Endstation Rafah: Warten auf den Großangriff

Endstation Rafah: Warten auf den Großangriff

46 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten

Rafah ist der einzige Ort im Küstenstreifen, auf den die Hamas
noch Kontrolle ausübt. Gleichzeitig ist die Grenzstadt der
wichtigste Zufluchtsort für die Palästinenserinnen und
Palästinenser. Auf engem Raum leben 1,4 Millionen Menschen in
Zeltstädten. Trotzdem fliegt die israelische Armee immer mehr
Angriffe auf Rafah, bombardiert da, wo die Binnenflüchtlinge
Schutz suchen. Wie rechtfertigt das Militär dieses Vorgehen? Wie
kann humanitäre Hilfe so noch geleistet werden? Und welche
politischen Entscheidungen braucht es jetzt für den Gazastreifen?
Das bespricht Moderatorin Dilan Gropengiesser in der 28. Folge
von "Was jetzt? – Die Woche" mit Kristin Helberg,
Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin, Lara Dovifat von
Ärzte ohne Grenzen und Jonathan Crickx, Kommunikationschef von
UNICEF Palästina. 


Bei israelischen Angriffen im Zuge einer Geiselbefreiungsaktion
bei der Stadt Rafah im Gazastreifen sind laut der
palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, die sich auf
medizinisches Personal vor Ort beruft, mindestens 70 Zivilisten
getötet worden. Etwa 160 Menschen seien zudem
verletzt.  


Noch sind in der Grenzstadt keine israelischen Bodentruppen im
Einsatz. Netanjahu erteilte der Armee aber den Befehl, eine
Offensive auf die Stadt vorzubereiten. Die New York Times
zitierte einige israelische Beamte und Analysten, die Planung
werde "wahrscheinlich einige Zeit in Anspruch nehmen". Der
israelische Premierminister Benjamin Netanjahu begründete das
Vorgehen mit den vier verbleibenden Hamas-Bataillonen in
Rafah.  


Israels Pläne stoßen international auf Kritik. Das
US-Außenministerium und Vertreter der EU und UN kritisieren die
israelische Regierung, planlos vorzugehen und Tausende
Menschenleben zu riskieren. Rafahs Bürgermeister Al-Sufi dazu:
"Jeder Militäreinsatz in der Stadt, in der mehr als 1,4 Millionen
Palästinenser leben, wird zu einem Massaker und einem Blutbad
führen." 


Gemäß humanitärem Völkerrecht ist Israel verpflichtet, die
Zivilbevölkerung vor seinen Kampfhandlungen zu schützen. Hinzu
kommt, dass über Rafah ein Großteil der humanitären Hilfsgüter
geliefert wird. Gäbe es diesen Grenzübergang nicht mehr, wäre das
ein Desaster für die Versorgung der Menschen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schrieb auf X: "Die Not
in Rafah ist schon jetzt unfassbar (…) Eine Offensive der
israelischen Armee auf Rafah wäre eine humanitäre Katastrophe mit
Ansage. Die Menschen in Gaza können sich nicht in Luft
auflösen." 


Die Menschen, die auf Anweisung des israelischen Militärs in den
Süden geflüchtet waren, müssen nun dort um ihr Leben fürchten.
Eine Militärführung soll vor der Bodenoffensive die Evakuierung
der Zivilisten vorbereiten. Nur, wohin sollen sie gehen? Große
Teile des Gazastreifens sind zerstört und es gibt keine sichere
Alternative zur Grenzstadt Rafah. Auf der anderen Seite des Zauns
liegt Ägypten. Und dieses hält seine Grenze zum Gazastreifen
dicht. Sollte es zur Offensive auf Rafah kommen, warnt das
Außenministerium in Kairo vor "schrecklichen Konsequenzen". 


Seit Kriegsbeginn soll die Zahl der Toten laut dem
palästinensischen Gesundheitsministerium auf mehr als 27.900
gestiegen sein. 


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