Beschreibung

vor 8 Jahren
Gegenstand dieser Arbeit ist die phonetische Untersuchung der
Sprachproduktion von Cochlear Implantat- (CI) Trägern. Ausgewertet
wurden Sprachaufnahmen von 48 CITrägern und 48 normal hörenden
Kontrollgruppensprechern. Im Gegensatz zu bisherigen Studien wurden
die CI-Träger nach den Faktoren prä- versus postlingual ertaubt und
der Dauer zwischen der Ertaubung und der CI-Versorgung in vier
Gruppen eingeteilt. Jeder CI-Gruppe wurde eine in Alter und
Geschlecht passende Kontrollgruppe gegenübergestellt. Zusätzlich zu
den Sprachaufnahmen von CI-Trägern, die seit mindestens einem Jahr
mit einem Cochlear Implantat versorgt sind, wurde in einer
Langzeitstudie die Entwicklung der Sprachproduktion von drei
postlingual ertaubten CI-Trägern untersucht. Gegenstand war die
Zeitspanne von vor der Aktivierung des Sprachprozessors bis ein
Jahr nach der CI-Versorgung. Kernthematik der Untersuchungen waren
Vokale, Sibilanten und die Zeitstruktur in komplexen
Phonemkombinationen. Bei den Vokalen wurde neben den klassischen
Parametern wie der ersten und zweiten Formantfrequenz und der
Grundfrequenz auch die Größe des Vokalraumes untersucht. Ein
weiterer Schwerpunkt wurde auf die Berechnung von Distanzen
zwischen Vokalpaaren gelegt, die verschiedenen
Artikulationsparametern wie Zungenlage, Zungenhöhe und
Lippenrundung zugeordnet werden können. Es wurden für alle vier
CIGruppen sowohl für F0 als auch für F1 und F2 Unterschiede
zwischen CI-Trägern und Kontrollgruppensprechern gefunden. Die
Abweichungen bei den postlingual ertaubten Sprechern sind vor allem
darauf zurückzuführen, dass sie versuchen, ihre eigene Sprache
trotz des eingeschränkten Feedbacks eines Cochlear Implantats
wieder so wahrzunehmen wie vor der Ertaubung. Insgesamt ist bei den
Vokalen festzuhalten, dass sich vor allem eine größere Dauer
zwischen der Ertaubung und der Versorgung (vor allem bei den
prälingual ertaubten CI-Trägern) negativ auswirkt, was zum Beispiel
in kleineren Vokalräumen der CI-Träger resultiert. Bei der
Sibilantenanalyse wurden neben dem DCT-geglätteten Gipfel im
Spektrum auch die Differenz der spektralen Steigung und vier
spektrale Momente ausgewertet. Für alle vier Gruppen von CI-Trägern
wurden im Vergleich zu den Kontrollgruppen tiefere Werte des ersten
spektralen Moments sowohl für /s/ als auch für /S/ gefunden.
Außerdem wurden für /s/ mehr signifikante Unterschiede gefunden als
für /S/. Insgesamt ist festzuhalten, dass /s/ und /S/ bei den
CI-Trägern näher zusammenliegen als bei den normal Hörenden. Die
Analyse der Zeitstruktur von komplexen Phonemkombinationen
beinhaltet sowohl die Untersuchung von Dauerverhältnissen innerhalb
eines Onsetclusters als auch die Untersuchung von Dauern eines
Einzellautes in beziehungsweise nach unterschiedlich komplexen
Clustern. Die größten Unterschiede wurden wiederum bei Sprechern
gefunden, die erst längere Zeit nach der Ertaubung mit einem
Cochlear Implantat versorgt wurden. Außerdem wurden umso mehr
Unterschiede gefunden, je komplexer der Onset war. Eine weitere
Erkenntnis dieser Analyse ist, dass sich CI-Träger vor allem dann
in den Zeitstrukturen von normal Hörenden unterscheiden, wenn sie
Probleme mit der Artikulation eines Einzellautes haben. Die
Sprecher der Langzeitstudie haben sich nur hinsichtlich der
Produktion der Zeitstrukturen verbessert. Die Verschlechterung bei
den Vokalen und Sibilanten lässt darauf schließen, dass die
Entwicklung der Sprachproduktion nach einer CI-Versorgung länger
dauert als ein Jahr.

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