«Fremde überall»: Biennale in Venedig zwischen Kunst und Tourismus

«Fremde überall»: Biennale in Venedig zwischen Kunst und Tourismus

Wenn prominente Kunstschaffende aus der ganzen Welt nach Venedig reisen, passt das Motto der diesjährigen Kunstbiennale «Fremde überall» perfekt. Denn die Stadt quillt aus allen Nähten: Künstlerinnen und Touristen überall. Wie Stadt und Kunst mit «Fre ...
29 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche
Wenn prominente Kunstschaffende aus der ganzen Welt nach Venedig
reisen, passt das Motto der diesjährigen Kunstbiennale «Fremde
überall» perfekt. Denn die Stadt quillt aus allen Nähten:
Künstlerinnen und Touristen überall. Wie Stadt und Kunst mit
«Fremden» umgehen? Ein «Kulturplatz». Ein Fest des Andersseins Der
diesjährige Kurator, der Brasilianer Adriano Pedrosa bezeichnet
sich als ersten «offen queeren» Kurator der Biennale Venedig. Mit
seinem Motto «Stranieri Ovunque», was so viel heisst wie Fremde
überall, will er bewusst Kunstschaffende einladen, die selbst
Immigranten, Emigranten, Exilkünstler, indigen oder auch queer
sind. Ein Fest für Aussenstehende will er feiern und setzt damit
ein Zeichen in Zeiten, in denen die Angst vor dem Fremden
bestimmend ist. Alle kennen das Gefühl, sich fremd zu fühlen. In
Familien. Im Freundeskreis. Am Arbeitsplatz oder in der Stadt in
der man lebt. Kunst aus der ganzen Welt «Kulturplatz» will auf der
diesjährigen Biennale herausfinden, wie die Kunstschaffenden das
Motto umsetzen. Junge Kunstschaffende aus der ganzen Welt haben
sich dazu etwas einfallen lassen. Auch die Kuratorin Koyo Kouoh,
die im Aargau aufgewachsen ist und heute zwei wichtige Museen in
Afrika leitet, kennt das Gefühl des Fremdseins nur zu gut. Sie gilt
als Vermittlerin zwischen den Welten. Baume-Schneider, Hans Ulrich
Obrist, Ann Demeester – prominente Gäste in Venedig Ann Demeester,
Direktorin des Zürcher Kunsthauses, kann nach einem guten Jahr in
der Schweiz, im Gespräch mit der Moderatorin Nina Brunner,
erzählen, wann und wo sie sich fremd fühlt. Und in welchen
Projekten sie das Motto der Biennale gut umgesetzt sieht. Und Nina
Brunner trifft noch eine besonders herausragende Persönlichkeit aus
der Kunstwelt, den internationalen Kurator Hans Ulrich Obrist. Der
begnadete Kunstvermittler wollte schon als kleiner Junge weg aus
St. Gallen, hinaus in die grosse weite Welt. In seiner kürzlich
erschienenen Biografie, erzählt er, dass er sich schon immer mit
Kunstschaffenden auf der ganzen Welt vertraut machen wollte. Und
berichtet über sein aktuelles Projekt. Ebenfalls angereist ist
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die wir im Schweizer
Pavillon treffen. Hier stellt in diesem Jahr der
brasilianisch-schweizerische Künstler Guerreiro do Divino Amor sein
Projekt vor. Ihm geht es darum auf die Überlegenheit und Macht
westlicher Gesellschaften hinzuweisen. Den Schweizer Pavillon hat
er in einen Tempel verwandelt. Venedig platzt aus allen Nähten Die
Kunstbiennale hat aber auch eine Kehrseite: Denn die ohnehin
überquellende Lagunenstadt wird in diesen Monaten noch voller.
Fremde überall. Für die Venezianerinnen und Venezianer ist das
mittlerweile ein echtes Ärgernis, weil sie sich nicht mehr
wohlfühlen in ihrer Stadt. Aber Venedig lebt auch vom Tourismus.
Wie kann man mit diesem Dilemma umgehen? Ab 25. April startet die
Stadt ein Pilotprojekt. Ab dann müssen alle Tagestouristinnen und
-touristen einen Eintritt von fünf Euro zahlen. Ob das eine Lösung
ist? «Kulturplatz» spricht mit einer Architektin und einer jungen
Schweizer Kuratorin darüber.

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