen bei 28% der Patientinnen
gegenüber. Eine vulnerable Subgruppe ist nicht erkennbar. Die
wenigen Patientinnen, die auffällig viele verschlechterte
Testleistungen zeigen, nahmen entweder beeinträchtigende
Medikamente (n=3), oder sie hatten bei der ersten Untersuchung
herausragend gute Testergebnisse erzielt (n=2), so dass ein Abfall
ihrer Leistungen als Regression zur Mitte betrachtet werden kann.
Dieses Ergebnismuster lässt sich schwer mit der Annahme einer
Zytostatika-induzierten Schädigung in Einklang bringen. Dagegen
erlaubt die Annahme einer Verursachung kognitiver Auffälligkeiten
durch psychologische Faktoren, möglicherweise im Zusammenhang mit
der Krankheitsbewältigung, eine sparsamere und vollständigere
Erklärung der Ergebnisse unserer Studie und einiger unerklärter
Beobachtungen aus anderen Untersuchungen. Selbstberichtete
kognitive Probleme, Angst und Depression hängen in unserer ebenso
wie in anderen Studien weder mit Testergebnissen noch mit der
Veränderung von Testergebnissen zusammen, sie korrelieren aber
miteinander. Entgegen den Hypothesen der Studie konnte kein
neuroprotektiver Einfluss einer Begleitmedikation mit
Erythropoietin festgestellt werden, und es wurden keine
Zusammenhänge zwischen einer Verminderung von Aktivitäten und
Verschlechterungen kognitiver Leistungsfähigkeit gefunden.

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