Am "toten Punkt" Mk 3,20-35

Am "toten Punkt" Mk 3,20-35

2 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Der schlimmste Vorwurf gegen Jesus lautet: Er gehöre selbst zu
den bösen Mächten, die er bekämpft.


Seine Antwort: Egal, ob es sich um ein Reich, eine Familie, eine
Person oder den Satan selbst handelt – was „gegen sich selbst
entzweit“ ist, wird nicht bestehen, es ist erledigt.


Die Kirche scheine „an einem gewissen ‚toten Punkt‘“ angekommen,
schrieb Kardinal Marx letzte Woche.


Vielleicht hat das Ankommen an einem „toten Punkt“ auch mit ihrem
„Entzweitsein gegen sich selbst“ zu tun:


Mit dem „Entzweitsein“ zwischen dem, was sie vor den Menschen
scheinen, und dem, was sie von Gott her nur ungern und geniert
sein will.


Mit dem Entzweitsein von Christen, Priestern und Bischöfen in
Teilzeit und mit Vorbehalt eines „privaten“ Zweitlebens.


Mit dem Entzweitsein einer Atomisierung der Menschen. Die hätte
geistgewirkte Vielfalt sein sollen. Jetzt aber ist ihr jeder
konstitutive Konsens verdächtig geworden.


Mit dem Entzweitsein zwischen dem Ideal einer vollkommenen Kirche
und ihrer mutwilligen Zerstörung, wenn schon das Ideal ohnehin
nie erreicht wird.


Die Kirche kommt dauernd an den toten Punkt. Hier scheiden sich
die Geister. Und hier wird sie geeint. Gerade das Ankommen am
toten Punkt bewahrt sie vor dem „Erledigt-Sein“.


Ich teile die „österliche Hoffnung“ des Kardinals, dass der tote
Punkt zu einem „Wendepunkt“ wird. Deshalb will ich ungeteilt
Christ und Priester sein – in einer entzweiten Kirche, die geeint
wird.


„Ich wünsche nicht, dass die Kirche vollkommen ist, sie ist
lebendig“, schreibt Georges Bernanos. „Gleich den niedrigsten,
den ärmsten ihrer Kinder, schleppt sie sich aus dieser in die
andere Welt. Sie macht Fehler, sie sühnt sie, und wer für einen
Augenblick den Blick von ihrem Prunk abwendet, hört sie mit uns
in der Finsternis beten und schluchzen.“


Fra’ Georg Lengerke

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