Die infragenerische Gliederung der Gattung Bomarea Mirb. und die Revision der Untergattungen Sphaerine (Herb.) Baker und Wichuraea (M. Roemer) Baker (Alstroemeriaceae)

Die infragenerische Gliederung der Gattung Bomarea Mirb. und die Revision der Untergattungen Sphaerine (Herb.) Baker und Wichuraea (M. Roemer) Baker (Alstroemeriaceae)

Beschreibung

vor 20 Jahren
Die Gattung Bomarea wurde seit BAKER 1888 nicht mehr revidiert.
Seither hat die Zahl gültig veröffentlichter Namen von 105 auf 280
zugenommen. Eine neue Revision ist dringend erforderlich.
Ausgedehnte Feldstudien in Peru bilden die Grundlage für die
Inangriffnahme dieses Projekts. In der vorliegenden Arbeit wird die
taxonomische Geschichte der Gattung rekonstruiert. Bomarea wird
gegen die nahe verwandte Alstroemeria abgegrenzt. HUNZIKER (1973)
hatte Bomarea sogar eingezogen. Die meisten Autoren erkennen aber
beide Gattungen als selbstständig an (KILLIP 1936; NEUENDORF 1977;
SMITH & GEREAU 1991; AAGESEN & SANSO 1998). Die wichtigsten
Unterschiede zwischen den beiden Gattungen bestehen im Fruchtbau
sowie in den Chromosomenzahlen. Die Basiszahl ist in Alstroemeria x
= 8 und on Bomarea x = 9. Die 4 bekannten Untergattungen werden
überwiegend an Hand von Merkmalen des Ovariums und der Frucht
definiert. Die entscheidenden Kriterien zur Identifikation der 4
Untergattungen sind folgende: Bei Bomarea s.str. ist das Ovarium
immer unterständig, die Frucht ist dehiszent; Die Arten von
Sphaerine sind nicht windend, das Ovarium ist unterständig, die
Frucht indehiszent, das Perikarp ist dünn, saftig, und kräftig
gefärbt; In Wichuraea ist das Ovarium halbunterständig, die Frucht
ist dehiszent; Die Arten des Subgenus Baccata sind immer windend,
das Ovarium ist unterständig, die Frucht ist indehiszent mit einer
dicken, fleischigen Fruchtwand (HOFREITER & TILLICH 2002).
Feldstudien in Peru zeigten innerhalb einer Population eine hohe
Variabilität der Merkmale. Die Merkmals-Variabilität ist bei den
Arten der Untergattung Wichuraea an höchsten, bei Sphaerine am
niedrigsten. Die Verbreitungs- und Evolutionsmuster in Bomarea
unterscheiden sich nach den verschiedenen Höhenstufen und
ökologischen Bedingungen. Es sind 7 verschiedene Lebensformtypen
entstanden. Der Lebensformtyp „windend wachsend in Nebelwäldern“
besiedelt bis auf die Wälder in der Pantepuiregion und im
Küstengebirge von Brasilien alle in Südamerika vorkommenden
Nebelwaldgebiete. Die Ausbreitungsbarrieren konnten in der Eiszeit
überwunden werden, und der im Vergleich zum Tiefland stärker
strukturierte Lebensraum hat dazu beigetragen, mehr Arten entstehen
zu lassen. Die windenden Tieflandarten haben trotz ihres größeren
Verbreitungsgebietes eine weit geringere Artenzahl als die
Nebelwaldarten. Die aufrecht wachsenden Nebelwaldarten haben im
Süden die Grenze der Nebelwälder erreicht, und ihre
Verbreitungsgrenze ist identisch mit der Grenze der windenden
Nebelwaldarten. Warum sie nicht nördlich der
Amotape-Huancabamba-Region vorkommen ist nicht geklärt, warum sie
insgesamt weniger weit verbreitet sind als die windenden
Nebelwaldrandarten erklärt sich durch die Verbreitungsmuster der
Früchte fressenden Vögel. Die Huancabamba-Niederung stellt keine
Ausbreitungsbarriere dar. Es wurde keine Art gefunden die nur
nördlich oder südlich bis zur Grenze der Niederung vorkommt. Die
Amotape-Huancabamba-Region stellt dagegen ein Diversitätszentrum
der Gattung dar. Das zweite Diversitätszentrum ist die Cordillera
Central in Peru. Die aufrecht wachsenden Hochgebirgsarten konnten
sich teilweise aufgrund geologischer Barrieren nicht so weit
ausbreiten, teilweise weil sich die ökologischen Bedingungen in den
offenen Lebensräumen stärker ändern als in den Wäldern. Diese
Lebensform ist mehrmals unabhängig entstanden. Die Trockengebiete
wurden ebenfalls mehrmals unabhängig besiedelt, aber nur von
wenigen, teilweise gering verbreiteten Arten. Die Bomarea-Floren in
allen Regionen erweisen sich als polyphyletisch. Der aufrecht
wachsende Lebensformtyp ist mehrmals entstanden, weil der für diese
Lebensform nötige Habitattyp im Gesamtareal der Gattung stark
fragmentiert ist. Der Lebensformtyp windend in Nebelwäldern
wachsend ist nur einmal entstanden, weil sein Habitat nahezu
kontinuierlich im Areal vorkommt oder zumindest während der letzten
Eiszeit vorkam. Die Schwestergruppe der Alstroemeriaceae sind die
Luzuriagaceae. Innerhalb der Alstroemeriaceae sind die Sphaerinen
den Luzuriagaceae am ähnlichsten. Alstroemeria ist sicher
monophyletisch, Bomarea ist ebenfalls monophyletisch oder
paraphyletisch zu Alstroemeria. Die Alstroemeriaceae gehören ihrer
Abstammung nach der austral-antarktischen Flora an.

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