Nullnummer

Nullnummer

Modellansatz 073
1 Stunde 26 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 8 Jahren

Die Nullnummer eines Podcasts behandelt die Hintergründe, Themen
und Motivation für die Reihe. Dazu ist Nele Heise zu Besuch nach
Karlsruhe gekommen, und spricht mit Gudrun Thäter und Sebastian
Ritterbusch über Podcasts, Wissenschaftskommunkation und den
Modellansatz.


Nele Heise, M.A., (@neleheise) ist freie Medienforscherin,
Mitglied der Graduate School am Research Center Media and
Communication Hamburg und beschäftigt sich in ihrem
Promotionsprojekt mit den technischen und sozialen
Rahmenbedingungen von Podcasting. Von 2005 bis 2011 studierte sie
Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt und war
anschließend bis Sommer 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin in
dem DFG-Projekt 'Die (Wieder-)Entdeckung des Publikums' am
renommierten Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der
Universität Hamburg. Als freie Medienforscherin setzt sie sich in
Vorträgen, Gastartikeln, Workshops oder Paneldiskussionen mit
Prozessen und Folgen des digitalen Wandels, ethischen Aspekten
der Onlinekommunikation oder medialer Teilhabe auseinander. Nele
kommt ursprünglich aus der freien Radio-Szene und hat 2003/2004
die Thüringen-Redaktion der Jugendzeitschrift SPIESSER aufgebaut.


Im Haus der Fakultät für Mathematik am Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) befindet sich auch das Nationale Institut für
Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Nele Heise wurde von Prof.
Dr. Annette Lessmöllmann eingeladen, im assozierten
Master-Studiengang Wissenschaft - Medien - Kommunikation
vorzutragen: In Wissen to Go (Folien) stellte sie die Frage: "Was
hat Wissenschaftskommunikation mit Podcasts zu tun?". Sie kam
neben der Einführung in Podcasts und aktuellen Themen der
Wissenschaftskommunikation zu Formaten, die von Wissenschaffenden
selbst getragen werden. Besondere Beispiele waren hier Methodisch
inkorrekt, der KonScience Podcast und natürlich auch der
BredowCast, der mit von ihr initiiert wurde. Diese Darstellung
der Wissenschaft, fernab von Hierarchien, sieht sie als ein
Produkt des Digitalen Wandels, das zeigt, welche neuen Rollen und
Modelle sich in der Wissenschaftskommunikation etablieren
könnten.


Der Podcast SciComm – wissen, was läuft von den Studierenden des
Studiengangs befasst sich entsprechend offensiv mit den aktuellen
Themen der Wissenschaftskommunikation und dem Bild der
Wissenschaft in den Medien: In SciComm Folge 2 im Gespräch mit
Dr. Sven Stollfuß geht es um die Nerds in Big Bang Theory oder
CSI und das daraus resultierende Bild der Wissenschaft.


Für den Modellansatz Podcast war der von der DLR und ESA ins
Leben gerufene Raumzeit Podcast ein prägendes Element, in dem die
Gespräche komplexe Themen nicht scheuen oder simplifizieren,
sondern sie in der erforderlichen Breite spannend erklären und so
die Hörerschaft ernst nehmen. Dieser Ansatz scheint sich auch
daran zu bestätigen, dass das vergleichsweise komplizierte Thema
der L-Funktionen in der Zahlentheorie eine der gefragtesten
Folgen des Modellansatz Podcasts ist. Dies steht im erstaunlichen
Widerspruch zum Selbstverständnis der Wissenschaft in
abstrakteren Themenbereichen, bei denen oft von einem
Desinteresse der Öffentlichkeit ausgegangen wird.


Viele Gesprächspartnerinnen im Podcast sind am Ende positiv über
die Art der Themenbehandlung überrascht, und das liegt sicher
auch an den Eigenheiten des besonderen Mediums. Der Podcasts ist
laut Tim Pritlove das "mit Abstand persönlichste Medium
überhaupt". Der Raum für Fragen, für die Themen selbst statt
Klischees, erleichtert die Kommunikation für die
Wissenschaffenden ungemein. So werden auch Ideen, Fehlschläge und
überraschende Ansätze der Forschenden zu einem faszinierenden und
lehrreichen Kommunikationsthema im Gegensatz zu Publikationen
oder vereinfachenden Zusammenfassungen, die sich oft nur auf
Resultate reduzieren. Gleichzeitig wird den Forschenden auf eine
sehr menschliche Art die Möglichkeit geboten, über ihre
mathematischen Ideen, die Faszination und Ergebnisse ihrer Arbeit
zu sprechen.


Dies trifft natürlich auch auf andere Forschungsgebiete zu, wie
beispielsweise Daniel Meßner in den Stimmen der
Kulturwissenschaft demonstriert. Auch beim BredowCast oder beim
Forschergeist werden die Forschenden im Gespräch mit ihren
vielfältigen Facetten und Interessen in natürlicher Weise zum
Medium dargestellt.


Daher waren die Forscherinnen, Absolventen und Lehrenden für den
Modellansatz schon von Anfang an ein Schwerpunkt für die Auswahl
der Gespräche. So fanden Themen der aktuellen Wissenschaft und
faszinierende Abschlussarbeiten ihren Weg in den Podcast. Aber
auch in der Lehre kann der Podcast die traditionellen Angebote
unterstützen und häufige Fragen aus Sprechstunden im Dialog sehr
zielgerichtet adressieren. Hier ist die Interaktion mit dem
Podcast ein spannendes Thema, und Frameworks wie Podlove bieten
eine umfassende Lösung, wie Publikation und Feedback für Podcasts
gelöst werden kann.


Ein Podcast aus der Praxis der Forschung und Lehre bietet auch
die Chance, einen ausgewogeneren Einblick in die Realität der
Wissenschaft zu liefern: So sprechen im Modellansatz neben
Professorinnen auch junge Absolventinnen und Schüler. Dies bietet
einmal einen größeren Grad an Identifikation und dies passt auch
gerade zu den Ergebnissen der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015, die eine
höhere Podcastnutzung gerade bei jüngeren Personen aufzeigt.
Ebenso zeigt der Podcast den selbstverständlichen Querschnitt von
Frauen wie Männern in der Wissenschaft. Auch in der allgemeinen
Podcastlandschaft werden die Frauenstimmen immer zahlreicher, wie
die von Nele Heise initiierte Liste zeigt, die von der Hörsuppe
in ein Flattrboard gebracht wurde: Frauenstimmen im Netz - die
Podcasterinnen-Liste.


Leider haben Podcasts in der deutschsprachigen
Wissenschaftskommunikation noch keinen hohen Stellenwert, obwohl
das Medium einzigartige Vorteile besitzt, wie Henning Krause im
Beitrag Wissenschaft auf die Ohren: Audiopodcasts beschreibt.
Hier können kuratierte Angebote wie die
Wissenschaftspodcasts-Seite (@wisspod) den Einstieg erleichtern
und die Verbreitung der Angebote im Wissenschaftsraum fördern.


Das soll natürlich auch alle interessierten in der Wissenschaft
motivieren, selbst das Mikro in die Hand zu nehmen und über ihre
Berufung zu sprechen - denn wer kann authentischer die eigene
Motivation, Ideen und Ergebnisse vermitteln als man selbst? Für
den Start gibt es viele Anlaufpunkte, wie das Sendegate, das
jährliche Wissenschaftspodcaster Treffen #GanzOhr, die Podlove
Podcaster Workshops oder Podcast MeetUps in der Nähe. Die
Community bietet viel Unterstützung, und so war Toby Baier
beispielsweise eine große Hilfe beim Start des BredowCast.


Eine Besonderheit von Podcasts ist auch die Verknüpfung des
gesprochenen Worts mit den Sendungsnotizen oder Shownotes. Gerade
in der Wissenschaft haben Referenzen einen hohen Stellenwert: Es
geht hier um Sichtbarkeit, die Herstellung des Kontexts, die
Vernetzung mit weiteren Quellen und die Belege für Aussagen. Dies
kann und sollte daher in wissenschaftlichen Podcasts eine
besondere Aufmerksamkeit erhalten: Neben der traditionellen
Referenzierung können sprachliche Ungenauigkeiten detailliert
oder korrigiert werden, und die im erwünscht flüssigen Gespräch
schwierigen Querverweise nachträglich im Text erfolgen. Letztlich
bieten die Texte auf dem Stand der Technik von Suchmaschinen noch
eine besonders gute Auffindbarkeit der sonst schwer
durchsuchbaren Audiodateien.


Eine weitere interessante Ergänzung ist die Erstellung von
EBooks, wie Helfrich et al. in Visualization of lithosphere
subduction: application to the mantle evolution beneath the
Japanese Islands demonstrieren. Hier können schriftliche Medien
mit Videos und Tonmedien interaktiv zum erlebenden Lernen
zusammengeführt werden.


Gerade im Bereich der Lehre können Podcasts den Studierenden und
den Lehrenden große Vorteile bringen: Neben dem Ansatz im Flipped
Classroom das passive Lernen nach Hause und das aktive Lernen in
die Vorlesung zu bringen, haben sich schon die Zusammenfassungen
von ganzen Vorlesungen sehr bewährt. Im Modellansatz gibt es dazu
die Beispiele der Vorlesungen zur Analysis oder die digitalen
Währungen. Dabei sind die Folgen aber keine traditionellen
Vorlesungsmitschnitte, sondern spannende Gespräche mit Dozent
oder Übungsleiter, wo durch die Unterhaltung die Motivation
deutlich steigt. Dabei müssen natürlich nicht alle Darstellungen
so spektakulär sein wie das Intro der Folge 62 von Methodisch
Inkorrekt (mit dem Reinhard Remfort nichts zu tun hatte).


Für den Spracherwerb und auch zur Behandlung von Trauma- und
Suchtpatientinnen haben sich Audiopodcasts als begleitendes
Medium bewährt und es gibt in der Artikelliste von Nele Heise zum
Thema Podcasts wissenschaftliche Studien zu diesem Thema.
Interessant sind auch Podcast-Konzepte mit einem vordefiniertem
Umfang, wie beispielsweise dem Grounded Theory Podcast (Grounded
Theory auf Soundcloud).


Die Gespräche werden von den Stimmen getragen - seien es so
erfahrene Podcasterinnen wie Annik Rubens oder der
Wissenschaftler, der zuvor nie in ein Mikro gesprochen hat - sie
alle stellen die Vielfalt der Mitwirkenden dar. Gerade im
Audiopodcast werden unterschiedliche Stimmen sehr offen
aufgenommen und bieten einen viel tieferen persönlichen Bezug
zwischen Hörerin und Sprecherin.


Der Blick in die USA zeigt, welchen Stellenwert Podcasts in der
Gesellschaft haben können, der sich laut Marco Arment auch noch
deutlich erweitern wird. Auch die Entwicklung der
Wissenschaftskommunikation ist laut dem SciComm Gespräch mit
Prof. Scheufele deutlich weiter. Was sich von diesen
Entwicklungen in den deutschsprachigen Raum überträgt, wird
sicher auch auf die Wissenschaftspodcasts einen großen Einfluss
haben.
Literatur und Zusatzinformationen

Nele Heise: Podcast Forschung, 5. Podlove Podcaster Workshop,
Berlin, Mai 2015.

Nele Heise: Forschungserkenntnisse zur Hörerschaft von
Podcasts, 6. Podlove Podcaster Workshop, Berlin, November 2015.

Vorträge von Nele Heise auf Slideshare

Nele Heise: Studien und Artikel zum Thema Podcasts /
Podcasting

Forum Wissenschaftskommunikation 2015: Der kommunizierende
Wissenschaftler- das (un)bekannte Wesen

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