Beschreibung

vor 1 Jahr

Zum ersten Todestag meines Vaters Vinzenz (26.2.1930 - 23.8.2021)


Am 23.8. vergangenen Jahres saß ich schon sehr früh im Bus, um zu
dir aufs Land zu fahren. Du warst rund um die Uhr betreut und ich
war in den vergangenen Wochen jeden zweiten Tag bei dir. Dein
Leben neigte sich dem Ende zu. Nun hieß es für dich da sein,
obwohl ich schon am Rande der Erschöpfung war. Doch irgendetwas
rief mich. "Fahr heute noch einmal hin." Um 7.00 Uhr stand ich an
deinem Bett. Dein Körper zeigte alle Anzeichen des nahenden
Todes. Als ausgebildete Trauerbegleiterin erkannte ich sie und
nahm sie als Tatsache an. Den Pfleger schickte ich zu seiner
Familie nach Hause, er konnte nichts mehr für dich tun. Die
Erleichterung war ihm anzusehen, zu groß war die Angst, etwas
"falsch" zu machen. Den tatsächlichen Todeszeitpunkt kann niemand
genau voraussehen. Ich rief den Hausarzt an und bat ihn, stärkere
Schmerzmedikamente mitzubringen. Ich stellte mich auf eine
schwierige Nachtwache ein und wollte auf keinen Fall, dass du
noch unnötiges Leid ertragen musst. Du konntest schon seit Tagen
nicht mehr kommunizieren, doch ich weiß, du hast gemerkt, dass
ich da war. Mit einem feuchten Tuch wischte ich dir über die
heiße Stirn. Und ich hielt deine Hand, die im Gegensatz dazu
überraschend kalt war. Den Rosenkranz hatte ich dir auf eigenen
Wunsch schon vor Tagen in die Hand gedrückt, als du noch sprechen
konntest. Ich rief den Dorfpfarrer an, denn auch das war einer
deiner geäußerten Wünsche. Er kam gegen 11 Uhr und spendete dir
die Sterbesakramente. Wir beteten gemeinsam. Als er gegangen war,
saß ich alleine im Zimmer und nahm Abschied von dir. Ich hatte
keinerlei Zeitgefühl mehr. Als um 12 Uhr die Mittagsglocken
läuteten, verließ deine Seele den Körper. Alles war still und
friedlich. Der Klang der Glocken hatte dich in die Ewigkeit
gerufen. Die Nachtwache blieb mir erspart. Als sich der Arzt
wenige Minuten später vor dem Haus einparkte, öffnete ich die Tür
und teilte ihm mit, dass er nur noch den Totenschein ausstellen
konnte. Nun begann ich deine Beerdigung zu planen. Ich habe einen
schönen Anzug und ein weißes Hemd vorbereitet. Die Bestatter
kleideten dich für deinen letzten Weg an, bevor sie dich in den
Sarg legten. Die Krawatte, nach der gefragt wurde, habe ich
weggelassen. Du hättest das nicht gewollt, warst du doch meistens
in Arbeitskleidung in deinem geliebten Garten anzutreffen. Ruhe
in Frieden, Papa!


Voice over: Scott Lockwood, USA


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