Verhalten von Laborhunden in Abhängigkeit ihrer Haltung

Verhalten von Laborhunden in Abhängigkeit ihrer Haltung

Beschreibung

vor 18 Jahren
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Verhalten von Laborhunden
in Abhängigkeit ihrer Haltungsumwelt zu untersuchen. Hierzu wurden
vier möglichst unterschiedliche Einrichtungen ausgewählt, in denen
drei Verhaltensuntersuchungen sowie eine 24-stündige
Verhaltensbeobachtung, mit Hilfe von Videoaufzeichnungen,
durchgeführt wurden. Bei den Unterbringungen in Einrichtung A und C
handelte es sich um separate Hundehäuser, bei B und D waren sie in
die Einrichtungsgebäude integriert. Die Hunde aus den Einrichtungen
C und D hatten permanenten Zugang zu Ausläufen, in den anderen
Einrichtungen wurden sie täglich bzw. wetterabhängig dorthin
gebracht. In den Einrichtungen A, B und C stand den Hunden
feststehendes Enrichment in Form von Liegewannen (A) bzw.
Liegebrettern (B und C) zur Verfügung. Bewegliches Enrichment gab
es meist nur unter Aufsicht des Pflegepersonals, in den
Einrichtungen A und C standen Äste (A) und Dentalbälle (C)
permanent zur Verfügung. Die Hunde aus Einrichtung D bekamen einmal
pro Woche für ca. zwei Stunden Rinderknochen angeboten. Die
Untersuchung wurde insgesamt an 90 Hunden der Rasse Beagle,
beiderlei Geschlechts, im Alter von 1-10 Jahren, durchgeführt. Für
die Verhaltensuntersuchungen wurden in den Einrichtungen A, B und D
jeweils 23, in Einrichtung C 21 Hunde ausgewählt. Die
Verhaltensuntersuchung gliederte sich in drei Teile: Beim
„Begegnungstest“ wurden die Hunde mit einer bekannten sowie einer
unbekannten Person, innerhalb und außerhalb ihrer Unterbringung,
konfrontiert. Bei der „versuchsbedingten Manipulation“ wurden die
Hunde, in einem ihnen unbekannten Raum, auf einen Behandlungstisch
gehoben und von einem Tierpfleger fixiert. Beim „Verhaltenstest“
wurde, in verschiedenen Testteilen, die Reaktion der Hunde auf
ihnen fremde Situationen und Menschen überprüft. Um eine
Vergleichbarkeit zwischen den Hunden herzustellen, wurde bei der
Auswertung ein Score-System entwickelt, in welchem sowohl das
Verhalten als auch die Körperhaltung sowie das Auftreten von
„Beschwichtigungs- und Stresszeichen“ berücksichtigt wurde, wobei
hohe Score-Werte für offenes, angstfreies Verhalten und entspannte
Körperhaltung sprach. Die 24-stündige Verhaltensbeobachtung wurde
an mindestens zehn Hunden in mindestens drei Haltungseinheiten pro
Einrichtung durchgeführt. Zusätzlich wurden die Einrichtungen auf
ihre Umweltbedingungen, u.a. Schallpegel, untersucht. Im
„Begegnungstest“ zeigten die Hunde aller Einrichtungen ausgeprägte
Kontaktsuche zu den Personen. Es ergaben sich keine signifikanten
Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Testabschnitte mit
bekannter Person und denen mit der unbekannten Person. Die Hunde
ZUSAMMENFASSUNG 102 in Einrichtung A, die an der Leine geführt
werden konnten, da sie dies gewöhnt waren, reagierten beim
Herausfangen weniger submissiv als die Hunde der anderen
Einrichtungen, die zum Transport getragen werden mussten. In der
„versuchsbedingten Manipulation“ zeigten die meisten Hunde
submissives Verhalten beim Heben auf den Tisch und deutliche
Zeichen der Entspannung während der Untersuchung auf dem
Behandlungstisch. Anzeichen für ein besonders vertrautes Hund-
Pfleger-Verhältnis wurde in den integrierten Haltungen bzw. in
denen gesehen, in welchen intensiv mit den Hunden gespielt wurde.
Gleichzeitig fielen die Hunde der integrierten Unterbringungen
teilweise durch signifikant höhere Körpertemperatur und
Herzfrequenz auf (mit p < 0,01). Im „Verhaltenstest“, wie auch
schon in den anderen Untersuchungen, erhielten die Hunde aus
Einrichtung D die höchsten Gesamt-Score-Werte, d.h. sie zeigten
sich besonders umweltsicher und aufgeschlossen. Allerdings zeigten
diese Hunde auch am signifikant häufigsten „Hecheln“ (mit p <
0,01), was als Zeichen von Aufregung zu werten war. Generell
niedrige Verhaltens-Score-Werte ergaben sich in den Testteilen
„Kontaktversuch“, „Fremdes Objekt“ sowie im „Zudeckversuch“, d.h.
die Hunde reagierten auf einen eintretenden fremden Menschen sowie
auf ihnen unbekannte Gegenstände (Regenschirm und Stofftuch)
zurückhaltend. „Stresszeichen“ wurden durchweg sehr selten gezeigt.
Die niedrigsten Gesamt-Score-Werte erhielten die Hunde von
Züchtern, sowie die Hunde im Alter von unter zwei Jahren. Somit
spielen Alter und Herkunft der Hunde wohl eine entscheidende Rolle.
Die 24-stündige Videobeobachtung zeigte, dass die Tagesaktivität in
den Einrichtungen zwischen 20,1 % und 27,0 % lag, wobei das
„Liegen“ den Hauptanteil des Verhaltensbudgets ausmachte (65,0 %
bis 70,0 % der Beobachtungszeit). Die Ausläufe sowie das angebotene
feststehende Enrichment wurden sehr häufig genutzt. Gerade in der
Nachtphase (18.00-6.00 Uhr) nutzen die Hunde die angebotenen
Liegemöglichkeiten (Liegebretter und Liegewannen) mit 60,4 % bis
80,0 % (von 12 Stunden) sehr häufig. Gemeinsame Nutzung durch
mehrere Hunde war in allen Einrichtungen zu beobachten. Das
angebotene bewegliche Enrichment (Äste und Dentalbälle) wurde, mit
Ausnahme der Rinderknochen in Einrichtung D, sehr selten genutzt
(18 Sekunden von 7 Stunden bzw. 2,7 Minuten von 24 Stunden pro
Hund). Wenn es ihnen möglich war, trennten die Hunde Schlafund
Kotplatz. War die vollständige Trennung durch bauliche
Gegebenheiten möglich, wurde diese genutzt. Es wurde kein
aggressives Verhalten (Angreifen und Beißen) sowie nur sehr selten
stereotypes Verhalten beobachtet. Die Hunde aller Einrichtungen
zeigten auffallend ZUSAMMENFASSUNG 103 häufig Kotfressen. Die
Ausläufe mit permanentem Zugang wurden besonders in der Tagphase
(6.00-18.00 Uhr), mit 23,2 % bzw. 41,8 % (von 12 Stunden), häufig
genutzt. Das Enrichment im Außenbereich hingegen wurde nur selten
genutzt (1,5 % von 7 Stunden bzw. 7,9 % von 24 Stunden). Bei der
Schallpegelmessung wurden in den separaten Unterbringungen
niedrigere Werte verzeichnet. In Einrichtung D, welche
schalldämmende Materialien im Innenraum einsetzte, lagen die Werte
deutlich unter denen der anderen integrierten Unterbringung in
Einrichtung B. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass es sich
bei allen Einrichtungen um vorbildlich geführte, tiergerechte
Unterbringungen handelte, in welchen gerade das Pflegepersonal
besonders guten Kontakt zu den Tieren hatte. Dieser intensive
Kontakt wie auch das gezielte Spiel mit den Tieren scheint eine
besondere Bedeutung für die Hundehaltung zu haben, und scheint sich
positiv auf das Verhalten der Hunde auszuwirken. In Anbetracht der
Ergebnisse sollten die Vorteile einer integrierten Unterbringung,
bezüglich einer besseren Gewöhnung der Hunde an Alltagssituationen,
gegenüber einer separaten Unterbringung, mit dem Vorteil einer
geringeren Erregung der Hunde, abgewogen werden. Es lassen sich
folgende Empfehlungen ableiten: • intensiver Pflegerkontakt und
gezielte Beschäftigung mit den Tieren • Enrichment im Innenbereich,
in Form von Liegeplätzen • permanenter Zugang nach draußen in den
Auslauf • Erhöhung der Attraktivität des Auslaufs, z.B. durch
Ausblick und Anreicherung • bauliche Untergliederung der
Unterbringung, um vollständige Trennung von Schlaf und Kotplatz zu
ermöglichen

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