#waldorflerntsexeducation: Grimmsche Märchen – gendersensibel erzählt

#waldorflerntsexeducation: Grimmsche Märchen – gendersensibel erzählt

25 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Die beliebtesten Märchen auch in der Waldorfschule sind die der
Gebrüder Grimm – zumindest im deutschsprachigen Raum. Es sind
Volksmärchen, die von Archetypen erzählen, von Gut und Böse, von
edlen und lasterhaften Eigenschaften. Wenn sie in der ersten
Klasse der Waldorfschule erzählt werden, sollen die darin
erscheinenden Personen keine Prototypen für Geschlechterrollen
sein sondern Gestalten, die das höhere Wesen in uns verkörpern.
Sie zeigen den Kindern, die sich in die Märchen hinein träumen
und noch nicht zwischen Realität und Phantasie unterscheiden
können, dass es das Böse in der Welt zwar gibt, es aber auch ein
ausgleichendes Element gibt, dass dafür sorgt, dass die Bösen
bestraft werden und das die Welt am Ende des Märchens immer gut
und schön ist. Ambivalenzen und komplexe Charaktere erscheinen
erst in den mythologischen Erzählungen der 4. Klasse.


Obwohl also die Geschlechterzuschreibungen angeblich keine Rolle
spielen und gerade nicht als Vorbild dienen sollen, werden oft
die gleichen Figuren benutzt: die böse Hexe bzw Stiefmutter, der
mutige Prinz, die unschuldige Prinzessin, der weise König. Diese
Rollenverteilung kommt nicht zuletzt aus dem historischen
Kontext, im dem die Märchen vor Verschriftlichung durch die
Gebrüder Grimm entstanden sind.


Wenn wir den Kindern also von diesen männlichen und weiblichen
Figuren erzählen, bildet sich nach und nach ein inneres Bild
einer Figur, so dass die Stiefmutter (auch außerhalb des
Märchens, also in echt)  immer erstmal negativ wahrgenommen
wird.


Lässt sich dem nicht ganz einfach vorbeugen, indem der Lehrer die
Protagonist*innen in ihrem Geschlecht verändert? Was passiert,
wenn die Lehrerin die Rollen hin und wieder vertauscht, ganz
beiläufig den Jungen, der 3 Prüfungen bestehen soll, zu einem
Mädchen macht? Würde es den Charakter, die eigentliche Aussage
des Märchens verfälschen? Müssen wir die Märchen wirklich
wortgetreu wiedergeben oder dürfen wir sie verändern, ohne das
der spezifische Duktus – den moderne Adaptionen der Grimmschen
Märchen nicht mehr haben – verloren geht?


Zwei Lehrpersonen haben für uns den Test gemacht. Sven Saar
erzählt von Rapunzel und liefert das Vor- und Nachwort dazu
gleich mit. Kristina Braun erzählt von den drei goldenen Bällen
und regt damit dazu an, Märchen nicht nur binär zu erzählen (also
männliche und weibliche Rollen zu vertauschen) sondern mit
Kombinationen und Geschlechtern zu spielen. Hört selbst, wie die
Märchen auf Euch wirken und versucht es selbst einmal.

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