Rüterberg – das umzäunte Dorf – Interview mit Meinhard Schmechel

Rüterberg – das umzäunte Dorf – Interview mit Meinhard Schmechel

Meinhard Schmechel war Bürgermeister von Rüterberg. Er erklärt, warum die Bewohner viele Jahre nur stundenweise in ihr Dorf gelangten und warum Besucher sich Wochen vorher anmelden mussten.
30 Minuten
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Beschreibung

vor 4 Jahren
Rüterberg hat eine besondere Geschichte: Zu DDR-Zeiten war der
kleine Ort an der östlichen Elbgrenze komplett von Grenzanlagen
umzäunt und nur über ein kleines Tor passierbar. Am 8. November
1989 riefen mutige Bürger die „Dorfrepublik Rüterberg“ aus, ohne zu
ahnen, dass am Abend darauf die Mauer fallen würde. Meinhard
Schmechel war von 1981 bis 2004 Bürgermeister von Rüterberg. „Ich
konnte mir meinen Besuch immer aussuchen“, erinnert er sich an das
abgeschiedene Leben an der ehemaligen Elbgrenze. Er erzählt im
Interview, dass die 140 Bewohner nur zwischen 5 Uhr morgens und 23
Uhr abends durch ein Tor in die Außenwelt gelangen konnten. Nachts
blieb das Tor geschlossen. Tagsüber wurde das Tor von Grenzsoldaten
streng bewacht. Passkontrollen waren für die Dorfbewohner
allgegenwärtig. Besuch musste sechs Wochen vorher angemeldet
werden, erklärt Schmechel die damalige Situation. „Kurios war, dass
wir bereits am 10. November 1989 in den Westen reisen durften, aber
nach Rüterberg noch immer kein Fremder hinein durfte.“ Spontan
passierte in Rüterberg nichts. Manchmal blieb sogar tagsüber das
Tor geschlossen, so dass die Rüterberger nicht pünktlich zur Arbeit
kamen. Begründungen lieferte die Staatsmacht nie, Fragen waren
nicht erwünscht. Doch kurz vor dem Mauerfall wagten die Bürger den
Aufstand. Wie es dazu kam, erzählt Schmechel im Interview. Auf
Vorschlag des Rüterberger Schneidermeisters Hans Rasenberger wurde
die „Dorfrepublik Rüterberg“ ausgerufen. Auf der
Einwohnerversammlung verteilte Rasenberger ein Papier und schlug
darin vor, die Dorfrepublik als Urform der „Direkten Demokratie“
zum Modell für Rüterberg zu machen – nach dem Vorbild der Schweiz.
Die Basis dafür, dass sich die Rüterberger ihre eigenen Gesetze für
ihr Dorf schaffen konnten. Die Bürger stimmten geschlossen zu. Der
Titel „Dorfrepublik“ wurde später offiziell „genehmigt“. Am 14.
Juli 1991 erteilte der Innenminister des Landes
Mecklenburg-Vorpommern der Gemeinde das Recht, die Bezeichnung
„Dorfrepublik 1961–1989“ (ab 2001 „Dorfrepublik 1967–1989“) auf
allen Ortsschildern als Zusatzbezeichnung zu führen. 100
Jugendliche aus 19 Nationen waren anwesend, als der Gemeinde die
Urkunde überreicht wurde. Seit 21. Oktober 2002 heißt das Dorf
wieder Rüterberg. Das außergewöhnliche Schild steht noch immer am
Eingang des Ortes. Autorin: Antje Hinz Link zum Beitrag:
https://www.elbe505.de/orte-kultur/rueterberg-das-umzaeunte-dorf
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