190330 Wo wollen wir sitzen? Lk 18,9-14

190330 Wo wollen wir sitzen? Lk 18,9-14

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
In einer halbleeren Kirche sind die ersten Bänke oft leer.
Vielleicht sitzen Kinder dort oder einige alte Frauen, die näher
bei der Muttergottes oder dichter am Redner sitzen möchten, weil
sie dort besser hören. Im Gleichnis Jesu ist es andersherum. Ganz
vorne im Tempel steht der Pharisäer. Er rühmt sich seiner
Gesetzestreue und seines Engagements. Ganz hinten kauert der
Zöllner, traut sich nicht aufzuschauen und bittet Gott um Gnade.
Das Gleichnis Jesu erzählt von einer Welt, in der die vorderen
Plätze im Tempel die der Angesehenen sind, die ein Recht auf einen
Platz in der Nähe des Heiligen beanspruchen. Hinten auf der
Armesünderbank jedoch sitzen die, deren Status in der Gemeinde
prekär ist. Das war bei uns vor 100 Jahren auch noch so. Aber
vielerorts kehrt es sich um: Nach vorne trauen sich die Kinder, die
alte Frau, die nicht mehr lange Zeit hat, solche, die etwas
durcheinander fromm sind, und einige, denen es egal ist, von den
anderen für Streber gehalten zu werden. Hinten sitzen mitunter dann
die, die nicht für simpel, unkritisch oder bigott gehalten werden
wollen und sich lieber eine gewisse Distanz zum Ganzen bewahren.
Die, die entweder von ihrer Gerechtigkeit überzeugt oder auf ihre
Durchschnittlichkeit ganz stolz sind und sich denken: „Danke, dass
ich nicht so bin wie die Frömmler da vorne.“ Wir leben am Anfang
einer Zeit, in der die „Angesehenen“ nicht mehr vorne in der Kirche
gesehen werden wollen, und in der sich die Kleinen, die „Armen im
Geiste“ und die nach Gottes Erbarmen Durstigen nach vorne trauen.
Das sollte uns nicht traurig machen. Mir scheint, dass dieser
Platztausch ein wirklich gutes Zeichen ist. Bleibt nur noch die
Frage, wo wir sitzen wollen…

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