AI045 - Kriseninterventionsdienst im Dauereinsatz - ein Gespräch mit dem Teamleiter Oberallgäu

AI045 - Kriseninterventionsdienst im Dauereinsatz - ein Gespräch mit dem Teamleiter Oberallgäu

21 Minuten
Podcast
Podcaster
Allgäuer Podcasts: Interessante Gespräche mit Menschen.

Beschreibung

vor 7 Jahren
Urlaubszeit im Allgäu. Das Wetter ist gut, viele Urlauber und
Einheimische unternehmen Ausflüge. Das merken viele Allgäuer vor
allem am Verkehr auf den Straßen, die Richtung Berge und
Ausflugsziele führen. Ein paar merken es am oft mehrmals täglichem
Piepsen des Einsatz-Pagers. Alessandro Genovese ist hauptberuflich
Rettungsassistent. Ehrenamtlich koordiniert er die Einsätze für das
Kriseninterventionsteam (KIT) Kempten, den
Kriseninterventionsdienst (KID) Oberallgäu und ist Mitkoordinator
für die Einsätze der Notfallseelsorge Oberallgäu. In diesem Podcast
erzählt Genovese von seinen persönlichen Erlebnissen, die er auf
Einsätze als Kriseninterventionsdienstler hatte. Er erinnert an die
Schlammlawine in Oberstdorf, die vor über einem Jahr zwei
Wohngebiete nach Starkregen überflutet hatte. Wie die Menschen auf
diese extreme Situation, womöglich Haus und Hof verloren zu haben,
reagierten. Und er erinnert an Einsätze, die ihn persönlich
mitgenommen haben. Als er beispielsweise nach einem tödlichen
Motorradunfall auf der A7 mit seinem Team die Hinterbliebenen
betreuen musste. Das Unfallopfer war Teil einer Motorradgruppe,
deren Mitglieder sich untereinander sehr gut kannten. Nach diesen
Einsätzen bekommen die ehrenamtlich Tätigen Unterstützung von
anderen Experten, damit sie das Erlebnis besser verarbeiten können.
Das Kriseninterventionsteam hat zur Zeit 15 ehrenamtliche
Mitglieder im KID Oberallgäu, 20 sind für das KIT Kempten tätig und
15 für die Notfallseelsorge Oberallgäu. Das Team nimmt gerne neue
Freiwillige auf. Wer Interesse hat, kann sich gerne unverbindlich
informieren. Genovese erzählt im Podcast genau, wie die Ausbildung
abläuft und nimmt auch schon die ersten Ängste: Kein Neuer wird ins
kalte Wasser geschmissen, sondern hospitiert erst mal auf Einsätzen
des Kriseninterventionsteams. So wird man
Kriseninterventions-Helfer - das Mindestalter beträgt 23 Jahre In
den Kriseninterventionsteams (KITs) arbeiten ehrenamtliche
Mitarbeiter. Sie kümmern sich um Menschen, die mit schweren
Erlebnissen - Unfällen, Tod eines Angehörigen, Katastrophen,
Gewaltverbrechen, Suizid - fertig werden müssen, überbringen
Todesnachrichten und leisten "psychosoziale Notfallversorgung". Die
Helfer hören zu, beruhigen und trösten die Betroffenen und
begleiten sie durch die Krise. Wie lange die Betreuung dauert,
richtet sich dabei nach den Bedürfnissen der Betroffenen. Nicht
zuständig ist das KIT bei Ehe- und Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Nicht betreut werden auch Menschen unter Drogeneinfluss und
Betrunkene sowie chronisch psychisch Kranke. Für die Ausbildung zum
Kriseninterventions-Helfer sind folgende Kriterien erforderlich:
Die Personen müssen mindestens 23 Jahre alt sein, über psychische
Stabilität und Empathie verfügen sowie die Bereitschaft mitbringen,
sich umfassend aus- und weiterbilden zu lassen. Zur Ausbildung
gehören ein Grundlehrgang und ein Fachlehrgang. Vermittelt werden
unter anderem Kenntnisse in psychosozialer Notfallversorgung
(PSNV), Psychotraumatologie, Gesprächsführung, Einsatzstruktur,
Aufgaben von Rettungsdiensten und situatives Handeln. Die
Ausbildung beträgt 120 Unterrichtsstunden und wird zum Beispiel vom
Arbeiter Samariterbund (ASB) oder dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK)
angeboten. Während der Ausbildung hospitieren die
Lehrgangsteilnehmer bei Einsätzen unter der Aufsicht eines Mentors.
Mehrmals im Jahr finden Supervisionen statt.

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