Interview mit Mike Peuker von klassisch-am-wind.de

Interview mit Mike Peuker von klassisch-am-wind.de

Mike Peuker hat schon immer eine ganz besondere Beziehung zum Meer. Bei www.klassisch-am-wind.de verchartert er vier topgepflegte Folkeboote für Flotillen, Urlaubstörns oder auch Skippertrainings. Wir sprachen mit Mike über seine wunderschönen...
1 Stunde 16 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Mike Peuker hat schon immer eine ganz besondere Beziehung zum
Meer. Bei www.klassisch-am-wind.de verchartert er vier
topgepflegte Folkeboote für Flotillen, Urlaubstörns oder auch
Skippertrainings. Wir sprachen mit Mike über seine wunderschönen
Klassiker aber auch über seine Einhand-Atlantiküberquerung, und
seine Auszeit unter Segeln, die er zusammen mit seiner Familie
erlebt hat.
Mike Peuker privat:

Mike mit seiner Familie


Ich bin Mike, bin mit Katja verheiratet und habe einen 7 jährigen
Sohn Niklas.


Mein Leben ist geprägt von ständiger Veränderung, viel Reisen,
Leute treffen. Vor gut vier Jahren habe ich mein Hobby zum
wiederholten Male zum Beruf gemacht. Wir haben eine kleine Firma
gegründet, die vier klassische Holzfolkeboote an der Schlei
verchartert. Ein Familienunternehmen sozusagen.


Bis 2010 war mein Berufsleben eher durch die Luft als das Wasser
geprägt. Ich bin geflogen, zuletzt bei einer kleinen deutschen
Airline.


Wer jetzt richtig mitgerechnet hat, dem sind fehlende anderthalb
Jahre aufgefallen. Das ist richtig, von Anfang 2011 bis Mitte
2012 haben wir uns eine Auszeit genommen und sind als Familie mit
einem kleinen Stahlschiff von Hamburg in die Karibik gesegelt.


Wenn ich gerade nicht segle oder die Boote überhole habe ich mich
seit vielen Jahren der Fotografie verschrieben.
Wie bist Du zum Segeln gekommen?

Es war nicht der klassische Weg vom Opti zur Bavaria. Eine
Affinität zu Outdoor und Wassersport gab es schon immer. So bin
ich zuerst mit Surfbrettern unterwegs gewesen und später viel mit
Kajaks und Faltbooten. Es folgten einige Reisen nach Schweden und
Norwegen, unter anderem mit zwei Seekajaks um die Lofoten. Eine
absolut empfehlenswerte Gegend, für diejenigen, die auch mal ohne
Strand auskommen können. Bei einer späteren Reise haben wir dann
unser altes Klepperfaltboot besegelt, um nicht ständig paddeln zu
müssen. Das hat erstaunlich gut geklappt und der Grundstein zum
Segeln war gelegt. Ich habe nie einen Segelkurs gemacht,
allerdings unendlich viele Bücher darüber gelesen. So war ich
schließlich theoretisch Profi und praktisch blutiger Anfänger.


Die logische Konsequenz war damals ein eigenes „richtiges“
Segelschiff. Es wurde eine Waarship 725.
Charterst Du?

Folkeboote für Flotillen und Skippertrainings


Ne, ich verchartere :-)!


Aber mal im Ernst, ich habe noch nie gechartert, ich hatte immer
eigene Schiffe. Ich glaube ich kann sogar soweit gehen zu sagen,
dass ich noch nie fremde Schiffe gesegelt habe, mit ganz wenigen
Ausnahmen jedenfalls.
Möchtest Du Dir ein eigenes Schiff kaufen oder hast Du
vielleicht bereits eins?

Die Jacaranda ist eines der vier Folkeboote von
www.klassisch-am-wind.de


Wir haben genaugenommen fünf Schiffe und das reicht auch erstmal.
Vier davon sind Folkeboote zum Verchartern. Außerdem besitzen wir
noch das Schiff, mit dem wir die eingangs erwähnte Reise gemacht
haben. Es ist ein Stahlknickspanter, eine sogenannte Jega 30, ein
van de Stadt-Riss. Das Ding ist klein, 9 m lang, schwer und
stabil und segelt eher mäßig. Wir haben es damals gekauft, um ein
günstiges, einfaches Reiseschiff zu haben. In einer größeren
Heimwerkeraktion haben wir es dann langfahrttauglich gemacht. Im
Grunde hat es sich bewährt. Wo nicht viel dran ist, kann halt
auch nicht viel kaputt gehen.
Hast Du ein Traum-Schiff?

Ja wenn die Pflege nicht wäre, dann wäre es ganz sicher ein
Klassiker. Ein Gaffel getakelter Colin Archer aus Holz natürlich
und so um die 11 Meter lang.
Welches Revier befährst Du im Moment am liebsten?

Ich bin kein Flußsegler, wenn ich also nur die Elbe hätte, würde
ich mir, glaube ich, ein neues Hobby suchen. Ansonsten habe ich
da keine Präferenzen, kenne aber auch nur Nord- und Ostsee und
den Atlantik. Diese Reviere sind alle toll.


Mit dem entsprechenden Schiff könnte ich mir eine Tour nach
Island oder Grönland vorstellen.
Wenn Geld keine Rolle spielte, wie sähe Deine seglerische
Zukunft aus?

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, … was für eine fantastische
Vorstellung. Auf jeden Fall wieder Langfahrt, ich könnte mir
sogar vorstellen gänzlich auf einem Schiff zu leben. Allerdings
würde ich das bei meiner Familie nicht durchsetzen können. Evtl.
würden wir irgendwo länger bleiben, vielleicht vor Ort in einem
sozialen Projekt mitarbeiten, keine Ahnung aber so in diese
Richtung könnte ich mir etwas vorstellen. Bei der
Standard-Langfahrt tingelt man ja eher mit dem ganzen Tross
Gleichgesinnter von einem schönen Strand zum nächsten. Das ist
definitiv auch toll, aber mit den Jahren sicher auch ein wenig
langweilig.
Welches ist Dein Lieblings Gegenstand am Boot oder welches Teil
magst Du besonders und warum?

Die Nubia ist für die Langfahrt ausgestattet


Naja, was soll ich sagen, die Dinge, die nicht kaputt gehen sind
super und die anderen eben nicht. Wir haben eine
Windsteueranlage, die hat eigentlich immer funktioniert und ohne
die hätte ich nicht einhand über den Atlantik segeln können.
Katja und Niklas haben sich nämlich gedrückt und lieber das
Flugzeug genommen, Weicheier ;-)!


Ich hab seit vielen Jahren ein Steiner Fernglas, sehr teuer und
sehr gut. Hier gilt tatsächlich „you get what you pay for“. Auf
unseren Charterschiffen experimentieren wir seit Jahren mit den
unterschiedlichsten Gläsern aus verschiedenen Preissegmenten rum.
Hätten wir von Anfang an ein Steiner Glas auf jedes Schiff
gelegt, wäre es vermutlich auch nicht viel teurer geworden.
klassisch-am-wind.de

Vier klassische Folkeboote zählen zur Flotte von
www.klassisch-am-wind.de


Wir bekleiden eine Nische und machen tolle Dinge wie
Flottillensegeln, Skippertraining, Training für Einhandsegler.
Absolut individuell zugeschnitten.

Unsere ganz besonderen, super pflegeintensive Schiffe
sind genau das richtige für ganz besonderen Kunden.

Wir verstehen uns gut mit unserer Konkurrenz auf der Schlei,
wer hätte das gedacht.

Mittlerweile haben wir super viele Stammkunden. Echt toll!



Am 20.05.2017 veranstalten wir das dritte
Folkeboottreffen in Arnis auf dem auch Claus Aktoprak mit seiner
Musik zu erleben ist.
Welche Buchempfehlung kannst Du unseren Hörern mitgeben?

Unser Bücherschrank steht voll mit Segel und Abenteuerbüchern.
Von Pflichtlektüre wie Erdmann und Rollo Gebhard bis zu allen
möglichen Lehr- und Technikbüchern.


Bis zu unserer Reise habe ich die alle verschlungen und konnte
gar nicht genug davon bekommen. Mittlerweile, habe ich einige der
dort geschilderten Erlebnisse selbst erlebt und mein
Wissensdurst, wie es all den anderen geht ist nicht mehr so groß.


Atlantikfieber von Jan Heinze


Ein Buch möchte ich dennoch empfehlen und das sogar, obwohl ich
es bislang noch gar nicht gelesen habe. Kürzlich war ich bei
einem Diavortrag von Jan Heinze in Hamburg. Ein sehr
sympathischer Typ, der die Minitransat mitgesegelt hat. Der
Vortrag war super interessant und absolut kurzweilig. Wenn das
Buch ähnlich, wie der Vortrag ist, ist es bestimmt ein
Geheimtipp.
Welchen Fehler hast Du mal auf oder an dem Schiff gemacht und
was war die wichtigste Lektion daraus?

Puh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Gerade als
Autodidakt passiert eigentlich ständig etwas. Aber das Gute ist
ja, dass man aus Fehlern viel mehr lernt, als aus erfolgreichen
Aktionen.


An der spanischen Küste auf einer vorgelagerten Insel haben wir
einmal an einer Kaimauer festgemacht. Es gab etwa 4 Meter
Tidenhub, dem wir mit sehr langen Vor und Achterleinen
begegneten. Das Boot war perfekt abgefendert und Niedrigwasser
erwarteten wir gegen etwa 2:00 Uhr in der Nacht. Außer uns war
niemand auf der Insel. Ich habe mir den Wecker auf 24 Uhr
gestellt, um dann noch ein letztes Mal die Leinen zu checken. Wir
wollten ja nicht an der Kaimauer „baumeln“. Nun mit den Leinen
war alles o.k. aber…. und dann saß der Schreck tief, die Kaimauer
war 4 Meter tiefer faktisch nicht mehr vorhanden. So drohte das
Schiff mit der Seereling unter die unterspülte Kaimauer zu
treiben. Was soll ich sagen, ….es wurde eine lange Nacht mit viel
Abhalten, dicken Fendern und Hantieren mit dem  Fenderbrett,
bis wir endlich wieder in den Bereich der intakten Kaimauer
gehoben wurden.
Was empfiehlst Du jemandem, der mit dem Segeln beginnen oder
sich weiter entwickeln möchte?

Als Vercharterer empfehle ich natürlich ein Skippertraining bei
klassisch am wind.


Eine Portion theoretische Vorbildung kann sicher nicht schaden.
Sollte man sich für eine Segelschule entscheiden, rate ich
dringend, sich eine empfehlen zu lassen. Man kann sich kaum
vorstellen, wieviel nutzlosen Unterricht sich das eine oder
andere schwarze Schaf der Branche gut bezahlen läßt.


Scheine, und das sehen wir fast täglich, sind absolut kein Garant
für gute Segelfähigkeiten!
  Welchen „letzten Tipp“ kannst Du uns und unseren
Zuhörern mit auf dem Weg geben?

Viele haben uns damals davon abgeraten unsere Jobs hinzuschmeißen
und mit einem Zweijährigen in einer Nussschale für ein gutes Jahr
über die Meere zu ziehen. Wir haben alle Zweifler eines Besseren
belehrt und die schönste Zeit unseres Lebens gehabt. Wer also
einen ähnlichen Traum hat, sollte versuchen ihn so zeitnah, wie
möglich zu verwirklichen. Wer weiß, ob man als Rentner noch den
Elan hat die Leinen loszuwerfen.
Wie kann man Dich erreichen, wenn man Fragen an Dich hat oder
mit Dir in Kontakt kommen möchte?

Mike Peuker

Tel.: 0178 / 5803040

Mail: info@klassisch-am-wind.de

www.klassisch-am-wind.de

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Reiseblog: http://nukamini.blogspot.de/



Fotos: Mike Peuker

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