Kulturgeprägte wissenschaftliche Textvernetzung im Chinesischen und Deutschen

Kulturgeprägte wissenschaftliche Textvernetzung im Chinesischen und Deutschen

Beschreibung

vor 9 Jahren
Wissenschaftler einer Nation stehen stets unter dem Einfluss ihrer
zugehörigen Nationalkultur und der Wertevorstellung der
Wissenschaft. Sie bilden in der jeweiligen Nation eine eigene
Wissenschaftskultur. Die vorliegende Forschung zielt darauf ab, die
chinesische und die deutsche Wissenschaftskultur voneinander zu
unterscheiden bzw. zu charakterisieren, und zwar im Hinblick auf
die unterschiedlichen Antworten der Wissenschaftler auf eine
Grundfrage der Wissenschaft: Beim wissenschaftlichen Forschen und
Schreiben stehen Wissenschaftler stets vor zwei sich
widersprechenden grundlegenden Forderungen, und zwar der
Anerkennung vs. der Kritik an der vorhandenen Literatur. Wie gehen
chinesische und deutsche Wissenschaftler mit dieser Grundfrage um?
Dies lässt sich u. a. an ihrer intertextuellen Bezugsherstellung
durch Zitate, Verweise und ihre Kombinationen in wissenschaftlichen
Texten erkennen. Die sprachlichen Mittel und Verfahren der
intertextuellen Bezugsherstellung sind deshalb Schlüssel zu den
Wissenschaftskulturen und werden Bezug nehmend auf Jakobs (1999) im
Kontext dieser Dissertation als wissenschaftliche Textvernetzung
bezeichnet. Die wissenschaftliche Textvernetzung wird nicht nur in
der Linguistik, sondern auch unter anderen Bezeichnungen z. B. in
der Szientometrie und in der Wissenschaftssoziologie als
Forschungsgegenstand behandelt. Bisherige Forschungen in diesen
drei Disziplinen legen Merkmale vor, mit denen sich die
wissenschaftlichen Textvernetzungen beschreiben lassen. Durch die
genauere Anpassung solcher Merkmale entwickelt die vorliegende
Studie ein System, womit die chinesischen und die deutschen
wissenschaftlichen Textvernetzungen aus dem erhobenen Datenkorpus
miteinander verglichen und daraufhin charakterisiert werden. Aus
den daraus ersichtlichen Unterschieden erkennt man, für wie
bedeutsam der Wert Kritik im Verhältnis zu Anerkennung in der
jeweiligen Wissenschaftskultur gehalten wird. Darüber hinaus zielt
die vorliegende Studie auf eine praktische Orientierungshilfe für
wissenschaftliche Textproduktion und -rezeption im interkulturellen
Kontext ab, indem die häufig verwendeten sprachlichen Mittel und
Verfahren bei der wissenschaftlichen Textvernetzung innerhalb der
jeweiligen Wissenschaftskultur interpretiert werden.

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