Archäologie und Vampirglaube im Wendland - Interview mit Dr. Arne Lucke

Archäologie und Vampirglaube im Wendland - Interview mit Dr. Arne Lucke

Der Archäologe und Ethnologe Arne Lucke berichtet über Skelettfunde auf Friedhöfen im Hannoverschen Wendland und beleuchtet die geheimnisvolle Welt des Vampirglaubens aus anthropologischer Sicht.
1 Stunde 8 Minuten
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Beschreibung

vor 5 Jahren
Arne Lucke hat viel erlebt und viel von der Welt gesehen. Als
Archäologe und Ethnologe hat er zahllose Länder bereist und war an
vielfältigen Grabungen beteiligt. Im Hannoverschen Wendland war er
als Kreisarchäologe tätig. Dennoch zog es ihn immer wieder in die
Ferne. Egal mit welcher Kultur er sich beschäftigte, Lucke stellte
häufig fest, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt: Die Angst vor
Untoten und vor Vampiren existiert in nahezu allen Kulturen. Diese
wendländische Variante des Vampirs wird plattdeutsch „Düwwelsüger“
(„Doppelsäuger“) oder „Tweisüger“ („Zweisäuger“) genannt, in der
Ethnologie auch als „Wiederkehrer“ oder „Nachzehrer“ bekannt. Der
Vampirglaube ist wissenschaftlich auf vielfältige Weise belegt –
archäologisch, ethnologisch und historisch. Durch seine
vielfältigen Forschungen in verschiedenen Kulturen wird Arne Lucke
über die Jahre zum „Vampir-Experten“. Bei Grabungen im
Hannoverschen Wendland in Güstritz bei Lüchow stößt er in den 90er
Jahren auf ein slawisches Skelett-Gräberfeld mit über 100
Grabstellen. Die Mehrheit weist eigenartige Besonderheiten auf. Der
Kopf ist vom Rumpf des Leichnams getrennt. Steine beschweren das
Brustskelett. Einige Tote liegen mit dem Kopf nach unten in der
Grabstelle. Einige Grabstellen sind abgebrannt oder verkokelt.
Lucke ist sich sicher: Die speziellen Bestattungsrituale weisen auf
den im Hannoverschen Wendland verbreiteten Vampirglaube hin. Bevor
sich früher in der Bevölkerung das Wissen um Infektionskrankheiten
verbreiten konnte, versuchten sich die Menschen Todesfälle in der
Familie mit „untoten Wiedergängern“ zu erklären. Im Interview
erläutert der Archäologe, dass auch ein Zeitenwandel Angst vor
Veränderung mit sich bringen könnte. Die westslawischen Siedler,
die Wenden, seien einst vom Christentum überrollt worden. Heute
fürchten sich die Menschen vor Globalisierung, Klimawandel und
Digitalisierung. Daher sei gerade wieder eine neue Welle des
Vampir-Trends zu spüren, so Lucke. Im Interview berichtet Lucke
über die zeitgeschichtliche und experimentelle Archäologie.
Historische Archäologie hat er in Rundlingsdörfern im Hannoverschen
Wendland betrieben und dort in abgebrannten Häusern geforscht. Zur
zeitgeschichtlichen Archäologie gehören, wie Lucke im Interview
erläutert, aktuelle Grabungen im ehemaligen Anti-Atom-Protestcamp
„1004“ in Gorleben. Lucke erzählt, dass er 1980 selbst im
Protestcamp gelebt und gegen Atommüll-Transporte demonstriert hat.
Autorin: Antje Hinz Link zum Beitrag:
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