190407 In der Mitte Joh 8,1-11

190407 In der Mitte Joh 8,1-11

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Je bekannter die Schriftstellen, umso leichter werden sie zum
harmlosen Klischee. Das Klischee: ein Kreis von verhärteten Männern
mit Steinen in der Hand, die die wehrlose Frau in der Mitte töten
und bei der Gelegenheit Jesus als Gotteslästerer überführen wollen.
Aber die Frau in der Mitte ist kein Opfer, sie ist Täterin. Es
könnte dort auch eine Mörderin oder ein Kinderschänder stehen. Sie
steht in der Mitte der Anklage, der ans Licht gekommenen Tat. Dort
wo sie steht, muss sie sich stellen. Den Anklägern geht es mit dem
Gesetz des Mose darum, das Böse aus ihrer Mitte zu entfernen (Dtn
22,24). Aber die Sünde der Frau verstellt ihren Blick auf die Ihre.
„Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“
Sie sitzen im selben Boot. Der Lügner unterscheidet sich vom
Kinderschänder erheblich, aber eben doch auch nur graduell. Als sie
alle gegangen sind, steht die Frau noch immer „in der Mitte“. Was
für eine Mitte ist das, wenn keiner mehr um sie steht? Es ist die
Mitte der Aufmerksamkeit Jesu. Die Mitte des Erbarmens. Die Mitte
der Anklage (auch der des Gewissens) wird vor ihm zur Mitte der
Vergebung. Später wird er selbst „in der Mitte“ zwischen zwei
Mördern sterben (Joh 19,18). Er selbst geht „in die Mitte“, um den
Ort der Anklage und der Schande zu einem Ort des Erbarmens zu
machen. Wären die Ankläger doch nicht weggegangen! Hätten sie sich
zu der Frau in der Mitte gestellt, hätten sie mit ihr neu beginnen
können. Fra' Georg Lengerke

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: